Die Ausgelieferten
Verschlechterung der Lage Schwedens gegenüber Russland verantwortlich ist.«
Er fügte hinzu, die Minister Zetterberg, Danielsson und Quensel hätten gegen den Beschluss über die Auslieferung Vorbehalte geäußert, und wiederholte, die Situation sei sehr ernst. Er endete mit der Feststellung:
»Die Frage gilt nicht nur dem Asylrecht. Sie gilt auch der Autorität der Regierung.«
Jetzt folgte eine Reihe kurzer Beiträge, in denen die Mitglieder des Ausschusses ihren Standpunkt in der Frage darlegten. Ward stellte fest, dass ein Zurück nicht mehr möglich sei. Er wolle sich dennoch mit Nachdruck an die Regierung wenden, sie möge das hier Gesagte beachten und alle Möglichkeiten erwägen, den Abtransport zu verschieben. Skoglund sagte, es gebe keine geteilte Meinung darüber, dass man die Deutschen ausliefern solle. Er war der Ansicht, dass die Regierung sich durch die Note vom 27. Oktober noch entschlossener festgelegt habe und dass »der Schaden jetzt noch größer wird, wenn die Balten ausgeliefert werden«. Ivar Anderson meldete sich nochmals und betonte, dass »man die russischen Drohungen nicht allzu ernst nehmen solle. Trotz der außenpolitischen Risiken kann ich eine Auslieferung der Balten nicht befürworten. Die innenpolitischen Spekulationen des Ministerpräsidenten sind völlig theoretisch.« Lindqvist bekannte, dass die Lage im Juni eine völlig andere gewesen sei als heute. »Ich kann der Regierung jedoch nicht raten, von dem Vorsatz abzuweichen. Die öffentliche Meinung ist außerdem ja überhaupt nicht einheitlich, und ich bin der Meinung, dass die Abmachung erfüllt werden muss. Ich würde es jedoch begrüßen, wenn die Regierung einen Ausweg findet.« Bergvall befürwortete ebenfalls einen Aufschub. Östen Undén stellte in einer kurzen Replik fest, dass die erwähnte Note die Schweden überhaupt nicht stärker verpflichtet habe. »Wir dürfen durchaus individuelle Untersuchungen vornehmen, um diejenigen auszuschließen, die dem Wortlaut der Note zufolge nicht ausgeliefert werden sollten.« Er wiederholte, man dürfe die Russen nicht dem Verdacht aussetzen, sie wollten die Balten schlechter behandeln als andere Völker.
Berg wandte sich entschieden gegen einen Aufschub.
»Man löst das Problem nicht mit Wünschen, und die Regierung braucht nicht aufgefordert zu werden, nach Auswegen zu suchen. Es ist auch undenkbar, dass die Frage sich von selbst erledigt. Entweder wird die Entscheidung umgesetzt, oder man muss neue Gründe für eine Verhinderung des Abtransports finden. Wir laufen Gefahr, einen innenpolitischen Konflikt auszulösen, wenn die Frage auf die Spitze getrieben wird. Es wird im Land eine Unruhe geben, von der wir verschont bleiben sollten. Es sähe nicht gut aus, wenn man versuchte, sich aus der Angelegenheit herauszuwinden, um am Ende doch zu Kreuze kriechen zu müssen.«
Wistrand stimmte mit Ward überein, war aber der Ansicht, dass »die Entscheidung unerhört schwierig sei«. Und so konnte Ministerpräsident Per Albin Hansson am Ende die Ansichten zusammenfassen und die Debatte beenden.
– Ivar Anderson ist der einzige, der sich entschieden gegen die Auslieferung der Balten ausgesprochen hat. Alle anderen haben von einem Aufschub gesprochen – und das bedeutet doch wohl, dass die Dinge irgendwann einmal doch ihren Lauf nehmen sollen. Man erlegt der Regierung die Verantwortung auf. Die Regierung hat alle Möglichkeiten untersucht und keinen Ausweg gefunden. Es ist jedoch denkbar, dass wir in einzelnen Fällen, zum Beispiel bei einigen Jugendlichen, eine erneute Prüfung vornehmen und sie von der Auslieferung ausnehmen, aber eine solche individuelle Prüfung wäre ungerecht. Denn die anderen, die wir nach dieser Prüfung ausliefern würden, wären unter Umständen einem härteren Schicksal ausgesetzt als im Fall des Festhaltens an dem Beschluss, dass alle ausgeliefert werden müssen. Sollte eine andere Regierung einen Ausweg finden können, werden wir uns natürlich gegen eine andere Lösung nicht sperren. Es ist im übrigen enttäuschend, wenn man sich an den Auswärtigen Ausschuss wendet und keine wirklich klare Stellungnahme erhält. Früher oder später müssen Sie sich doch entscheiden, meine Herren.
Das Protokoll der Sitzung des Auswärtigen Ausschusses endet mit einer mehr allgemeinen Bemerkung.
Dort steht:
»Der König, der der fast zweistündigen Diskussion sehr aufmerksam gefolgt war, schien zum Schluss noch etwas sagen zu wollen, nahm aber davon Abstand und
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