Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Außenseiter

Die Außenseiter

Titel: Die Außenseiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
Vom Netzwerk:
war ihm unerklärlich. Natürlich war es sehr wahrscheinlich, dass sich gar keine Menschen auf Willow-Wane aufhielten und dass Desvendapur bei seiner Suche nach ihnen seine Zeit und Kraft vergeuden würde. Bei diesem Gedanken fühlte Broud sich gleich ein wenig besser.
    »Wenn die Kolonie existiert, ist das nicht nur eine geheime, sondern auch eine höchst brisante Operation unserer Regierung.« Nio legte Des eine Echthand auf den Thorax, gleich unterhalb des B-Thorax, genau über dem ersten Stigmenpaar. »Du wirst doch nichts Gesellschaftsfeindliches tun, oder? Es würde mir gar nicht gefallen, wenn du als negativer Beitrag in den Tagesnachrichten enden würdest.«
    »Das kümmert mich nicht.« Nio fand seine Gleichgültigkeit alarmierend. »Aber ich werde vorsichtig sein, denn wenn ich das Gesetz breche, hindert mich das an dem, was ich zu bewerkstelligen hoffe. Meine eigenen persönlichen Ziele - nicht die Regeln der Gesellschaft - werden mich davon abhalten, etwas Verbotenes zu tun.«
    »Du brauchst Hilfe.« Brouds Kopf wackelte stetig, ein Zeichen dafür, für wie bedenklich er die Absichten seines ehemaligen Kommilitonen hielt. »Du musst dringend in eine Therapie!«
    »Vielleicht führen mich ja schon allein meine Bemühungen in den Stollen der Zufriedenheit. Womöglich ist es wirklich nur ein Gerücht, dass Menschen auf Willow- Wane sind. Wie dem auch sei - die Veränderung wird mich von meiner Langeweile erlösen und meine Depression lindern.«
    Diese Einschätzung rührte Broud ein wenig, beruhigte ihn aber nicht gänzlich. »Ich werde überprüfen, ob es in der Nähe von Geswixt offene Stellen gibt. Wenn ich welche finde, schlage ich dich für diejenige vor, die am nächsten beim Stock liegt. Vielleicht wirst du dort eine niederere Arbeit verrichten müssen als hier.«
    »Das spielt keine Rolle«, versicherte Des ihm. »Ich würde auch für Hygienearbeiter dichten, die Sondermüll entsorgen. Ich würde sogar Stollen graben.«
    »Das erledigen doch Maschinen«, erinnerte Nio ihn.
    »Dann schreibe ich Gedichte für die Maschinen! Was immer erforderlich ist.« Als er die Haltung seiner beiden Freunde sah, fügte er noch hinzu: »Ich weiß, dass ihr zwei mich für verrückt haltet. Ich versichere euch, dass ich im Vollbesitz meiner geistigen Fähigkeiten und vollkommen gesund bin. Ich folge nur meinem erbarmungslosen Trieb.«
    »Als Dichterkollege weiß ich, wie gering der Unterschied zwischen Wahnsinn und geistiger Gesundheit sein kann«, bemerkte Broud trocken. »Du balancierst in dieser Angelegenheit auf einem schmalen Grat, Desvendapur! Gib Acht, dass du nicht in den Abgrund stürzt!«

3
    Das Bild in der Mitte des Raums flackerte sichtlich, wechselte zwischen zwei- und dreidimensionaler Darstellung; die Farben verlagerten sich stärker, als es gemäß der Übertragungsparameter hätte der Fall sein dürfen. Doch das Bild wurde von einem alten 3-D-Projektor erzeugt, dem Besten, was sich der Betreiber des hinterwäldlerischen Lokals leisten konnte. Niemand beschwerte sich. Hier im tiefen Amistad-Regenwald war man auch für den geringsten Komfort dankbar.
    Auch die Männer und Frauen, die gerade jetzt ihre müden Blicke aus trüben Augen gelegentlich auf das hinreichend erkennbare Bild richteten, beschwerten sich nicht über derartige Kleinigkeiten. Die meisten mochten den Krach, den das Bild erzeugte, mehr als die optische Darstellung an sich. Sie waren zu sehr mit anderen Dingen beschäftigt, als dass sie der Übertragungsqualität hätten Aufmerksamkeit schenken wollen; ihre wahres Interesse galt reichlich zur Verfügung stehendem Alkohol, rasch wirkenden Rauschmitteln, billigem Sex, Versprechungen, die einen teuer zu stehen kommen konnten, und einander.
    Das Lokal verströmte eine traditionelle Bar-Atmosphäre: harte, ungepolsterte Sitze, ein Tresen aus arg mitgenommenem Cocoboloholz, Flaschen aus leuchtendem Metall, Glas und Kunststoff, unflätige Konversation und unverwirklichte Träume, matte Deckenbeleuchtung und ein gefälliger Bartender. An der Bar selbst war der zerbeulte, aber noch immer funktionierende, automatische Mixer mit seinen vielen Armen das einzige Zugeständnis, das der Betreiber an die moderne Technik gemacht hatte. Ein Paar saß am einen Ende des Tresens und verhandelte über den Preis für einen Dienst, der nichts mit dem umliegenden Regenwald und alles mit den primitivsten Bedürfnissen von Säugetieren zu tun hatte. Ein Mann lag auf dem Boden, laut in die eigene Spucke

Weitere Kostenlose Bücher