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Die Auslese: Nur die Besten überleben - Roman (German Edition)

Die Auslese: Nur die Besten überleben - Roman (German Edition)

Titel: Die Auslese: Nur die Besten überleben - Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joelle Charbonneau
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wir beide wissen, dass es in deiner Familie Geheimnisse gibt, von denen du nicht willst, dass das Commonwealth sie erfährt, Cia.«
    Der Beutel, den er in der Hand gehalten hat, kommt über den Zaun geflogen. »Da drin befindet sich ein kleines Fläschchen. Es enthält eine Flüssigkeit, von der wir glauben, dass sie die Wahrheitsdroge in der abschließenden Evaluation neutralisiert. Du musst sie am Morgen des Gesprächs trinken, wenn du für deine eigene Sicherheit und die deiner Familie sorgen willst.«
    Die Bedrohung meiner Angehörigen, die in diesen Worten mitschwingt, jagt mir ungeheure Angst ein. Doch Furcht bringt mich jetzt nicht weiter. Ich schaue auf den Beutel in meiner Hand, dann sehe ich wieder den Mann an. »Woher soll ich wissen, dass das kein weiterer Test ist?«
    Wenn doch, dann wird mich die Flüssigkeit in der Ampulle vermutlich töten – die Bestrafung für eine falsche Antwort sozusagen.
    »Du kannst dir nicht sicher sein.« Traurigkeit liegt in seiner Stimme. »Du hast nur mein Wort darauf, dass ich nicht zum Vereinigten Commonwealth gehöre.« Er macht einen Schritt vom Zaun weg. »Versteck diese Flasche in deiner Ersatzkleidung, ehe du die Ziellinie überquerst. Einer meiner Freunde wird dafür sorgen, dass sie von den Offiziellen nicht entdeckt wird und rechtzeitig wieder zwischen deinen Sachen verborgen liegt, ehe das Gespräch beginnt. Viel Glück, Malencia. Ich hoffe, dass wir uns wiedersehen werden.«
    Ohne ein weiteres Wort dreht er sich um und geht davon. Ich sehe ihm nach, wie er im hohen Gras verschwindet, ehe ich mein Erkennungsarmband und meine Tasche hole. Die Sonne geht bereits unter. Ich muss zu Tomas zurück, aber ich brauche einen Augenblick, um über alles, was ich gerade gehört habe, nachzudenken, während ich den braunen Beutel ausleere. Ja, ich finde tatsächlich ein kleines unbeschriftetes Fläschchen mit einem schwarzen Korken. Vorsichtig ziehe ich den Verschluss heraus und schnuppere am Gefäß. Die Flüssigkeit darin riecht schwach nach Rosen.
    Ich schiebe den Flakon tief in meine Hosentasche und schaue mir die anderen Gaben an. Noch mehr Wasser. Statt Brot und Käse entdecke ich einen kleinen Behälter mit Himbeeren, ein dickes Bündel wilder Karotten und mehrere kleine gelbliche Früchte, die ich für Birnen halte. Wildwachsende Rüben und Himbeeren könnten möglicherweise in dieser Gegend zu finden sein. Ich frage mich, ob es sich auch lohnt, nach Birnen zu suchen. In einiger Entfernung vom Zaun entdecke ich nach gut fünfzehn Minuten tatsächlich nicht nur einen Birnbaum, sondern auch einen ausladenden Busch mit reifen Himbeeren und daneben wilde Karotten im Überfluss. Diese Tasche hat also nicht nur Essen für mich gebracht, sondern auch dafür gesorgt, dass Tomas etwas davon hat. Der Fremde hinter dem Zaun muss gewusst haben, dass ich ihm nichts von Brot und Käse erzählt habe.
    Dieser Mann weiß verdammt viel.
    Er hat auch angedeutet, dass er über meine Familiengeheimnisse informiert ist. Hat er auf die Albträume meines Vaters angespielt? Auf die Tatsache, dass Zeen viel schlauer als jeder Einzelne von uns ist, was vor Dr. Barnes und den Prüfern geheim gehalten wurde? Dass die Anführer der Five-Lakes-Kolonie sich zusammengetan haben, um die Schüler ihrer Abschlussklassen vor der Auslese zu bewahren? Mir bricht kalter Angstschweiß aus, wenn ich daran denke, dass ich im Abschlussgespräch danach befragt werden könnte. Vielleicht ist das Ganze aber auch nur ein weiterer Test. Es könnte sein, dass dieser Mann versucht, mir solche Angst einzujagen, dass ich am Ende die Flüssigkeit aus der Flasche trinke und ihr zum Opfer falle.
    Aber darum muss ich mich später kümmern, nicht jetzt.
    Mit den Armen voller Vorräte mache ich mich auf den Weg zurück in unser Lager und freue mich schon auf Tomas’ Reaktion beim Anblick dieser Ausbeute. Ich werde nicht enttäuscht. Er hilft mir, die Lebensmittel auf den Boden zu legen, dann hebt er mich hoch und wirbelt mich herum. Die Schatten der vergangenen zwei Tage sind verflogen, und es fühlt sich an, als seien wir heil und gesund wieder in Five Lakes.
    Wir lassen uns den letzten Rest des gebratenen Fleisches schmecken und schlagen uns den Magen mit saftigen Himbeeren und Birnen voll. Dann nehmen wir uns vor, noch mehr zu sammeln, bevor wir uns in die Stadt hineinwagen. Schließlich sehe ich mir Tomas’ alte Wunde an, die zufriedenstellend heilt, und meinen eigenen Arm, der gar nicht so gut aussieht und wie

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