Die Auslese: Nur die Besten überleben - Roman (German Edition)
und dunkelrote Jumpsuits, drängen uns in zwei Fahrstühle, die uns in den dritten Stock bringen. Der Griff von Tomas’ Hand verstärkt sich, als wir ganz hinten in der engen silbernen Kabine stehen und zwei Etagen nach unten fahren. Einige der anderen werfen vielsagende Blicke auf Tomas’ und meine verschränkten Finger, und ich will mich schon von ihm lösen, aber Tomas lässt das nicht zu. Ich weiß nicht, warum er sich ausgerechnet mich für seine Aufmerksamkeit und seine Unterstützung ausgesucht hat, aber ein kleiner, verängstigter Teil von mir ist glücklich darüber. Er hat uns als Partner bezeichnet. Ein Wort, das den Schmetterlingen in meinem Bauch nicht einmal annähernd gerecht wird, die nichts mit der Auslese zu tun haben, sondern sich einzig darauf zurückführen lassen, wie sich meine Hand in der von Tomas anfühlt.
Die Tür des Aufzugs öffnet sich, und wir werden von weiteren Prüfern begrüßt. Ich schätze, dass sie Kleidung in offiziellen Farben tragen, um ihren Status zu unterstreichen. Sie wollen deutlich machen, dass sie die Erwachsenen sind. Sie haben hier das Sagen.
Wir werden in einen großen Raum geführt, der voll mit Stühlen ist. Vorn befindet sich eine Bühne. Die Lichter darauf sind strahlend und leuchten einen grauhaarigen bärtigen Mann an, der einen purpurnen Jumpsuit trägt. Er hält ein Mikrofon in der Hand und wartet offenbar darauf, dass wir alle Platz nehmen.
Hand in Hand lassen Tomas und ich uns auf zwei Stühle weiter hinten sinken. Wir halten nach Zandri und Malachi Ausschau, können sie aber nicht entdecken. Endlich sitzen auch die letzten Kandidaten für die Auslese. Die Prüfer, die wir draußen bereits gesehen haben, kommen herein und stellen sich in den Gängen auf. Und dann endlich beginnt der Mann vorn auf der Bühne zu sprechen.
»Willkommen in Tosu-Stadt. Mein Name ist Dr. Jedidiah Barnes. Ich spreche nicht nur für mich selbst, sondern auch im Namen all meiner Kollegen, wenn ich sage, dass es eine Ehre für uns ist, euch hier zu haben.« Sein Lächeln und seine Stimme sind voller Wärme. »Ihr seid hier, weil ihr die Besten und die Klügsten seid. Auf euren Schultern ruhen die Hoffnungen aller im Vereinigten Commonwealth. Hier unter euch befinden sich die zukünftigen Anführer unseres Landes. Aber jeder einzelne Anführer muss geprüft werden, und mit diesem Prozess werdet ihr heute beginnen.«
Einige der Prüflinge rutschen unruhig auf ihren Stühlen herum. Sind sie nervös? Aufgeregt? Ich gestehe mir ein, dass ich sowohl das eine als auch das andere bin.
Wieder lächelt der Mann. »Die Auslese gliedert sich in vier Teile. In den nächsten zwei Tagen werdet ihr die schriftlichen Examensprüfungen ablegen. Dort werden eure Kenntnisse in Geschichte, Naturwissenschaften und Mathematik und eure Lese- und Sprachfertigkeit abgefragt, und wir werden einen Eindruck von euren Fähigkeiten in den Bereichen Logik und Problemlösungsstrategien bekommen. Wenn diese Tests ausgewertet sind, werden wir uns von den ersten Kandidaten trennen.«
Die Anspannung im Raum steigt bei dieser Ankündigung noch weiter. Ich verstärke meinen Griff um Tomas’ Hand, was unangenehm für ihn sein muss. Aber er beklagt sich nicht.
»Der zweite Teil umfasst eine Reihe von praktischen Prüfungen, in denen ihr unter Beweis stellen könnt, dass ihr euer theoretisches Wissen auch in die Praxis umsetzen könnt. Diejenigen, die hier weiterkommen, werden aufgefordert werden, an Teil drei teilzunehmen – einem Test, in dem wir sehen wollen, ob ihr im Team arbeiten und die Stärken und Schwächen eurer Teammitglieder richtig einschätzen und bewerten könnt. Und schließlich bleibt noch der vierte Teil, in dem wir eure Führungsqualitäten und eure Fähigkeit, rasch Entscheidungen zu treffen, abprüfen werden. Diejenigen, die in allen vier Bereichen der Auslese eine hohe Punktzahl erreichen, werden einzeln vom Auswahlkomitee begutachtet. Diese abschließende persönliche und psychologische Bewertung wird uns dabei helfen zu entscheiden, wer an die Universität entsandt wird, wo ihr auf andere herausragende Köpfe stoßen und gemeinsam mit ihnen dabei helfen werdet, den Boden und unsere Gesellschaft zu alter Blüte zurückzuführen. Dies ist ein hochgestecktes Ziel, aber wenn ich bedenke, was ich über die diesjährigen Kandidaten gehört habe – ganz besonders über diejenigen aus Kolonien, die schon seit Jahren nicht mehr hier vertreten waren –, dann bin ich mir ganz sicher, dass ihr es
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