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Die Auserwählten - In der Brandwüste (German Edition)

Die Auserwählten - In der Brandwüste (German Edition)

Titel: Die Auserwählten - In der Brandwüste (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Dashner
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durchgedrehter Irrer war, der seinen Tod wollte? Der ihm verdammt noch mal die beklonkte Nase abbeißen wollte?
    Er trottete zu ihr zurück und hielt das Messer von sich weg, als wäre es in Gift getaucht. Als könnte er sich allein vom Anfassen des Mordwerkzeuges hundert Krankheiten einfangen und eines langsamen und qualvollen Todes sterben.
    Der Crank kreischte immer weiter, die Arme auf dem Rücken zusammengepinnt.
    Brenda sah Thomas tief in die Augen und sagte sehr langsam und bestimmt: »Ich dreh ihn jetzt um – und du versetzt ihm einen Stich ins Herz!«
    Thomas wollte den Kopf schütteln, hielt dann aber inne. Er hatte keine Wahl. Er musste es tun. Schließlich nickte er.
    Brenda stieß vor Anstrengung einen Schrei aus, als sie sich auf die rechte Seite des Cranks fallen ließ und ihn dabei herumriss. Seine schrillen Schreie wurden noch lauter, falls das möglich war. Da war sein Brustkorb und wölbte sich nur wenige Zentimeter von Thomas entfernt vor. Er brauchte nur zuzustechen.
    »Jetzt!«, brüllte Brenda.
    Thomas umklammerte das Messer fester. Dann hielt er es auch noch mit der anderen Hand fest, alle zehn Finger waren um das Heft geschlossen, die Schneide zum Boden gerichtet.
    »Jetzt!«, schrie Brenda noch einmal doppelt so laut.
    Der Crank kreischte.
    Schweiß strömte Thomas über das Gesicht.
    Sein Herz hämmerte, pumpte, rasselte.
    Schweiß in seinen Augen. Alles an seinem Körper tat weh. Diese fürchterlichen, unmenschlichen Schreie.
    »Jetzt!«
    Mit ganzer Kraft stieß Thomas dem Crank das Messer in die Brust.

Die nächsten dreißig Sekunden waren ein einziger Horror für Thomas.
    Der Crank kämpfte um sein Leben. Er zuckte. Verschluckte sich und spuckte. Brenda drückte ihn nach unten, während Thomas das Messer mit einem schmatzenden Geräusch umdrehte. Tiefer hineinstieß. Es dauerte lang, bis dem Mann das Leben entwich, das Licht in seinen wahnsinnigen Augen erlosch und das Stöhnen und Zucken allmählich weniger wurde und dann endlich aufhörte.
    Doch schließlich war der brandverseuchte Mann tot, und Thomas ließ sich auf den Rücken fallen, sein gesamter Körper angespannt wie eine rostige Sprungfeder. Keuchend schnappte er nach Luft und kämpfte gegen die Übelkeit an, die in seiner Brust nach oben steigen wollte.
    Er hatte gerade einen Menschen ermordet. Ihm das Leben genommen.
    »Wir müssen raus hier«, sagte Brenda und sprang auf die Füße. »Die andern haben bestimmt das Geschrei gehört. Nichts wie weg.«
    Thomas konnte es nicht fassen, dass sie cool blieb und so schnell über das, was sie gerade getan hatten, hinwegkommen konnte. Aber ihnen blieb keine andere Wahl. Schon hallten die ersten Laute der zurückkommenden Cranks durch den Tunnel – sie klangen wie Hyänen, die durch eine Schlucht liefen.
    Thomas zwang sich zum Aufstehen und verdrängte die Schuldgefühle, die ihn aufzufressen drohten. »Von mir aus, aber mir reicht’s.« Erst die kopffressenden Quecksilberkugeln. Jetzt der Zweikampf mit Cranks. Beides im Stockdustern.
    »Was meinst du?«
    Er hatte die Nase voll von langen schwarzen Tunneln. Gestrichen voll. Nie wieder. »Ich will ans Tageslicht. Es ist mir egal, wie schwierig es wird. Ich will Tageslicht. Sofort!«
    ***
    Brenda widersprach nicht. Sie führte ihn um mehrere Ecken und Kurven, und bald schon stießen sie auf eine lange Metallleiter, die in Richtung Oberfläche führte, raus aus dem Untergeschoss. Die grausigen Geräusche der Cranks waren in der Ferne zu hören. Gelächter, verrücktes Gelaber und Gekicher. Ab und an ein Schrei.
    Sie mussten mit aller Kraft von unten gegen den runden Gullydeckel drücken, aber dann bewegte er sich doch, und sie konnten herausklettern. Plötzlich standen sie im grauen Dämmerlicht, auf allen Seiten umgeben von unglaublich hohen Gebäuden. Eingeschlagene Fensterscheiben. Über die Straßen verteilter Müll. Mehrere offen herumliegende Leichname. Gestank nach Gammel und Staub. Hitze.
    Aber keine Menschen. Keine lebenden zumindest. Der Schreck durchzuckte Thomas, dass seine Freunde womöglich unter den Leichen sein könnten, aber das war nicht der Fall. Die herumliegenden Toten waren ältere Männer und Frauen, bei denen die Verwesung bereits eingesetzt hatte.
    Brenda drehte sich einmal langsam im Kreis, um sich zu orientieren. »Okay, ich würde sagen, Richtung Berge geht’s hier entlang.« Sie zeigte auf eine Straße, aber es war unmöglich festzustellen, in welche Himmelsrichtung sie führte, weil die Hochhäuser die

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