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Die Auslese: Nur die Besten überleben - Roman (German Edition)

Die Auslese: Nur die Besten überleben - Roman (German Edition)

Titel: Die Auslese: Nur die Besten überleben - Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joelle Charbonneau
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Tomas einige Stunden geschlafen hat, sind seine Augen rot und müde. Meine Versuche, ein Gespräch mit ihm zu beginnen, ignoriert er mehr oder weniger, und wenn er etwas sagt, dann geht es nur darum, dass er sich Sorgen um Nahrung und Wasser macht. Ich gebe mein Bestes, um optimistisch zu bleiben, als endlich eine Brücke in Sicht kommt, die in hohem Bogen zu einer weiteren Stadt führt. Mein Mund wird trocken vor Angst. Schon wieder ein Test?
    Die Brücke führt einige Meilen über Land, ehe sie einen breiten Fluss überspannt. Von weiter oben sieht das Wasser sauberer aus als alles, was wir bislang im Prüfungsgebiet gesehen haben. Dieser Fluss muss von einer Kolonie nördlich von hier gereinigt worden sein.
    Unglücklicherweise ist die Brücke, die uns auf die andere Seite führt, viel höher als erwartet, sodass das Wasser verführerisch nah ist und doch außer Reichweite bleibt. Die einzige Möglichkeit, an das Wasser zu gelangen, besteht darin, das lange Stück zum Anfang der Brücke zu radeln. Vielleicht ist das der Sinn des Auslesetests: Die Prüfer wollen sehen, ob wir erkennen, dass es mehr Aufwand bedeutet, an das Wasser zu kommen, als einfach nach einer anderen Quelle zu suchen. Allerdings dürfte das einem verzweifelten Kandidaten ziemlich egal sein. Ich bin froh, dass wir nicht so verzweifelt sind.
    Am Ende der Brücke werden wir von einem Teich mit weitaus weniger glitzerndem, aber, meinen Tests nach zu urteilen, trinkbarem Wasser belohnt. Weiter weg, vielleicht zwei oder drei Meilen entfernt, wartet die Stadt. Nach unserer letzten mühsamen Tour durch die Straßen sind wir uns unserer schwindenden Vorräte durchaus bewusst. Selbst mit meinem Geheimvorrat an Nahrung können wir nicht länger als ein paar Tage überleben.
    Tomas würde nur zu gerne vor dem, was hinter ihm liegt, davonlaufen, doch er schlägt vor: »Warum übernachten wir nicht hier? Wir können uns waschen und vielleicht auch irgendein Wildtier erlegen, bevor wir uns in die Stadt wagen.«
    Ich stimme sofort zu und überlasse es Tomas, die Wasserflaschen zu füllen und mit den Reinigungschemikalien zu behandeln. Währenddessen breche ich in südwestliche Richtung auf, stelle Fallen und suche nach anderen frischen Lebensmitteln. Mehrere hundert Meter entfernt entdecke ich ein kleines Wäldchen, wo ich meine Schlingen auslege und mich nach Wurzeln und Grünpflanzen umsehe. Ich grabe gerade einige wilde Karotten aus, als ich eine Bewegung im bewaldeten Gebiet jenseits des Grenzzaunes wahrnehme. Der Mann mit dem grauen Haar taucht hinter einem hohen Busch auf. Er nähert sich dem Zaun und winkt mich heran. Ohne groß darüber nachzudenken, lege ich meine Tasche auf einen Baumstumpf und entferne mein Erkennungsarmband, das ich oben auf meinen Sachen ablege. Dann laufe ich die fünfzig Meter bis zum Zaun und frage mich währenddessen, was das Schicksal wohl diesmal für mich bereithält.

Kapitel 17
    Ich mache mir nicht die Mühe, meine Waffe hervorzuholen. Wenn dieser Mann mich hätte töten wollen, hätte er es bereits vor einigen Tagen getan. Seine grauen Haare lassen ihn alt aussehen, aber seine Augen und sein faltenloses Gesicht verraten mir, dass er um viele Jahre jünger ist, als ich zuerst angenommen habe. Er trägt ein graues, ärmelloses Hemd, das den Blick auf seine muskulösen Arme freigibt, und eine braune, locker sitzende Hose. In seiner Hand hält er wieder diese Art Beutel, die mir ja mittlerweile schon richtiggehend vertraut ist.
    Ich schiebe mir die Haare aus dem Gesicht und sage: »Danke für das Essen.«
    Der Mann lächelt und antwortet: »Sehr gern geschehen.« Ich warte darauf, dass er weiterspricht, aber zwischen uns herrscht Schweigen.
    Schließlich stecke ich meine Hände in die Hosentaschen und frage: »Wer sind Sie?«
    »Ich bin ein Freund, der will, dass du diese Reise überlebst. Mein Name spielt keine Rolle.«
    Für ihn vielleicht nicht. Sein Unwille, mir zu verraten, wie er heißt, beunruhigt mich. »Nun, dann nochmals danke für die Nahrungsmittel.«
    Ich wende mich ab, um zu gehen, da höre ich ihn sagen: »Wenn du wartest, dann werde ich dir erklären, warum ich dir meinen Namen nicht nennen kann und warum ich dir helfen will.«
    Ich bleibe wie angewurzelt stehen, starre den Mann an und warte.
    »Mein Name wird dir nichts sagen, aber diejenigen, die dich am Ende dieses Tests beurteilen, werden ihn kennen. Zwar vertraue ich darauf, dass du ihn nicht freiwillig den Offiziellen gegenüber preisgibst, aber es

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