Die Außenseiter
ob ... nun, ob wir irgendetwas für dich tun können, falls du Hilfe brauchst ...«
Desvendapur zögerte mitten in der Bewegung, dann wandte er sich so unvermittelt seinen Freunden zu, dass Nios Antennen zurückzuckten, außer Reichweite von jeder Verletzungsgefahr - ein uralter Reflex, den sie nicht kontrollieren konnte.
Desvendapur hatte eigentlich längst gehen wollen, doch hatte ihn ein Gedanke zurückgehalten, dessen vielfältige Möglichkeiten ihn anzogen. Zweifüßige, schwanzlose, intelligente Säugetiere waren zwar ein Widerspruch in sich, doch konnte niemand bestreiten, dass die Menschen existierten. Menschen und Thranx waren mehrfach miteinander in Kontakt getreten, stets vorsichtig und unter Ausschluss der Öffentlichkeit, und der Erstkontakt lag nun schon einige Jahre zurück. Eigentlich dürften sich auf Willow-Wane keine Menschen aufhalten. Nicht seit das hier initiierte Projekt nach Hivehom verlegt worden war. Aber was, wenn es wahr war? Was, wenn solche abscheulichen, fantastischen Wesen hier tatsächlich nicht nur eine einfache Forschungsstation, sondern eine richtige Kolonie errichteten, auf einer Koloniewelt der Thranx?
Genau das hatten die AAnn mit Gewalt versucht, in Form wiederholter Angriffe gegen die Paszex-Region. Dass der Große Rat einer anderen Spezies, noch dazu einer so fremdartigen wie den Menschen, ebenfalls die Erlaubnis erteilt haben sollte, hier eine Kolonie zu gründen, war höchst ungewöhnlich. Welche möglichen Folgen würde eine solch unvorhersehbare Entwicklung haben?
Welche Wunder, wie beängstigend auch immer, verbargen sich dahinter? Was könnte man sich von einer solch befremdlichen Entdeckung versprechen?
Vielleicht, nur vielleicht, die Inspiration, die ihm bislang gefehlt hatte? Diese Vorstellung entsetzte ihn und schlug ihn zugleich in ihren Bann.
»Broud«, fragte er scharf, »du arbeitest doch noch für die Regierung?«
»Ja.« Der andere junge Thranx wunderte sich darüber, dass sein ehemaliger Kommilitone noch an ihrem Gespräch interessiert war - welch drastischer Gesinnungswandel! »Ich arbeite als Besänftiger dritten Grades in einer Abteilung, die für die Kommunikationsverarbeitung zuständig ist.«
»Und zwar in der Nähe von Geswixt. Exzellent.« Desvendapurs Gedanken rasten. »Du hast mir vorhin deine Hilfe angeboten. Ich nehme sie an.« Desvendapur beugte sich vor, während die Menge der Thranx, die an der Bestattungsfeier teilgenommen hatten, sich allmählich zerstreute. »Ich verspüre das plötzliche Verlangen, meine Lebensumstände zu ändern und irgendwo anders auf diesem Planeten zu arbeiten. Du wirst mich deinen Vorgesetzten empfehlen, in deinem besten Hoch-Thranx, damit sie mich in der Nähe von Geswixt anstellen.«
»Du schreibst mir einen Einfluss zu, den ich nicht habe!«, stammelte sein gleichaltriger Freund, wobei er mit flatternden Echthänden seiner Bekümmerung Ausdruck verlieh. »Zunächst einmal wohne ich nicht so nahe an Geswixt, wie du zu glauben scheinst. Und Nio auch nicht.« Hilfe suchend blickte er die junge Thranx-Frau an, die eine ermutigende Geste machte. »Gerüchte mögen alarmierend wirken und uns beeinflussen, aber sie wiegen nicht viel und kommen deshalb bei ihrer Reise mühelos voran. Außerdem bin ich, wie ich dir eben bereits gesagt habe, nur ein Besänftiger dritten Grades. Meine Vorgesetzten beachten nicht gleich jede Empfehlung, die ich ausspreche.« Seine Antennen neigten sich neugierig vor. »Warum willst du dein jetziges Leben entwurzeln, die Stollen wechseln und näher an Geswixt wohnen?«
»Mein Leben entwurzeln? Ich bin unvermählt, und du weißt, wie wenig Familienangehörige mir noch geblieben sind.«
Seine Freunde machten Gesten des Unbehagens. Broud wünschte sich allmählich, dass Des ihn und Nio nie angesprochen hätte. Desvendapurs Betragen war ungehobelt, seine Manieren unkultiviert und seine Motive unklar. Nio und er hätten ihn ignorieren sollen. Aber Nio hatte darauf bestanden, mit Des zu reden. Jetzt war es zu spät. Sich einfach umzudrehen und fortzugehen wäre ein unverzeihlicher Verstoß gegen die Höflichkeit gewesen.
»Meine Gründe sind, glaube ich, offensichtlich«, fuhr Des fort. »Ich möchte diesen seltsamen Fremdwesen näher sein - wenn irgendetwas an den Gerüchten dran ist und wenn wirklich noch immer einige von ihnen auf Willow- Wane leben.«
Nio musterte ihn beunruhigt. »Wozu, Des?«
»Damit ich Gedichte über sie verfassen kann.« Seine goldenen Augen blitzten, als sich
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