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Die Auserwählten - In der Brandwüste (German Edition)

Die Auserwählten - In der Brandwüste (German Edition)

Titel: Die Auserwählten - In der Brandwüste (German Edition)
Autoren: James Dashner
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zerknickt wurde als zuvor, und steckte sie zurück in die Schublade, aus der er sie geholt hatte. Er stand auf, trat zur Seite und schob den Stuhl an den Schreibtisch heran. Dann faltete er die Hände vor dem Körper und wandte seine Aufmerksamkeit wieder den Lichtern zu.
    »Es ist wirklich ganz einfach«, sagte er in einem so beiläufigen Ton, als ob er erläutern würde, wie man die Dusche im Badezimmer anstellt. »Es gibt keine Regeln. Es gibt keine Richtlinien. Ihr habt nicht viel Proviant, und unterwegs gibt es nichts, was euch helfen wird. Tretet zur festgelegten Zeit durch den Flat Trans. Findet den Weg nach draußen. Geht einhundert Meilen, genau nach Norden, zum sicheren Hafen. Entweder ihr schafft es, oder ihr werdet sterben.«
    Das letzte Wort schien die Jungen endlich aus ihrer Trance zu reißen, und alle redeten plötzlich durcheinander.
    »Was ist ein Flat Trans?«
    »Wie haben wir uns mit Dem Brand angesteckt?«
    »Wie lang dauert es, bis wir richtig krank werden?«
    »Was ist am Ende der hundert Meilen?«
    »Was ist mit den Toten passiert?«
    Es hagelte eine Frage nach der anderen, ein ganzer Chor, der in Gebrüll ausartete. Thomas sparte sich die Spucke. Der Fremde würde ihnen sowieso nichts verraten. Ob den anderen das nicht klar war?
    Rattenmann wartete geduldig, ohne irgendwelche Antworten zu geben, und ließ den Blick nur zwischen den Lichtern hin und her huschen. Seine Augen hefteten sich auf Thomas, der schweigend dasaß und ihn hasserfüllt anstarrte. Voller Hass auf ihn, auf ANGST. Auf die ganze Welt.
    »Alle Strünke mal die Klappe halten!«, übertönte Minho schließlich das Chaos. Die Fragerei hörte umgehend auf. »Der Idiot antwortet sowieso nicht, also seid still und hört zu.«
    Rattenmann nickte ein Mal kurz mit dem Kopf in Minhos Richtung, als bedanke er sich bei ihm. Oder erkenne seine Weisheit an. »Einhundert Meilen. Nach Norden. Ich hoffe, ihr schafft’s. Denkt daran – ihr habt Den Brand. Falls euch der Antrieb fehlen sollte: Wir haben alle infiziert. Und wenn ihr den sicheren Hafen erreicht, werdet ihr geheilt.« Er wandte sich ab und ging auf die Wand hinter sich zu, als wollte er einfach hindurchgehen. Kurz davor blieb er stehen und drehte sich noch einmal zu ihnen um.
    »Eine letzte Sache noch«, sagte er. »Ihr braucht nicht zu glauben, dass ihr den Tests in der Brandwüste entgehen könnt, indem ihr morgen früh zwischen sechs und sechs Uhr fünf nicht durch den Flat Trans tretet. Wer zurückbleibt, wird sofort auf sehr … unerfreuliche Art und Weise hingerichtet. Ihr seid besser dran, wenn ihr euer Glück versucht. Ich wünsche allen gutes Gelingen.«
    Und damit wandte er sich ab und ging weiter auf die Wand zu.
    Doch bevor man erkennen konnte, was geschah, lief die unsichtbare Barriere zwischen ihnen und dem Mann auf einmal weiß an und hatte sich in Sekundenschnelle in eine undurchsichtige Nebelwand verwandelt. Genauso schnell verschwand der Nebel wieder, und die andere Seite des Gemeinschaftsraums kam zum Vorschein.
    Außer dass es keine Spur mehr von einem Schreibtisch und einem Stuhl gab. Und von Rattenmann erst recht nicht.
    »Ich fress gleich einen Besen«, flüsterte Minho neben Thomas.

Die Lichter schrien wild durcheinander, aber Thomas ging einfach weg. Er brauchte etwas Ruhe und wusste, dass er nur im Badezimmer allein sein konnte. Statt zum Schlafsaal der Jungen zu gehen, wandte er sich in Richtung des Zimmers, in dem erst Teresa und dann Aris geschlafen hatten. Dort lehnte er sich im Bad mit verschränkten Armen ans Waschbecken und starrte erschöpft zu Boden. Zum Glück war ihm niemand gefolgt.
    Der Kopf drohte ihm von dem, was hier vor sich ging, zu explodieren. Erst die nach Tod und Verwesung riechenden Leichen, die von der Decke hingen und in Minutenschnelle verschwunden waren. Dann der Fremde – und sein Schreibtisch! –, der wie von Geisterhand aufgetaucht und von einem unsichtbaren Schutzschirm umgeben war. Und sich dann wieder in Luft auflöste.
    Dabei waren das noch ihre geringsten Sorgen. Mittlerweile war klar, dass die Rettung aus dem Labyrinth eine Farce gewesen und alles von ANGST geplant war. Aber wer waren die armen Kerle, von denen die Lichter aus der Höhle der Schöpfer gerettet, in den Bus gesetzt und hierhergebracht worden waren? Hatten diese Leute gewusst, dass man sie hinterher umbringen würde? Waren sie überhaupt wirklich umgebracht worden? Der Rattenmann hatte gesagt, die Lichter dürften weder ihren Augen noch ihren
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