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Die Auslese: Nur die Besten überleben - Roman (German Edition)

Die Auslese: Nur die Besten überleben - Roman (German Edition)

Titel: Die Auslese: Nur die Besten überleben - Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joelle Charbonneau
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das tue ich. Ich renne so schnell, wie ich kann. Meine Waden- und Oberschenkelmuskeln brennen, während ich mitsamt dem Fahrrad den Hügel hinaufstürme, der zur Straße führt. Unsere einzige Hoffnung darauf zu entkommen liegt noch mindestens fünfzig Meter entfernt. Aber die Bestien müssen erst noch die Scheune umrunden und sind noch ein gutes Stück entfernt.
    Tomas mit seinen längeren, kräftigeren Beinen zieht an mir vorbei. Er hört nicht auf zu schreien, dass ich weiterrennen soll, und ich will seine Worte beherzigen, kann aber nicht noch schneller laufen. Da höre ich es: Keuchen. Knackende Zweige. Jaulen und Heulen. Sie sind nah. Viel zu nah schon. Und der Abstand wird geringer.
    Wilde, panische Angst bringt mich dazu, auf dem Weg den Abhang hinauf noch mehr aus mir herauszuholen. Zwei Mal verliere ich beinahe mein Fahrrad, als sich meine Füße im niedrigen Buschwerk verfangen, aber ich schaffe es irgendwie doch, das Rad festzuhalten und weiter den Abhang hochzuhetzen. Irgendwo hinter mir wird aus dem Jaulen ein Knurren. Der Abstand hat sich offenbar weiter verringert. Die Viecher holen auf, und vor mir liegen noch mindestens zehn Meter, bis ich die Straße erreicht habe. Eine Pedale bleibt in einem Busch hängen, und ich gerate ins Stolpern und falle fast auf die Knie. Als ich hochschaue, sehe ich Tomas oben auf dem Hang. Er sitzt bereits startklar im Sattel.
    »Komm schon, Cia. Beeil dich.«
    Er spricht es nicht aus, aber ich weiß, dass die Tiere unmittelbar hinter mir sind. Tomas kann mir nicht helfen, wenn ich es nicht hoch zur Straße schaffe. Also reiße ich mich zusammen, hebe mein Fahrrad hoch, damit es sich nicht noch einmal im Unterholz oder im Gras verhaken kann, und zwinge mich die letzten Meter hinauf. Als ich endlich Asphalt unter den Füßen spüre, will ich vor Erleichterung in Tränen ausbrechen, aber mir bleibt keine Zeit: Aus den Augenwinkeln sehe ich sie. Ein ganzes Rudel. Sechs oder mehr. Sie sind schnell. Große, massige Körper mit mattem Fell in verschiedenen Farben. Sie sind nicht einmal mehr fünfzehn Meter hinter mir. Ihre Mäuler sind weit aufgerissen, bereit zum Angriff. Ein Tier springt den anderen voraus. Seine großen gelben Augen fixieren mich, während sich die Spanne zwischen uns verringert. Ich ziele und feuere. Das Ding brüllt vor Zorn auf, als es von der Kugel mitten in die Brust getroffen wird. Aber mein gezielter Beschuss hält es keineswegs auf.
    »Wir können sie nicht ausschalten. Nun komm schon. Wir müssen weiter.«
    Tomas’ Stimme reißt mich aus der Erstarrung. Ich schwinge mein Bein über den Rahmen des Fahrrads. Meine Füße finden die Pedale und beginnen zu strampeln. Der Klang von Klauen auf dem Asphalt und das wütende Schnauben unserer Verfolger lassen mich immer schneller treten. Das rostige Metall unter mir protestiert, als ich an Fahrt gewinne. Ich bete, dass meine Konstruktion nicht gerade jetzt den Geist aufgibt. Tomas hat recht. Diese Kreaturen – was auch immer sie sein mögen – sind zu stark, als dass wir sie mit unserer Pistole oder dem Messer töten könnten. Wenigstens sind sie nicht die Schnellsten. Doch wenn wir sie nicht abhängen, dann …
    Tomas feuert mich an, und dann, endlich, führt die Straße bergab. Meine Reifen drehen sich immer schneller. Noch immer höre ich das Geheul hinter mir, aber es klingt, als wenn unsere Verfolger zurückfallen. Ich trete unablässig in die Pedale und hoffe inständig, dass die Tiere aufgeben und sich ein anderes, schwerfälligeres Opfer als Morgenmahlzeit suchen.
    Und das tun sie.
    Das Heulen und Knurren wird schwächer. Als ich nichts mehr hören kann, traue ich mich endlich, mich umzudrehen, und da sehe ich, wie das Rudel in der Ferne die Straße wieder verlässt. Die Tiere bewegen sich in Richtung Norden. Weg von uns. Puh , Schwein gehabt.
    Trotzdem radeln wir weiter, nur für den Fall, dass die widerlichen Kreaturen auf die Idee verfallen, uns in einem Bogen zu überholen und uns dann von vorn erneut anzugreifen. Für diese Überlegungen wären eine höhere Intelligenz und berechnende Entschlossenheit nötig. Mehr als es bei den meisten Tieren zu erwarten ist. Aber ich kenne genug Geschichten, die am Lagerfeuer erzählt werden, um den Kindern Angst einzujagen. Sie handeln von Menschen, die die Strahlung und die abgeworfenen Chemikalien überlebt haben, seitdem jedoch grauenhaft verändert sind. Niemals habe ich geglaubt, dass die Geschichten wahr sein könnten. Aber ich hätte es auch nicht

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