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Die Auslese: Nur die Besten überleben - Roman (German Edition)

Die Auslese: Nur die Besten überleben - Roman (German Edition)

Titel: Die Auslese: Nur die Besten überleben - Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joelle Charbonneau
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haltzumachen, der uns Schutz bieten kann, während wir meine Wunde versorgen und etwas essen. Jetzt nagt nicht mehr länger die Angst an mir, sondern ich sterbe fast vor Hunger.
    Tomas setzt sich neben mich und bietet mir an: »Ich reiße mein Laken in Streifen, die wir dir um die Hände wickeln können.«
    »Nein, ist nicht nötig.« Ich freue mich, dass ich recht hatte: Tomas hat sein Bettlaken ebenfalls nicht zurückgelassen. »Ich habe Verbandszeug dabei.«
    Da ich nicht alles mit meinem Blut verschmutzen will, bitte ich Tomas, das Notfallset und die halb gefüllte Flasche Wasser aus meiner Tasche zu nehmen. Ich feuchte eine der Baumwollbinden etwas an und tupfe meine Handflächen ab, und ich bin dankbar, als ich sehe, dass sich unter dem Blut nur einige eher oberflächliche Schürfwunden befinden. Schließlich trage ich eine dünne Schicht Desinfektionssalbe auf und wickle mir zwei der Binden um meine Hände, dann bin ich bereit, etwas zu essen. Ich verstaue die Erste-Hilfe-Utensilien wieder in meiner Tasche und hole zwei Äpfel heraus, von denen ich einen Tomas anbiete. Das ist das Mindeste, was ich tun kann, nachdem er mir das Leben gerettet hat.
    Er grinst. »Die Notfalltasche gehört zu deinen drei Gegenständen aus der Versorgungskammer, stimmt’s?« Als ich nicke, wird sein Lächeln noch breiter. »Ich hätte mich um ein Haar selber dafür entscheiden, aber dann dachte ich, dass du das bestimmt mitnehmen würdest. Ich wollte nichts doppelt haben.«
    Das war eine riskante Entscheidung, die er da gefällt hatte. Wenn wir einander nicht gefunden hätten, wäre er schlecht dran gewesen. Aber nun sind wir ja beisammen. Die Gewissheit, dass er uns beide schon als Team betrachtet hat, während er sich in der Kammer entscheiden musste, macht mich auf unerklärliche Weise glücklich, vor allem in Anbetracht der äußeren Umstände.
    Während wir unsere Äpfel und die beiden Zimtbrötchen, die Tomas aus seiner Tasche nimmt, essen, vergleichen wir unsere Ausrüstung. Ich zeige ihm das Wasser und die Reinigungschemikalien, bei denen er sich ebenfalls sicher war, dass ich mich für sie entscheiden würde. Meine letzte Wahl errät er hingegen nicht. Er tippt darauf, dass ich einen Kompass mitgenommen habe, da dies so ziemlich der einzige Gegenstand ist, den wohl jeder Kandidat auf seiner Heimreise braucht. Verblüfft zieht er die Augenbrauen hoch, als ich die Pistole aus dem Seitenfach meiner Tasche ziehe und ihm gestehe, dass ich sie sogar schon einmal benutzen musste.
    »Dann warst du das also?«
    Das gleiche Gefühl der Scham wegen meiner Taten, das mich schon unmittelbar nach den Schüssen gequält hat, steigt wieder in mir auf. Ich starre zu Boden, um den vorwurfsvollen Ausdruck nicht sehen zu müssen, den ich in Tomas’ Augen vermute. Aber er lässt nicht zu, dass ich den Blick abwende. Seine Finger heben mein Kinn, sodass ich zu ihm hochschauen muss. Auf seinem Gesicht sehe ich nur Verständnis, Fürsorge und Stolz.
    »Du hast genau das Richtige getan. Es erfordert Mut, sich selbst zu verteidigen, und ich bin froh, dass du dich dafür entschieden hast. Ich kann mir nicht vorstellen, was ich getan hätte, wenn dir etwas zugestoßen wäre.« Er lächelt mich so liebevoll an, dass mir ganz flau im Magen wird. Dann fragt er: »Willst du jetzt meine drei Gegenstände sehen?«
    Tomas hatte hocherfreut eine Tasche mit Werkzeug entdeckt, in der sich auch Streichhölzer befinden, und außerdem ein Buch mit detaillierten Karten aller fünfzig Bundesstaaten der ehemaligen USA aus den letzten Jahren des einundzwanzigsten Jahrhunderts. Als Drittes kommt ein sehr langes, sehr tödlich aussehendes Messer zum Vorschein, das Tomas aus einer ledernen Scheide zieht. Ich kann mich gar nicht daran erinnern, eine solche Art von Messer unter den Waffen, aus denen wir aussuchen durften, gesehen zu haben – falls man das überhaupt noch als Messer bezeichnen kann. Aber anscheinend war es dort. Den langen Griff kann man problemlos mit zwei Händen umfassen. Die Klinge ist mindestens sechzig Zentimeter lang, und eine Seite der Schneide ist am unteren Ende gezackt. Der Rest glänzt in tödlicher Schärfe.
    »Ich dachte, es könnte vielleicht ganz nützlich sein, wenn wir uns den Weg durch hohes Buschwerk hacken müssen.« Er schiebt das Messer zurück in seine Hülle und befestigt diese an seinem Gürtel. Als Waffe wird es uns sicher gute Dienste leisten, aber es jagt mir eine Heidenangst ein.
    Auch ich verstaue meine Besitztümer wieder

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