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Die Auslese: Nur die Besten überleben - Roman (German Edition)

Die Auslese: Nur die Besten überleben - Roman (German Edition)

Titel: Die Auslese: Nur die Besten überleben - Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joelle Charbonneau
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groß gewesen sein können. Nun, da die Angst von mir abfällt, lächele ich, als ich mir die Abdrücke, die die Pfoten hinterlassen haben, genauer ansehe. Sie stammen von einem Fuchs oder vielleicht auch von einem Hasen. Wir werden neben den Früchten und dem Brot in unseren Taschen noch weitere Nahrungsquellen brauchen. Ich nehme mir vor, in nächster Zeit die Augen nach Draht und anderem Material offen zu halten, mit dem man Fallen herstellen kann. Dann folge ich Tomas wieder in die Hütte hinein, um unsere Sachen zu holen. Wenn wir es nach Tosu-Stadt schaffen wollen, müssen wir weiterziehen.
    Wir essen Zimtbrötchen mit Rosinen zum Frühstück, und ich öffne die Wasserflasche, um die trockenen Krumen hinunterzuspülen. Da wir zu zweit von meinem Trinkwasservorrat zehren, wird er nicht sehr lange reichen. Vor allem nicht bei dieser Hitze. Während gestern mein einziger Gedanke der Frage galt, wie wir möglichst schnell aus dieser Ruinenstadt rauskommen, will ich mich heute darauf konzentrieren, Werkzeuge zu finden, die uns in den kommenden Wochen das Überleben sichern. Außerdem brauchen wir Wasser, und zwar möglichst gering verseuchtes, das meine Reinigungschemikalien trinkbar machen können. Und dieses Wasser müssen wir schnell finden.
    Während wir frühstücken, schauen wir uns die Karte von Illinois in Tomas’ Atlas an. Auch wenn die meisten Städte und Straßen vom Krieg und dem Zahn der Zeit zerfressen worden sind, hoffen wir doch, dass wenigstens ein paar der Seen und Flüsse ihre alte Lage beibehalten haben. Wir einigen uns darauf, dass wir uns in Richtung eines Flusses halten, der auf der Karte zum Überqueren geeignet aussieht, und wir tippen die Koordinaten in den Transit-Kommunikator ein. Dem Gerät nach zu urteilen, befindet sich der Fluss fünfzehn Meilen weit südwestlich. Wir brechen auf und lassen uns vom Kompass leiten.
    Überall um uns herum liegt ebenes, unfruchtbares Land. Hier sind die Schäden der biologischen Waffen, die beim Angriff auf die Stadt und die Umgebung verwendet wurden, deutlich zu erkennen. Alles sieht so anders aus als der hügelige Teil des Landes, in dem ich aufgewachsen bin. Während unseres Marsches trinken wir immer mal wieder einen Schluck Wasser aus der Flasche und versuchen so, die Feuchtigkeit zu ersetzen, die die brennende Sonne aus unseren Körpern saugt. Wir plaudern über unbedeutende Dinge – unsere Lieblingsspiele in der Kindheit, die Schlaflieder, die unsere Mütter uns vorsangen, und über das, was wir am liebsten essen. Tomas mag in Honig glasierte Karotten, ich bin verrückt nach frischen Himbeeren. Wir beschließen, dass es bei unserer Feier zum Bestehen der Auslese beides geben wird.
    Nachdem wir viele Stunden gelaufen sind, finden wir ein Wäldchen mit niedrigem Baumbestand, in dem wir uns ausruhen wollen. Gerade als Tomas seine Tasche fallen lässt, stoße ich einen kleinen Freudenschrei aus. Rings um die Baumstämme herum wachsen Dutzende von weißen Blumen mit spitzen Blütenblättern Richtung Himmel. Klee. Mein Vater sagt, dies sei eine der wenigen Pflanzen, die keine Probleme damit haben, überall zu wachsen, ganz egal wie der Boden auch beschaffen sein mag. Als ich noch klein war, brachte meine Mutter oft Kleesalat auf den Tisch, wenn andere Lebensmittel knapp waren. Manche Dinge scheinen sich nie zu ändern.
    Tomas und ich pflücken allen Klee, den wir finden können, und teilen ihn in zwei Stapel auf. Dann lassen wir uns im Schatten nieder und essen die frischen Blüten und grünen Stängel zusammen mit unserem Brot und den Früchten. Die Kleewurzeln haben wir im Boden gelassen, damit die Pflanzen neu sprießen können – für die Kandidaten der Auslese, die vielleicht nächstes Jahr hier vorbeikommen werden.
    Die Nachmittagssonne brennt gnadenlos auf uns nieder und bäckt den Boden unter unseren Füßen. Unsere Körper sind schweißüberströmt. Der Staub, der durch das Laufen vom Boden aufgewirbelt wird, legt sich auf unsere nasse, klebrige Haut. Die erste Feldflasche haben wir bereits geleert und die zweite geöffnet. Wir müssen unbedingt unseren Wasservorrat aufstocken. Der Kommunikator in meiner Hand sagt mir, dass wir noch zwei Meilen bis zu dem Punkt vor uns haben, an dem wir einen Fluss vorzufinden hoffen.
    Es ist schon spät am Nachmittag, als wir unser Ziel erreichen. Aber das Flussbett ist ausgetrocknet. Zwei Mal noch sehen wir auf der Karte nach, um sicherzugehen, dass wir an der richtigen Stelle sind. Es gibt jedoch keinen

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