Die Außenseiter
gibt, von unseren Spezialisten überwacht und begleitet, und sei es nur, um ihre Aktivitäten vor dem Großteil unseres Volks geheim zu halten. Fremdweltler können isoliert werden, aber nicht ihre Aufseher. Jeder Thranx braucht die Geselligkeit des Stocks.«
Nio stieß ein belustigtes Pfeifen aus. »Also so was! Des, du Heuchler!«
»Ich ein Heuchler? Nicht im Mindesten!«, schoss er zurück. »Ich brauche den Stock ebenso sehr um mich herum wie jeder andere Thranx. Aber nicht immer und nicht, wenn ich nach Inspiration suche!« Er hob den Blick und sah an ihr vorbei nach Norden. »Ich muss etwas Wundervolles tun, etwas Einzigartiges, etwas Außergewöhnliches, Nio! Das komfortable, leichte Leben, nach dem wir für gewöhnlich streben, ist nichts für mich. Etwas in mir drängt mich dazu, mehr zu tun.«
»Wirklich?« Broud hatte den anmaßenden und gewisslich völlig unausgeglichenen Des schon satt. »Was?«
In Desvendapurs Komplexaugen blitzte das Sonnenlicht, als er Broud ansah. »Wenn ich es erklären könnte, mein Freund, würde ich schon die nötigen Hilfsmittel suchen und keine Worte! Ich wäre eher wie ein Arbeiter, nicht wie ein Dichter.«
Broud regte sich unbehaglich. Ohne dass Desvendapur es ausgesprochen hatte und ohne Brouds Beruf direkt zu verunglimpfen, hatte er bewirkt, dass Broud sich selbst wie ein niederer Fließbandarbeiter vorkam. Des ließ ihm jedoch keine Zeit, darüber nachzudenken, ob sich hinter seinem Kommentar eine tiefere Bedeutung verbarg.
»Kannst du mir helfen, Broud? Wirst du mir helfen?«
Gefangen zwischen Desvendapurs unverwandtem und Nios neugierigem Blick, fühlte Broud sich dazu genötigt, ihm seine Hilfe zu gewähren. »Wie ich schon sagte, ich kann nicht viel tun.«
»Nicht viel? Nicht viel ist das, was ich hier habe. Deine Hilfe ist mehr, als ich mir erhoffen konnte!«
Broud trippelte mit allen vier Echtbeinen unter dem Abdomen. »Wenn es dich glücklich macht ...«, klickte er gedehnt.
»Ich bin mir nicht sicher, ob es überhaupt etwas gibt, das mich glücklich macht, Broud. Es gibt Zeiten, da wünsche ich mir den Tod, damit all dieses sinnlose Bemühen und die vergebliche Suche nach etwas Neuem ein Ende hat. Aber ehe ich dem Tod entgegengehe - ja, ich würde mich nicht mehr so elend fühlen, wenn du mir hilfst.«
»Dann will ich sehen, was ich für dich tun kann. Ich weiß nicht, wie nahe ich dich an dieses geheimnisvolle Koloniegelände heranbringen kann. Von allen Künstlern unserer Sicherheitsstufe bin vielleicht ich derjenige, den man am nächsten an die Kolonie heranlässt, und wie du weißt, reist ein wenig Poesie weit.«
»Gib dein Bestes!« Des trat beinahe bedrohlich auf ihn zu, neigte die Antennen und umschlang damit die des anderen Thranx. »Nach Inspiration ist Hoffnung das Beste, was ein Dichter sich wünschen kann.«
»Wie nah würdest du denn gerne an diese Wesen herankommen?«, fragte Nio Desvendapur.
Dessen Tonfall, die Pfeif- und Klicklaute, die er ausstieß, verrieten seine Aufregung. »So nah wie möglich! So nah, wie du und ich uns gerade sind. Ich möchte sie sehen, mir ihre entstellten Körper ansehen, ihren fremden Geruch riechen, ihnen in die Augen sehen, meine Echthände über ihre weiche, fleischige Haut gleiten lassen, dem inneren Grollen ihrer Körper lauschen. Ich werde meine Reaktionen auf sie in einer dramatischen Erzählung festhalten, die so gut ist, dass sie in allen Thranx-Welten Verbreitung finden wird!«
»Angenommen, es sind Menschen dort, was wäre, wenn sie schlicht und ergreifend zu abscheulich sind, zu fremdartig, um sie auf so geringe Entfernung studieren zu können?«, forderte Nio ihn heraus. »Ich habe die Bilder von ihnen ebenfalls gesehen. Und auch wenn der Gedanke schön ist, in diesem Teil des Spiralarms weitere intelligente Freunde gefunden zu haben, bin ich mir nicht sicher, ob ich auch nur kurze Zeit in ihrer Gesellschaft verbringen will. Das sollte man vielleicht besser den Kontaktspezialisten überlassen.« Sie verdrehte die Fußhand in einer Geste sanften Ekels. »Man sagt, sie verströmen einen abstoßenden Geruch.«
»Wenn Spezialisten den Kontakt mit ihnen aufrechterhalten und überleben können, kann ich das auch! Glaub mir, Nio, unsere Wirklichkeit hat nur wenig zu bieten, das meine verschrobene Vorstellungskraft übersteigt!«
»Daran zweifle ich nicht«, murmelte Broud. Er bedauerte es bereits, Desvendapur seine Hilfe zugewilligt zu haben. Dass Des so nahe an die Fremdweltler herankommen wollte,
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