Die Ausgelieferten
werden. Ebenso steht fest, dass irgendeine koordinierte Meinungsäußerung bevorsteht. Die Leitung der Vorbereitungen liegt offenbar in den Händen des Klerus.
»Afton-Tidningen« am 24.11.1945
I m Oktober 1944 erhielt Pastor Allan Svantesson vom Erzbischof den Auftrag, die Seelsorge für die baltischen Flüchtlinge zu organisieren. Anfang Januar 1945 hatte man jene baltischen Pfarrer berufen, die die Seelsorge unter den estnischen und lettischen Flüchtlingen ausüben sollten. Man schuf eine besondere Dienststelle mit der Bezeichnung »Baltisches Kirchenbüro«. Die Rechtsgrundlage für den Besuch der einzelnen Lager bildete eine von Svantesson im Auftrag des Erzbischofs ausgestellte Bescheinigung, in der die baltischen Pfarrer von der schwedischen Kirche ermächtigt wurden, die Seelsorge auszuüben.
Sie wurden angewiesen, sich allein auf seelsorgerische Aufgaben zu beschränken, aber nach dem, was Svantesson später erfuhr, hielt er es für möglich, »dass sie nach Bekanntwerden des Auslieferungsbeschlusses ihre eigenen Wege gingen«.
Er hielt es nicht für undenkbar, dass sie in ihren Predigten »von dem harten Schicksal« sprachen, »das die Balten in Russland erwartete«.
Am 14. November wurde er von Ignas Scheynius, dem Vorsitzenden des Litauischen Hilfskomitees, über die Auslieferung informiert. Er nahm mit Anders Yngve Pers, Bischof Manfred Björkquist und dem Erzbischof Verbindung auf. Bei der Unterredung mit Undén am 20. November 1944 war er anwesend. In der nachfolgenden internen Beratung wurde beschlossen, Allan Svantesson nach England zu schicken. Er sollte, wenn möglich, die dortigen kirchlichen Stellen dazu bewegen, die Aktion gegen die Auslieferung zu unterstützen. Englische Hilfe würde sehr wertvoll sein, da sie von alliierter Seite käme.
Das Litauische Komitee in Amerika »stellte Geldmittel für die Reise Svantessons zur Verfügung«, und er reiste am 23. November 1945 ab.
In England nahm Svantesson mit dem Bischof von Chichester und, durch Boten, mit dem Erzbischof von Canterbury Verbindung auf. Er traf sich mit dem Bischof im Parlamentsgebäude, »wobei der Bischof seiner Hoffnung Ausdruck gab, dass die Balten nicht ohne sorgfältige Prüfung eines jeden Einzelfalles ausgeliefert werden möchten«.
Einige Tage später wurde von einem Presseamt die Behauptung dementiert, der Erzbischof von Canterbury wolle die schwedische Oppositionsbewegung in irgendeiner Weise unterstützen.
Die Fahrt nach England musste Svantesson zufolge als ziemlich enttäuschend bezeichnet werden, jedoch nicht als völliger Misserfolg. Am ersten Sonnabend im Dezember hielt er in der Seglora-Kirche zu Stockholm einen Gottesdienst, nach dessen Ende ein Mann sich erhob und S. öffentlich dankte, den er als einen »bemerkenswerten Mann« bezeichnete. S. zog sich daraufhin durch eine Seitentür zurück, um weiteren Huldigungen zu entgehen. Das Intermezzo wurde in den Zeitungen mit keinem Wort erwähnt.
Warum war er nach England gefahren? Welche Wertbegriffe lagen seinem Denken und Handeln zugrunde? Wie, genau, war seine menschliche Einstellung? Wie war seine politische Grundhaltung? Kennzeichen: Schriften. 1. »Jugendfeind Nr. 1«, über den modernen öffentlichen Tanz, Stockholm 1941. 2. »Untergang oder Läuterung?«, über Vergnügungsindustrie, Ideale, Jugendfürsorge, Stockholm 1941. 3. »Der Gefängnisinsasse, das Gefängnis und die Freiheit«, ein Plädoyer, Stockholm 1942. 4. »Sexualkundeunterricht in Maßen«, Stockholm 1942. 5. »Volksmoral und Vergnügungsleben«, Stockholm 1942. 6. »Der Kommunismus – eine Religion!«, Uppsala 1949.
Fürbitte für die Internierten, gehalten in der Kirche von Eksjö am Sonntag, dem 25. November 1945, von Unterpfarrer Gustav Brodin.
»Aus Anlass des schrecklichen und furchtbaren Schicksals, das auf die Fremden wartet, die seit einigen Monaten in unserer Nähe sind, ist es unsere unbedingte Pflicht, unserer Trauer im Namen der menschlichen Solidarität Ausdruck zu geben. Wir überlassen das Urteil über das Geschehene Ihm, der gerecht urteilt, aber es scheint so zu sein, dass, wenn christliche Grundsätze der Leitstern unserer Staatsführung wären, das vorliegende Problem auf eine Weise gelöst werden könnte, die unser und unseres Landes würdiger wäre. Es hat den Anschein, als könnten wir für diese Unglücklichen nichts mehr tun, aber ein Weg steht uns noch offen; der der Fürbitte. Gott der Allmächtige vermag zu helfen, wo wir nichts ausrichten, und in seine
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