Die Ausgelieferten
worden, um dem Übelstand abzuhelfen. Er selbst, H., habe den Landsvogt G. Österdahl verständigt, ohne jedoch auf Verständnis zu stoßen. In Växjö und Örebro stehe es mit der Bewachung besser.
Die bisherigen Erfahrungen zeigten deutlich, dass eine zufriedenstellende Bewachung die Anwesenheit von mindestens einem Mann pro Krankensaal erforderte (ein Krankenpfleger würde sich am besten für die Aufgabe eignen), ständige Polizeibewachung in jedem Flur sowie eine ständige äußere Bewachung vor dem jeweiligen Krankenhaus. Die spätere Flucht eines Internierten aus Växjö sollte die Notwendigkeit einer lückenlosen Bewachung erweisen.
Ein abschwächender Faktor. Die meisten Internierten waren infolge des Hungerstreiks ziemlich kraftlos, und eine Flucht erschien deshalb ausgeschlossen. Nachdem sie jedoch wieder Nahrung zu sich nahmen, erhöhte sich die Wahrscheinlichkeit von Fluchtversuchen.
Ein Kommunikationsproblem. Während der ersten vier Tage in Ulricehamn lag Eichfuss mit den elf anderen Balten dieses Kontingents zusammen. Kontakte mit der Umwelt waren ihm in begrenztem Umfang erlaubt, unter anderem hielt er ständige Verbindung mit einer schwedischen Zeitung in Eksjö. Am 3. Dezember empfing er eine lettische Delegation. Am Nachmittag dieses Tages beauftragte Generaldirektor Axel Höjer Dr. Bruce, beim Chefarzt in Ulricehamn die Möglichkeiten für eine Isolierung von Eichfuss zu erkunden; einer vollständigen Kontrolle dieses Mannes komme besondere Bedeutung zu. Dr. Juhlin-Dannfeldt teilte mit, dass Eichfuss nur überwacht werden könne, wenn man ihn in eine besondere Abteilung verlegte. Am 3. Dezember erfuhr Dr. Adams-Ray von Dr. Samuelsson , dass Eichfuss bereit sei, seinen Kameraden die Beendigung des Hungerstreiks zu empfehlen. Dr. Samuelsson wurde ermächtigt, dies den Chefärzten der verschiedenen Kliniken ohne vorherige Anhörung des Generaldirektors telegrafisch mitzuteilen. Am 4. Dezember erklärte Dr. Adams-Ray Dr. Samuelsson , dass Eichfuss keine Stellungnahmen abgeben dürfe. Am 5. Dezember erhielt Dr. Svenning von Dr. Samuelsson einen telefonischen Bericht, in dem dieser ihm mitteilte, dass Eichfuss eine neue Erklärung an seine Kameraden vorbereitet habe. Dr. Samuelsson erhielt Bescheid, dass diese Erklärung unter keinen Umständen abgeschickt werden dürfe. Sie solle vielmehr durch Eilboten an die Medizinalbehörde geschickt werden. Am 6. Dezember wurde die Verlegung Eichfuss’ ins Bereitschaftskrankenhaus von Kristianstad vorbereitet, wovon man sich eine wirksame Isolierung versprach.
Am Freitag, dem 7. Dezember, kurz vor der Abfahrt nach Kristianstad, am letzten Tag in Ulricehamn, führte der Chef der Medizinalbehörde, Generaldirektor Axel Höjer, ein langes Gespräch mit Elmars Eichfuss-Atvars. Von dieser Unterredung wurde ein geheimes Protokoll angefertigt. Eichfuss (im folgenden E. genannt) machte im Verlauf dieses Gesprächs einige Angaben über sich und seine Vergangenheit. Die folgende Biographie entspricht seinen Angaben.
E., 1912 in Riga geboren, beendete das Gymnasium 1926. Von 1928 bis 1930 lag er in einem Sanatorium, um eine Tuberkulose zu kurieren. 1930 bis 1933 studierte er an der Universität Riga; seinen Wehrdienst leistete er 1934 in Riga ab. Von 1935 bis zum Januar 1940 studierte er in Greifswald Medizin und erhielt dort »deutsche Papiere, die sein Studium bescheinigten«; seine Aussagen sind in diesem Punkt sehr ungenau. 1940 kehrte E. nach Riga zurück, um nach einem verschollenen Bruder zu suchen. Anschließend ging er nach Deutschland. In der Folgezeit arbeitete er im Krankenhaus von Lodz. Im April 1940 wurde er gemustert und in die deutsche Wehrmacht eingezogen. Wenig später kehrte er wiederum nach Riga zurück, um seine Familie zu holen. Im Herbst arbeitete er wieder als Arzt in Lodz. Nach dem deutschen Angriff auf Russland wurde er in der Ukraine dem deutschen Kommissar für Kriegsgefangene unterstellt. Für das Massengrab in Wenitza macht E. die Deutschen verantwortlich. »Ich habe Dokumente.« Er wurde dem Kriegsgefangenenlager von Schitomir zugeteilt.
E. hat großen Nutzen von seiner umfassenden Ausbildung. Über die Art seines Dienstes im Distrikt von Schitomir weiß man nichts Genaues. Er gibt jedoch an, dass die Lage der russischen Kriegsgefangenen äußerst schwierig gewesen sei. »Die Deutschen konnten den Russen nicht genügend Lebensmittel geben, so dass an jedem Tag sechshundert Gefangene verhungerten.« E. bekam hier Gelegenheit, die
Weitere Kostenlose Bücher