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Die Auslese: Nur die Besten überleben - Roman (German Edition)

Die Auslese: Nur die Besten überleben - Roman (German Edition)

Titel: Die Auslese: Nur die Besten überleben - Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joelle Charbonneau
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nur die Umrisse der Tür erahnen. Sonst nichts. An die dunklen Nächte in der Five-Lakes-Kolonie war ich gewöhnt, aber diese Schwärze hier fühlt sich anders an. Bedrohlich. Angefüllt mit Monstern, von denen ich zu Hause immer geglaubt habe, sie würden sich unter meinem Bett verstecken. Da draußen gibt es sie tatsächlich. Mindestens einer der Prüflinge will andere töten. Tomas’ Hand tastet in der Finsternis nach meiner, und ich kneife die Augen zusammen, um die Tränen der Dankbarkeit zurückzuhalten, dass ich dieser Schwärze und dieser Angst nicht allein ausgesetzt bin.
    »Warum schläfst du nicht ein bisschen, Cia? Ich übernehme die Wache und passe auf, dass nichts geschieht.«
    Ich muss wirklich unbedingt schlafen. Mein ganzer Körper zittert schon vor Erschöpfung, aber ich weiß, welche Albträume auf mich warten werden, sobald ich die Augen schließe. Also schlage ich vor, dass wir uns stattdessen noch ein bisschen unterhalten. »Was glaubst du, wie lange wir zurück nach Tosu-Stadt brauchen werden?« Ich habe den Transit-Kommunikator benutzt, um die Koordinaten dieser Hütte zu ermitteln, und sie mit denen meines Startcontainers verglichen: Obwohl wir den ganzen Tag unterwegs waren, haben wir noch nicht einmal achtzehn Meilen geschafft. Die enorme Zahl von Meilen zwischen uns und unserem Ziel ist erschlagend.
    »Drei oder vier Wochen. Je weiter wir diese Stadt hinter uns lassen, desto leichter werden wir vorankommen. Vielleicht finden wir ja auch irgendein Transportmittel, dann geht es sogar noch schneller. Du musst dir immer eines vor Augen halten, Cia: Dein Dad hat es bis nach Hause geschafft, als er geprüft wurde. Und uns wird das auch gelingen.«
    An diesen Gedanken habe ich mich schon öfter geklammert, um die Sorgen aus meinem Kopf zu verbannen, ob wir genug Wasser und Nahrung finden werden und was die anderen Kandidaten im Schilde führen könnten. Mit dem Bild meines lächelnden Vaters und mit Tomas’ Fingern, die sich fest um meine Hand geschlossen haben, gleite ich in den Schlaf hinüber.
    Mit einem Ruck erwache ich wieder und schaue blinzelnd hinauf in den Himmel, der von lila- und pinkfarbenem Nebel verdeckt ist, und ich weiß nicht sofort, wo ich bin. Dann erinnere ich mich. Langsam drehe ich mich ein Stück und schaue Tomas an, der neben mir liegt. Sein Kopf ruht auf seiner Tasche. Sein Atem geht langsam und gleichmäßig. Er muss eingenickt sein, ehe er mich für meinen Teil der Nachtwache hat wecken können. Das, was mich aus dem Schlaf gerissen hat, scheint er nicht gehört zu haben.
    Das Geräusch eines brechenden Zweiges bringt mein Herz zum Rasen. Ist das der Wind? Ein gefährliches Tier? Oder etwas noch Gefährlicheres? Ich drücke Tomas’ Hand und lege einen Finger auf meine Lippen, als er langsam die Lider öffnet. Seine Augen weiten sich vor Schreck, als ich zur Tür deute und mit den Lippen formuliere: »Da ist was.« Wieder ein Knacken, dann rascheln Blätter, und meine Hand schiebt sich in das Seitenfach meiner Tasche, um die Pistole herauszuholen. Tomas greift nach dem Messer, das neben ihm liegt. Schweigend warten wir. Wenn ein Testkandidat in der Nähe ist, dann wird er die Hütte gesehen haben. Ob er auch einen Blick hineinwerfen will, um zu sehen, ob er irgendetwas findet, was ihm in den nächsten Wochen nützlich sein könnte? Ich würde es tun. Meine Finger umklammern die Waffe, während ich darauf warte, dass ein Gesicht im Eingang erscheint.
    Nichts geschieht.
    Tomas und ich sitzen da und warten. Die Minuten verrinnen. Ich muss an gestern denken, als ich in dem Container eingepfercht war, während draußen jemand herumschlich. Dieses Mal bin ich immerhin nicht allein.
    Wie lange warten wir schon? Es kommt mir wie eine Ewigkeit vor, auch wenn vermutlich nicht mehr als fünfzehn Minuten vergangen sind. Wir haben keine weiteren Geräusche mehr gehört. Tomas steht langsam auf und schleicht in Richtung Tür. Er will einen Blick hinaus riskieren. Ich nicke und rappele mich ebenfalls auf. Wenn da draußen jemand ist, rechnet er ganz sicher nicht damit, sich gleich zwei Kandidaten gegenüberzusehen.
    Tomas geht vorsichtig, Schritt für Schritt, auf den Eingang zu. Er verstärkt noch einmal seinen Griff um das Messer, holt tief Luft und tritt hinaus. Ich folge ihm rasch.
    Nichts.
    Wir gehen um das kleine Gebäude herum und suchen nach Anzeichen dafür, dass irgendjemand da gewesen ist, aber wir entdecken nur unsere eigenen Spuren und welche von Tieren, die nicht sehr

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