Die Auserwählten - In der Brandwüste (German Edition)
in puncto Nahrungsmittelversorgung wieder das Sagen hat. Aber es kann natürlich gut sein, dass die Leute Panik kriegen und trotzdem versuchen werden, sich damit vollzustopfen.«
»Jetzt red doch nicht so einen Klonk«, erwiderte Minho. »Es gibt einen guten Grund, warum wir es bis hierher geschafft haben. Sämtliche Idioten sind mittlerweile hopsgegangen.« Er warf Thomas einen schnellen Blick zu, damit der nicht glaubte, dass Chuck damit gemeint war. Oder vielleicht Teresa.
»Kann sein«, antwortete Newt. »Ich hoffe es natürlich. Jedenfalls finde ich, dass wir die Lage unter Kontrolle bekommen und uns besser organisieren müssen. Genau wie auf der verdammten Lichtung. Die letzten paar Tage waren zum Kotzen, alle haben nur rumgestöhnt, keiner hatte einen Plan, keine Struktur, nichts. So was macht mich völlig fertig.«
»Was hast du denn erwartet?«, fragte Minho. »Dass wir schön in Reih und Glied antreten und Liegestütze machen? Wir hocken hier in einem beklonkten Gefängnis mit drei Räumen und irgendwelchen Scheiß-Zaubertricks fest.«
Newt wischte Minhos Worte mit der Hand weg, als seien sie Fliegen. »Ich meine ja nur, dass morgen offensichtlich alles mal wieder anders wird und wir darauf vorbereitet sein müssen.«
Thomas hatte den Eindruck, dass Newt zwar eine Menge gesagt hatte, aber immer noch um den heißen Brei herumredete.
»Was willst du uns wirklich sagen?«
Newt zögerte und sah erst Thomas, dann Minho an. »Wir müssen dafür sorgen, dass wir einen echten Anführer haben, wenn der morgige Tag anbricht. Es darf keinen Zweifel daran geben, wer für unsere Gruppe verantwortlich ist.«
»Das ist ja wohl der größte Mist, den du je von dir gegeben hast«, erwiderte Minho. »Du bist der Anführer, das weißt du genau, Newt. Das wissen wir alle.«
Newt schüttelte entschieden den Kopf. »Habt ihr vor lauter Magenknurren die verdammten Tattoos vergessen? Oder glaubt ihr, die wären nur zur Dekoration da?«
»Jetzt mach mal nicht so einen Aufstand deswegen«, gab Minho zurück. »Glaubst du wirklich, dass die irgendwas zu bedeuten haben? Die wollen uns nur wirr im Kopf machen!«
Statt einer Antwort zog Newt einfach Minhos Hemd nach hinten, so dass die Tätowierung dort sichtbar wurde. Thomas brauchte sie nicht anzuschauen – er wusste, was da stand. Minho war von ANGST zum Anführer erklärt worden. Minho zuckte mit der Schulter, um Newts Hand abzuschütteln, und ließ seine üblichen sarkastischen Bemerkungen vom Stapel, aber Thomas hatte schon abgeschaltet. Sein Herz schlug beinah schmerzhaft schnell. Er konnte an nichts anderes denken als an das, was auf seinem Hals eintätowiert war.
Dass er ermordet werden sollte.
Es wurde allmählich spät. Thomas wusste, dass sie bald ins Bett gehen und Kraft für den nächsten Tag schöpfen mussten. Die Lichter und er verbrachten den restlichen Abend damit, aus Bettlaken Rucksäcke zu knoten, in denen sie das Essen und die Wechselklamotten aus den Schränken tragen konnten. Einige der Nahrungsmittel waren in Plastiktüten verpackt gewesen. Die füllten sie mit Wasser und banden sie mit Stoffstreifen zu, die sie von den Vorhängen abgerissen hatten. Niemand ging davon aus, dass dieser armselige Ersatz einer Feldflasche lange dicht halten würde, aber etwas Besseres fiel ihnen nicht ein.
Newt hatte Minho schließlich doch noch davon überzeugt, dass er ihr Anführer sein sollte. Allen war klar, dass irgendjemand die Verantwortung übernehmen musste, und Thomas war froh, als Minho widerstrebend einwilligte.
Kurz nach neun Uhr lag Thomas im Bett und starrte wieder mal das Stockbett über sich an. Es war seltsam still im Raum, obwohl er genau wusste, dass noch niemand eingeschlafen war. Wahrscheinlich waren alle von der gleichen Furcht gelähmt wie er. Sie hatten das grauenhafte Labyrinth überlebt. Sie hatten aus nächster Nähe miterlebt, wozu ANGST in der Lage war. Wenn Rattenmann nicht gelogen hatte und alles, was passierte, Teil eines großen Masterplans war, dann hatte diese Organisation Gally gezwungen, Chuck zu töten, eine Frau aus nächster Nähe erschossen, Leute angeheuert, die sie retteten, nur um diese dann abzumurksen, als deren Aufgabe erfüllt war … und immer so weiter.
Und als Krönung des Ganzen hatte sie ihnen auch noch eine fürchterliche Krankheit angehängt, mit der versprochenen Heilung als Köder, damit sie ja nicht aufgaben. Aber wer wusste denn schon, was davon stimmte und was gelogen war? Bisher wies alles darauf hin,
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