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Die Auserwählten - In der Brandwüste (German Edition)

Die Auserwählten - In der Brandwüste (German Edition)

Titel: Die Auserwählten - In der Brandwüste (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Dashner
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fühlte nichts als Luft und sah völlige Schwärze. »Ich bin als Letzter durchgegangen. Sind alle gut angekommen?«
    »Wir haben uns hier schön ordentlich aufgereiht und durchgezählt, bis du hier wie ein wild gewordener Griewer reingebrettert bist«, gab Minho zurück. »Also noch mal von vorn. Eins!«
    Als keiner etwas sagte, rief Thomas: »Zwei!«
    Die Lichter zählten durch, bis Aris als Letzter »Zwanzig!« rief.
    »Okay«, sagte Minho. »Wir sind alle da, auch wenn wir keinen Schimmer haben, wo ›da‹ ist. Man kann ja die Hand nicht vor Augen sehen.«
    Thomas stand still, spürte die anderen Jungs in der Nähe, hörte sie atmen, wagte aber nicht, sich zu rühren. »Schöner Klonk, dass wir keine Taschenlampe haben.«
    »Danke für diese unglaublich hilfreiche Bemerkung, Mister Thomas«, erwiderte Minho. »Also, alle mal herhören. Wir sind wahrscheinlich in einer Art Gang – ich kann auf beiden Seiten die Wand berühren –, und ich habe den Eindruck, die meisten von euch sind rechts von mir. Thomas, da, wo du stehst, sind wir reingekommen. Damit keiner versehentlich durch das Flat-Trans-Ding zurückgeht, folgt jetzt jeder meiner Stimme und kommt auf mich zu. Wir haben ja sowieso keine andere Wahl, als in diese Richtung zu gehen und abzuwarten, wo wir ankommen.«
    Schon als er die letzten Worte sagte, bewegte seine Stimme sich von Thomas weg. Das leise Schlurfen von Füßen und Rascheln von Tragebeuteln sagte ihm, dass die anderen ihrem Anführer folgten. Als er das Gefühl hatte, dass er als Letzter noch übrig war und nicht wieder über jemanden stolpern würde, bewegte er sich langsam nach links und streckte die Hand aus, bis er eine harte, kühle Wand spürte. Er ließ die Hand an der Wand entlanggleiten, um die Orientierung nicht zu verlieren, und ging der Gruppe hinterher.
    Keiner sagte etwas, während sie sich angespannt vorwärtsbewegten. Thomas fand es schlimm, dass seine Augen sich überhaupt nicht an die Dunkelheit gewöhnten – es gab nicht das kleinste bisschen Licht. Die Luft war kühl, roch aber nach Staub und altem Leder. Ein paar Mal prallte er gegen die Person direkt vor ihm: Er wusste nicht einmal, wer es war, weil der Junge nichts sagte, als sie gegeneinanderstießen.
    Sie gingen weiter und immer weiter durch den geraden, schier endlosen Tunnel. Das Einzige, was Thomas ein Gefühl von Realität oder Vorwärtskommen vermittelte, waren seine Hand an der Wand und der Boden unter seinen Füßen. Ansonsten hätte er das Gefühl gehabt, durch leeren Raum zu schweben und überhaupt nicht vom Fleck zu kommen.
    Die einzigen Geräusche waren das Schaben von Schuhen auf dem harten Betonboden und hin und wieder ein kurzes Flüstern. Thomas spürte das laute Pochen seines Herzens, während sie durch den endlosen schwarzen Tunnel schritten. Er musste an die Box denken, den lichtlosen, nach abgestandener Luft riechenden Kasten, mit dem er auf der Lichtung angekommen war; es war ein ganz ähnliches Gefühl gewesen. Aber jetzt hatte er wenigstens greifbare Erinnerungen, seine Freunde und wusste, wer er war. Und wenigstens war ihm jetzt bekannt, worum es ging – um die Heilung – und dass sie dafür vermutlich schreckliche Dinge durchmachen mussten.
    Ein durchdringendes Geflüster, das von oben zu kommen schien, erfüllte mit einem Mal den Tunnel. Thomas blieb wie angewurzelt stehen. Von den Lichtern war das niemand gewesen, da war er sich sicher.
    Minho schrie von vorn, dass sie anhalten sollten. Dann: »Habt ihr das auch gehört?«
    Mehrere von ihnen murmelten zustimmend und stellten Fragen, während Thomas den Kopf in Richtung Decke drehte. Es war nur ein ganz kurzes Raunen gewesen, nur ein paar schnelle Worte, die geklungen hatten, als hätte ein sehr alter und sehr kranker Mann sie geflüstert. Aber von dem, was er gesagt hatte, war kein Wort zu verstehen gewesen.
    Minho rief alle zur Ruhe und forderte sie auf, genau hinzuhören.
    Obwohl es völlig dunkel und insofern eigentlich überflüssig war, machte Thomas die Augen zu, um sich noch besser auf seinen Hörsinn konzentrieren zu können. Weniger als eine Minute verging, bevor dieselbe uralte Stimme wieder heiser flüsterte. Es hallte durch die Luft, als hingen riesige Lautsprecher von der Decke. Thomas hörte einige Lichter vor Schreck keuchen, als hätten sie diesmal verstanden, was die Stimme sagte. Aber Thomas hatte immer noch keinen Schimmer, was die gebrabbelten Worte um alles in der Welt bedeuten könnten. Er schlug die Augen wieder

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