Die Außenseiter
das Licht in den komplex miteinander verbundenen Augenlinsen brach. »Wuuzelansem hat das auch getan. Regelmäßig hat er an dem ursprünglichen Projekt mitgewirkt und Gedichte sowohl für ebenso wie über die Menschen geschrieben. Ich habe selbst an mindestens drei Veranstaltungen teilgenommen, wo er sie vorgetragen hat.« Seine Antennen zuckten, als er daran zurückdachte. »So schwer es auch zu glauben sein mag, er hat immer behauptet - obwohl keine angesehenen Kulturreferenten zugegen waren -, dass die Menschen seine Dichtung schätzten.«
»Was ist, wenn es keine Menschen in der Nähe von Geswixt gibt?«, fühlte Broud sich zu fragen genötigt. »Was, wenn die unglaubwürdigen Geschichten über diese entstehende Menschenkolonie wirklich nur Gerüchte sind? Dann hättest du deine Lebensumstände vergebens so radikal geändert!«
Des wandte sich Broud zu. »Dann werde ich über meine Impulsivität meditieren und versuchen, Erleuchtung aus den Tiefen meiner Verlegenheit zu erlangen. So oder so - ich werde meine gegenwärtigen Lebensumstände verbessern.« Er wies mit einer Echthand auf den nächsten Stolleneingang, der in die unterirdische Stadt führte. »Hier hält mich nichts. Behaglichkeit, Unterschlupf, vertraute Umgebung, tägliche Arbeit, rituelle Komplimente, enger Umgang mit Vertrauten. Völlig unwichtig!«
Nio verbarg ihr Entsetzen nicht. Desvendapur war sogar noch viel verhaltensgestörter, als sie angenommen hatte. »Aber all diese Dinge sind genau das, was jeder Thranx begehrt!«
Des pfiff scharf und klackte die Mundwerkzeuge in einer besonders anstößigen Weise aneinander. »Diese Dinge sind Feinde der Dichtung! Mein Verstand weiß sie zu schätzen, aber mein ästhetisches Empfinden wird auf ewig Krieg gegen sie führen!«
»Dichtung sollte beruhigen, Wohlbefinden bereiten und besänftigen!«, protestierte Broud.
»Dichtung sollte explodieren! Strophen sollten brennen! Worte sollten schneiden wie Messer!«
Broud richtete sich auf allen vier Echtbeinen auf. »Wie ich sehe, unterscheidet sich unser beider Philosophie grundlegend. Ich glaube, meine Arbeit als Dichter bewirkt, dass die Leute sich in ihrer Umgebung wohler fühlen - und mit sich selbst besser zurechtkommen.«
»Und meine Dichtung soll bewirken, dass sie sich unbehaglich fühlen! Gibt es eine bessere Quelle der Inspiration als Wesen, die so grotesk sind, dass man es kaum glauben will? Welchen logischen Grund könnte die Regierung dafür haben, ihnen hier die Gründung einer Kolonie zu gestatten?« Er gestikulierte nachdrücklich mit beiden Echthänden. »Eine kleine, offizielle Kontaktstation mit streng begrenztem Zutrittsrecht ist eine Sache - aber eine richtige Menschenkolonie? Wenn das stimmt, ist es kein Wunder, dass es geheim gehalten wird. Die Stöcke würden so etwas niemals dulden!«
Nio gestikulierte unsicher. Die Menge rings um sie herum zerstreute sich immer mehr, der Park wurde leerer, als die Gäste der Trauerfeier in einer Hand voll Stolleneingängen verschwanden, die in die Tiefe führten. »Wenn hier tatsächlich eine Kolonie entsteht, könnte die Regierung auch andere Gründe haben, die Sache geheim zu halten. Wir kennen die Überlegungen nicht, die der Große Rat anstellt, ehe er Entscheidungen in inneren Angelegenheiten trifft.«
Des schnippte mit den Antennen, wodurch er zu verstehen gab, dass er Brouds Argument nachvollziehen konnte.
»Was für andere Gründe? Die Regierung befürchtet, die Bevölkerung zu erbosen, wenn sie die Anwesenheit der Menschen zu hastig offenbart, zumal die AAnn wiederholt gewaltsam versucht haben, ihr Aufenthaltsrecht auf Willow-Wane durchzusetzen und auszuweiten. Es ergibt also durchaus Sinn, wenn man so lange wie möglich geheim halten will, dass noch eine zweite Fremdweltlerspezies unter uns weilt.« Er zirpte wehmütig. »Ich habe Aufnahmen von ihren Stimmen gehört.
Sie können kommunizieren, diese Säugetiere, aber nur schwerfällig.«
»Ich weiß nichts über sie«, beklagte sich Broud. »Vergiss nicht, momentan ist es nur ein Gerücht, dass sie dauerhaft auf Willow-Wane sind! Offiziell wurden sie alle Vorjahren nach Hivehom verlegt. Um herauszufinden, ob das Gerücht auf Tatsachen beruht, müsste man mit jemandem sprechen, der direkt mit diesem neuen Projekt zu tun hat. Falls es überhaupt ein neues Projekt gibt!«
Des' Gedanken überschlugen sich, so wütend war er. »Das herauszufinden sollte doch möglich sein! Gewiss werden diese Menschen-Kolonisten, falls es sie
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