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Die Auslese: Nur die Besten überleben - Roman (German Edition)

Die Auslese: Nur die Besten überleben - Roman (German Edition)

Titel: Die Auslese: Nur die Besten überleben - Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joelle Charbonneau
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merke, dass ich zusammengekauert an der Wand lehne und nicht mehr auf die Geräusche der Stadt achte, und ich sage mir, dass ich mich schleunigst aus dieser Starre lösen muss. Später wird mir schon noch genug Zeit bleiben, darüber nachzugrübeln, welche Seite von mir ich gerade kennengelernt habe. Zuerst sollte ich zusehen, dass ich von hier wegkomme. Die Schüsse müssen jeden in der Nähe aufmerksam gemacht haben. Wenn noch andere Prüflinge hier draußen ein Interesse daran haben, die Konkurrenz auszuschalten, dann könnte es gut sein, dass sie nachschauen kommen, wer da wohl eine Waffe abgefeuert hat. Wenn sie eintreffen, will ich nicht mehr hier sein.
    Ich spitze die Ohren, ob ich irgendein Lebenszeichen hören kann, dann luge ich um die Mauer und suche die Ruinen mit den Augen ab. Da scheint niemand zu sein. Nicht in der Nähe des Containers. Nicht auf den Schuttbergen ringsum und auch nicht versteckt zwischen den Ästen von abgestorbenen Bäumen. Soweit ich es beurteilen kann, bin ich im Moment allein. Obwohl mir nichts lieber wäre, als Tomas zu finden, um gemeinsam mit ihm die Stadt zu verlassen, werde ich mich wohl ohne ihn auf den Weg machen müssen.
    Leicht gebückt orientiere ich mich anhand des Kompasses und breche dann gen Westen auf. Alle drei bis fünf Meter bleibe ich stehen und sehe mich aufmerksam um. Bislang ist niemand zu entdecken, aber ich weiß, dass der Armbrustschütze irgendwo da draußen sein muss. Nur mühsam komme ich voran, denn ich muss immer wieder über eingestürzte Mauern und Stahlträger klettern. Endlich stoße ich auf eine Straße, die beinahe frei von Schutt ist, und beschleunige meine Schritte.
    Die Straße führt zu einem breiten Fluss, in dem dunkles Wasser gurgelt. Es ist überflüssig, einen Test zu machen. Dieses Wasser ist nicht trinkbar, und egal welche Menge an Reinigungschemikalien ich dafür opfern würde, ich würde nichts daran ändern. Die Straße, der ich im Augenblick folge, endet an einer Brücke, die über den Fluss führt. Sie ist voller Risse und klaffender Löcher. Soll ich versuchen, hier auf die andere Seite zu gelangen, oder wäre es besser, nach einer anderen Überquerungsmöglichkeit zu suchen?
    Ich verstaue die Pistole im Seitenfach meiner Tasche und klettere auf einen Baum am Ufer, um mir einen besseren Überblick zu verschaffen. Der Fluss schlängelt sich weiter nach Nordosten. Schwer zu sagen, was mich in dieser Richtung erwartet. Im Süden entdecke ich eine weitere Brücke, aber auch die scheint in desolatem Zustand zu sein. Und wer weiß schon, wie lange ich dorthin unterwegs wäre oder was mir auf dem Weg dahin begegnen könnte. Ich steige wieder vom Baum und entschließe mich, den Fluss hier zu passieren. Ich muss einfach so viel Abstand wie möglich zwischen mich und alle feindlichen Kandidaten bringen. Wenn ich auf halbem Wege feststellen sollte, dass die Brücke doch zu unsicher ist, dann werde ich mich in Richtung Süden halten und mein Glück da versuchen.
    Bei der Überquerung des Flusses sehe ich einige halbherzige Versuche, die Brücke wieder instand zu setzen. Vielleicht waren es frühere Kandidaten der Auslese, die große Holzplanken oder Steinplatten über die riesigen Löcher gelegt haben, weil auch sie auf die andere Seite des Wassers gelangen mussten. Als ich beinahe in der Mitte der Brücke angelangt bin, bröckelt plötzlich das Gestein unter meinen Stiefeln. Von dieser Stelle aus kann ich sehen, dass der vor mir liegende Teil der Brücke in sogar noch schlechterem Zustand ist. Ganze Stücke der Befestigung sind verschwunden, sodass nur noch hier und da Querstreben zu erkennen sind, auf die ich treten kann. Offenbar wollte derjenige, der versucht hat, die Brücke zu reparieren, nicht mehr zurückgehen, um weiteres Material für diese Seite heranzuschaffen.
    Ich lasse mir meine Optionen durch den Kopf gehen: Klar könnte ich umkehren und die südlichere Brücke ausprobieren, ich könnte aber auch weitergehen und einfach auf das Beste hoffen. Meine augenblickliche Position mitten auf der Brücke ist viel zu exponiert. Zweifellos kann mich jeder Kandidat in der Nähe sehen. Und wenn mich bereits jemand entdeckt hat, dann liefere ich mich seinem Angriff schutzlos aus, wenn ich jetzt umkehre. Egal wie ich mich entscheide: Es bleibt ein Risiko.
    Die Angst vor dem Armbrustschützen treibt mich vorwärts. Ich rücke meine Tasche auf meiner Schulter zurecht; der Brückenbelag ist jetzt nur noch so schmal, dass meine Füße beinahe

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