Die Außenseiter
als Verbrecher. Ich habe mich eines unerhört gesellschaftsfeindlichen Verhaltens schuldig gemacht. Meine Leute werden mich einsperren, bis sie mich vom Planeten auf eine unserer Welten verschiffen können, wo ich dann formell bestraft werde. Wenn du also nichts dagegen hast, Cheelo Montoya, würde ich gern weiterhin mit dir reisen. Zumindest noch für eine Weile.«
»Das geht nicht, Riesenauge! Meine Dschungeltour ist jetzt vorbei. Ich muss eine lange Strecke fliegen, ansonsten komme ich zu spät zum Tanz. Außerdem musst du doch den anderen Krabbelviechern deine Gedichte, deine Kompositionen vortragen, oder?«
Der Thranx schüttelte den blaugrünen Kopf. »Ich fürchte, in meinem Fall gibt es nicht genug strafmildernde Umstände. Ich würde viel lieber meine Studien fortsetzen und noch mehr Inspiration suchen. Eines Tages werde ich natürlich meine sämtlichen Werke den Stöcken präsentieren. Aber noch nicht.« Das Deckenlicht brach sich in seinen Augen, ließ seine vielen Cornealinsen wie matt leuchtende Kristalle wirken. »Es gibt noch immer so viel, was ich tun möchte.«
»Wie du willst.« Wieder gestikulierte Cheelo mit dem Gewehr. Dass das Insektenvieh ihn immer noch begleiten wollte, war ihm gleich. Es blieb noch genug Zeit zu entscheiden, was er mit ihm machen würde, sobald sie wieder sicher im Regenwald angekommen wären. Während die beiden Wilderer vor Cheelo durch den Gang schritten, sah Maruco über die Schulter zu ihm zurück.
»Was hast du da eben über eine Kolonie gesagt? Es gibt eine ganze Kolonie von denen hier auf der Erde? Unten im Reservat? Ich hab noch nie davon gehört.«
»Halt's Maul und mach voran! Ich weiß, dass der Transporter durch einen Code gesichert ist, daher werdet ihr den Motor für mich anlassen.«
»Dann stimmt es also! Es gibt einen Thranx-Vorposten im Reservat, den man vor der Öffentlichkeit geheim hält!« Der Wilderer klang immer aufgeregter. »Und du hast noch nicht mal ›Außenposten‹ gesagt - du hast Kolonie gesagt!« Er sah seinen Kumpanen an. »Das könnte das größte Geheimnis sein, das es auf unserem Planeten gibt! Für so eine Information würde uns jede der fünfzig großen Mediengruppen 'ne lebenslange Rente zahlen! Das ist wesentlich mehr wert als ein lebender Käfer!« Wieder sah er zu Cheelo zurück, der keine Miene verzog.
»Was meinst du, vato? Wir haben hier Geräte, mit denen wir weltweit kommunizieren können, ohne dass man die Signale zu uns zurückverfolgen kann. Wir verkaufen die Information an den höchsten Bieter und teilen durch drei. Keiner wird verkauft. Keiner verletzt. Genug Geld für alle.« Als Cheelo keine Reaktion zeigte, wuchs Marucos Aufregung noch mehr. »Verdammt, wir brauchen dich nicht, um die Information zu verkaufen! Aber das Reservat ist groß, und diese Kolonie oder Basis oder was auch immer ist anscheinend gut versteckt. Hapec und ich sind oft im Dschungel, und uns ist nie aufgefallen, dass es da unten so was gibt. Du weißt, wo sie ist. Welche Mediengruppe auch immer die Information kauft, will sich sicher nicht erst auf die Suche nach der Kolonie machen. Die wollen gleich mit ihren Berichten loslegen, bevor ein Konkurrent Wind von der Sache bekommt.« Er senkte die Stimme ein wenig. »Du weißt doch, wo sie liegt, oder?«
»Allerdings«, log Cheelo. »Immerhin so nah, dass jeder sie innerhalb von einer Woche finden könnte.«
»Ach, komm schon, Mann! Lass dir die Chance nicht durch die Lappen gehen! Wir können Partner werden. Wir werden alle reich.«
»Zuerst wolltest du mich umbringen«, erinnerte Cheelo ihn in kaltem Ton. »Dann wolltest du mich mit dem Käfer als sprechende Beigabe verkaufen.«
»He!«, beschwichtigte der Wilderer ihn. »Das war doch nichts Persönliches!« Sie hatten die Garage fast erreicht. »Das war rein geschäftlich. Du bist selbst Geschäftsmann, chingon. Dich zu verkaufen war ein Geschäft; und das hier ist auch ein Geschäft. Du brauchst unsere Kontakte; wir brauchen dein Wissen!«
Cheelo wurde unsicher. Der Vorschlag des Wilderers klang verlockend. »Was ist mit dem Kä. mit Des? Er mag in seinem Volk als Außenseiter gelten, aber er würde niemals wollen, dass die Kolonie vorzeitig enttarnt wird.«
»Scheiß auf den Käfer!«, bellte Maruco. »Wenn er ein Problem damit hat, puste ihn weg! Wir brauchen ihn nicht mehr. Was kümmert er dich? Er ist nur ein riesiges, hässliches, außerirdisches Insekt.«
»Er ist intelligent. Womöglich sogar intelligenter als ihr zwei.
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