Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Auslese: Nur die Besten überleben - Roman (German Edition)

Die Auslese: Nur die Besten überleben - Roman (German Edition)

Titel: Die Auslese: Nur die Besten überleben - Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joelle Charbonneau
Vom Netzwerk:
Jahre gemordet, um selbst am Leben zu bleiben? Und wie viele weitere mussten sterben, um dem Prüfungskomitee dabei zu helfen, eine Auswahl zu treffen?
    Der Gedanke macht mich wütend. So sehr, dass ich einen Augenblick brauche, ehe ich mich an die beiden anderen Erkennungsbänder in meiner Tasche erinnere. Von einem der beiden hat Dr. Barnes behauptet, es würde meine Frage beantworten. Ich lege Ninas Armband zur Seite und studiere die übrigen zwei. Auf dem einen ist Romans Symbol zu sehen – ein X, umgeben von einem Kreis. Auf dem anderen, kleineren Armband befindet sich ein Dreieck mit einer stilisierten Blume. Ich denke zurück an unsere Fahrt nach Tosu-Stadt. Zandri flirtete mit Tomas, während ihre Finger an ihrem Armband herumspielten. Einem Armband mit diesem Symbol. Ich erinnere mich nicht daran, dass ich dieses Armband eingesteckt habe. Woher stammt es bloß?
    Ich gehe die Ereignisse des vierten Tests Tag für Tag durch. Der Marsch durch die zerstörte Stadt, die einst Chicago war. Die wunderschöne, aber verminte Oase. Ninas blickloser Leichnam. Die bulligen, wolfsähnlichen Tiere, die uns verfolgten. Das Zusammentreffen mit Stacia, Vic und Tracelyn. Die Stadt mit dem Kuppeldachgebäude und dem Straßenlabyrinth. Der Bach, an dem ich gezwungen war zu töten. Will. Bricks Kugeln, die die mutierten Menschen in Stücke rissen. Romans Angriff. Das Mädchen, das so kurz vor dem Ende noch auf uns gefeuert hat. Will, der auf Tomas schießt. Mein verzweifelter Versuch, das Fahrrad umzubauen, um Tomas zurück nach Tosu-Stadt zu schaffen. Die Fahrt.
    Moment mal. Meine Finger spielen mit Zandris Armband herum, als mich plötzlich die Erkenntnis trifft. Die Erinnerung an einen kurzen Augenblick, der neben Wills Verrat und Tomas’ Wunde, aus der das Blut unablässig in den Boden sickerte, so unbedeutend schien. Ich brauchte Streichhölzer, um ein Feuer anzuzünden, weshalb ich Tomas’ Tasche in der Dunkelheit durchsuchte und dabei auf das Metallband stieß. Ich glaubte, dies sei das Erkennungszeichen von Ninas Tasche gewesen, das Tomas als Erinnerung an sie mitgenommen hatte.
    Aber ich hatte mich getäuscht. Das Armband gehörte Zandri.
    Wie konnte es in Tomas’ Tasche geraten?
    Während der dreieinhalb Wochen, die es gedauert hat, diesen vierten Test zu absolvieren, waren Tomas und ich nur anderthalb Tage lang getrennt gewesen. War es möglich, dass er das Armband gefunden hatte, während er durch die Straßen von Chicago geirrt war? Wenn das der Fall gewesen war, warum hatte er mir denn dann nichts davon erzählt? Wollte er vor mir verheimlichen, dass für Zandri die Prüfung bereits vorbei gewesen war, obwohl sie doch gerade erst begonnen hatte? Befürchtete er, ich würde glauben, ein solch bitteres Ende sei auch für mich unvermeidlich?
    Vielleicht. Tomas hätte sich bestimmt Sorgen um mich gemacht. Ganz sicher hätte er gewollt, dass ich mich konzentrieren kann und auf mich aufpasse. Aber ich bin mir nicht sicher, ob das wirklich die Lösung für dieses Rätsel ist. Es gab noch einen anderen Zeitpunkt, an dem Tomas und ich getrennt waren. Und da weiß ich es.
    Das Armband.
    Das getrocknete Blut an Tomas’ Messer.
    Der qualvolle Ausdruck in seinen Augen.
    Wills Behauptung, dass Tomas nicht der sei, für den ich ihn halte.
    Der Kandidat, den Will und Tomas trafen, während ich fort war.
    Das war kein namenloser Junge aus der Colorado-Springs-Kolonie.
    Es war Zandri.
    Plötzlich fügt sich alles mit einer Klarheit zusammen, die mir die Luft zum Atmen raubt. Ich kann mich nicht bewegen. Ich kann gar nichts tun, außer das Armband zu umklammern, das dem hübschen Mädchen gehörte, dessen Talent einst jeder in der Five-Lakes-Kolonie bewunderte. Dem Mädchen, das mit Tomas flirtete. Dem Mädchen, das er getötet haben muss.
    Nein. Mein Herz will das einfach nicht glauben. Tomas würde niemals jemanden umbringen, es sei denn, ihm wäre keine andere Wahl geblieben. Will und Tomas waren zusammen, als ich mich auf die Suche nach Wasser machte. Wäre es nicht viel wahrscheinlicher, dass es Will – erwiesenermaßen ein Mörder – war, der Zandri getötet hat? Ob es Zank gegeben hatte? Möglicherweise …
    Die verschiedenen Erklärungsversuche geraten in meinem Kopf durcheinander. Die Kombination völlig entgegengesetzter Drogen, die ich zu mir genommen habe, macht es schwer, einen klaren Gedanken zu fassen. Ich stehe auf und laufe durch den Raum, während ich das Armband in meiner Hand anstarre und versuche, die

Weitere Kostenlose Bücher