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Die Auserwählten

Die Auserwählten

Titel: Die Auserwählten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. J. Kazinski
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Polizeibeamte dieses Landes. Eine katastrophale Aktion, die Niels in arge Schwierigkeiten gebracht hatte. Er war in einer Nebenstraße gelandet, wo er zwei junge Männer mit Baseballschlägern hatte beschwichtigen sollen, was ihm erst gelungen war, nachdem er einen Schlag auf den linken Arm und seine unterste Rippe bekommen hatte. In den Augen der Jugendlichen hatte purer Hass geglüht, eine Supernova aus Frust, die Niels ausbaden musste. Als er den ersten endlich zu Boden gerungen und ihm Handschellen angelegt hatte, war er wüst beschimpft worden. Der Dialekt des Jungen ließ keinen Zweifel über seine Herkunft zu: Nordseeland, Rungsted. Einer der Zöglinge des Wohlstandsadels.
    Heute Nacht waren ausnahmsweise weder Islamisten noch Jugendliche außer Rand und Band, die die Straße aufmischten, sondern ein Soldat, der nach Hause geschickt worden war und seine letzten Patronen für seine Familie aufgespart hatte.
    »Niels!«
    Niels überhörte das Klopfen an der Scheibe. Drei viertel seiner Zigarette standen noch aus.
    »Niels. Es ist so weit!«
    Nach zwei tiefen Zügen stieg er aus. Der Regen prasselte auf ihn herab.
    Der Beamte, ein blutjunger Kerl, sah ihn an. »So ein Scheißwetter!«
    »Was wissen wir?« Niels schnippte die Zigarette weg und bückte sich unter der Absperrung hindurch.
    »Er hat drei oder vier Schüsse abgefeuert und eine Geisel genommen.«
    »Wissen wir etwas über die Geisel?«
    »Nichts.«
    »Kinder?«
    »Keine Ahnung, Niels. Leon ist drinnen im Treppenhaus.« Er streckte seinen Arm aus und zeigte nach vorne.
    Dienstag, 15. Dezember 2009
    »Fuck you!« hatte eine ehrliche Seele über den Klingelschildern in die Wand geritzt. Das Treppenhaus war gleichermaßen der Ruin und das Testament der politischen Beschlüsse all der letzten Jahre: Rettet Christiania! Fuck Israel! Weg mit den Panzern! , konnte Niels lesen, bevor die rostige Haustür hinter ihm ins Schloss fiel. Auf den wenigen Metern war er bis auf die Knochen nass geworden.
    »Regnet es?«
    Niels konnte nicht feststellen, welcher von den drei Beamten auf der Treppe der Witzbold war.
    »Im zweiten Stock?«
    »Yes, Sir.«
    Vermutlich grinsten sie hinter ihm, als er nach oben ging, vorbei an zwei weiteren jungen Polizisten mit schusssicheren Westen und automatischen Waffen in der Hand. Die Welt war nicht besser geworden, seit Niels vor zwanzig Jahren an der Polizeischule angenommen worden war. Im Gegenteil. Das stand deutlich in den Augen der jungen Beamten geschrieben. Ihre Blicke waren kalt, starr und alles andere als wohlwollend.
    »Bleibt ruhig, Jungs, wir kommen schon wieder lebendig nach Hause«, flüsterte Niels ihnen zu, als er an ihnen vorbeiging.
    »Leon?«, rief einer der Polizisten. »Der Typ, der das Gespräch führen soll, ist auf dem Weg hier rauf.«
    Niels wusste genau, wofür Leon stand. Verlangte man von Leon, sich für ein Motto zu entscheiden, würde es lauten: Operation gelungen, Patient tot.
    »Mein Freund Damsbo?« Leon beugte sich über das Geländer, bevor Niels um die Ecke bog.
    »Ich wusste nicht, dass du Freunde hast, Leon.«
    Leon ging zwei Schritte nach unten und sah Niels überrascht an. In den Händen hielt er eine kleine Maschinenpistole, Heckler & Koch.
    »Bentzon? Wo zum Henker haben die dich denn ausgegraben?«
    Niels sah in Leons Augen: Sie waren tot und grau – ein Abbild des Novemberwetters draußen.
    Niels hatte Leon schon lange nicht mehr gesehen. Niels war sechs Monate lang krankgeschrieben gewesen, und Leons Bartstoppeln waren weiß geworden, sein Haaransatz hatte sich zurückgezogen und machte den Falten Platz.
    »Ich dachte, die würden Damsbo schicken.«
    »Damsbo ist krank und Munkholm im Urlaub«, antwortete Niels und schob die Mündung der Maschinenpistole zur Seite.
    »Kriegst du das hin, Bentzon? Es ist lange her, dass du das letzte Mal so was gemacht hast. Nimmst du noch Medikamente?«
    Ein herablassendes Lächeln trat auf Leons Lippen, ehe er fortfuhr: »Ich dachte, du würdest dich nur noch um Verkehrssünder kümmern und Knöllchen verteilen?«
    Niels schüttelte den Kopf und versuchte nicht zu zeigen, wie sehr er außer Atem war. Er tat, als atmete er tief durch, um besser nachdenken zu können. »Wie schlimm ist es?«, fragte er.
    »Peter Jansson, siebenundzwanzig. Er ist bewaffnet. Ein Irak-Veteran. Hat anscheinend auch einen Orden bekommen. Jetzt droht er damit, seine ganze Familie zu erschießen. Ein Kollege vom Militär ist unterwegs. Vielleicht kann der ihn dazu bringen,

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