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Die Auslese: Nur die Besten überleben - Roman (German Edition)

Die Auslese: Nur die Besten überleben - Roman (German Edition)

Titel: Die Auslese: Nur die Besten überleben - Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joelle Charbonneau
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schaffen könnt.«
    Ich sehe, wie die Prüflinge in den Reihen vor uns die Hälse recken und nach uns Ausschau halten. Nach Malachi und Zandri, nach mir und nach Tomas. Meine Zimmergenossin hat gesagt, alle würden sich für uns interessieren, weil sie zuvor davon ausgegangen waren, dass die Five-Lakes-Kolonie schon lange eingegangen sei. Sie hätte es mir gegenüber erwähnt, wenn auch andere Kolonien bei der Auslese gefehlt hätten. Indem Dr. Barnes uns jetzt extra hervorhob, hat er uns praktisch eine Zielscheibe auf den Rücken gemalt. War das Absicht? Da seine Ansprache so geschliffen klang, nehme ich an, dass er sie sorgfältig vorbereitet hat. Will er die anderen Prüflinge anstacheln, uns das Leben schwer zu machen, oder versucht er nur, dafür zu sorgen, dass uns später niemand als Teammitglieder übersieht?
    Dr. Barnes reicht das Mikrofon an eine drahtige Frau weiter, deren roter Jumpsuit sich mit ihren grell orangefarbenen Haaren beißt. Sie stellt sich als Verna Holt vor und verkündet: »Ihr werdet jetzt in eure jeweiligen Prüfungsräume geführt. Alle Kandidaten sind aufgrund ihrer bisherigen akademischen Erfolge Gruppen zugeordnet worden. Welcher Gruppe ihr angehört, seht ihr an dem Symbol auf eurem Erkennungsarmband. Wenn ihr das Symbol eurer Gruppe auf dem Bildschirm hinter mir seht, kommt ihr bitte mit den anderen Mitgliedern zum Tresen bei den Aufzügen. Dort wird euch ein Prüfer abholen und in euren Testraum bringen. Ich wünsche alles Gute für eure Anstrengungen und freue mich darauf, in den kommenden Tagen und Wochen mit euch zusammenzuarbeiten.«
    Ein Motor surrt, und ein großer weißer Bildschirm erscheint über der Bühne. Ein schwarzes Herz blinkt. Einige Leute mit dem entsprechenden Symbol auf ihrem Armband beginnen zu murmeln. Ihre Zeit ist gekommen. Ich sehe, wie Nicolette in den Gang hinaustritt und zusammen mit etwa zwanzig anderen ihrer Gruppe durch die Tür verschwindet. Einige Minuten vergehen. Ein paar Prüflinge flüstern sich etwas zu. Ich halte den Atem an und warte darauf, dass die nächste Gruppe aufgerufen wird.
    Ein Dreieck. Malachi und Ryme.
    Weit auf der linken Seite erhebt sich Malachis kleiner, schmaler Körper von seinem Sitz. Vor lauter Konzentration – oder Angst – presst er die Lippen fest aufeinander, als er den Gang hinuntergeht. Ich versuche, ihm mit beiden erhobenen Daumen ein aufmunterndes Zeichen zu geben, aber er hat seinen Blick fest auf den Rücken des vor ihm laufenden Mädchens geheftet und bemerkt mich nicht.
    Jetzt verstummt auch das Flüstern langsam wieder. Ich sehe, wie die anderen beim Warten unruhig hin und her rutschen. Mein Herzschlag passt sich den verrinnenden Sekunden an. Der Bildschirm flackert. Das nächste Symbol erscheint.
    Meins.
    Tomas saugt die Luft ein, und da fällt es mir wieder ein. Wir tragen beide dieses Zeichen auf unseren Armbändern. Obwohl ich mir sicher bin, dass Tomas uns andere in der Prüfung ausstechen wird, bin ich so froh und dankbar, dass er mit mir kommt. Er ist eine Erinnerung an zu Hause. Ich werde besser abschneiden, weil ich weiß, dass er in meiner Nähe ist.
    Wir stehen auf und schließen uns den anderen an. Unwillkürlich bemerke ich, dass unsere Gruppe viel kleiner als die der anderen ist. Kaum dass wir draußen auf dem Gang sind, zähle ich. Zehn. Halb so viele Prüflinge wie im ersten Team. Ist das gut oder schlecht? Die zwei Prüfer in ihren hellroten und purpurnen Anzügen lassen mir keine weitere Zeit zum Grübeln. Die blonde Frau fordert uns auf, ihr zu folgen. Sie biegt nach links in den Gang ein, und wir anderen gehen ihr nach. Der dunkelhaarige Mann bildet das Schlusslicht.
    Eine Frau an der Tür fordert uns auf, einzutreten und uns an einen der Tische zu setzen. Die Tür ist schmal. Tomas geht als Erster.
    Ich bin als Nächste dran. Nach zwei Schritten bleibe ich stehen. Meine Füße scheinen am Boden festgewurzelt zu sein, und bittere Gallensäure steigt in mir auf.
    Ich kenne diesen Raum.
    Weiße Wände.
    Weißer Boden.
    Schwarze Tische.
    Dies ist der Prüfungsraum aus den Albträumen meines Vaters.

Kapitel 6
    Ich hole ein paar Mal tief Luft. Dann zwinge ich meine Beine dazu, sich in Bewegung zu setzen. Die ganze Zeit über frage ich mich: Wenn dieser Raum aus dem Unterbewusstsein meines Vaters real ist, was ist dann noch alles real? Wenn meine Leistungen in der Prüfung heute nicht reichen …
    Nein! Ich lenke meine Gedanken zurück in die Gegenwart. Mir über das, was als Nächstes

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