Die Außenseiter
Gedanken wäre verlockend gewesen, aber ich hätte sie leben lassen. Ich wollte nur hier weg, damit ich meine Verabredung einhalten kann. Und bevor du komplett ausrastest, denk bitte daran, dass sie sich alles zusammengereimt hatten - dass du aus einer Kolonie kommst und so! Hätte ich sie hier zurückgelassen, hätten sie diese Information noch immer verkaufen können. Betrachte es mal so: Ich musste sie erschießen, um dein Volk unten im Reservat zu schützen!«
»Sie hätten vielleicht andere dazu überredet, unseren Stock zu suchen, aber ohne genaue Koordinaten hätten sie ihn nie gefunden. Niemals.« Anklagend schaute Desvendapur den Zweifüßer an - zumindest empfand Cheelo seinen Blick als anklagend.
»Das spielt keine Rolle«, erklärte Cheelo schließlich knapp. »Sie sind tot und wir nicht. Glaub mir, für meine Spezies ist das kein Verlust.«
»Der Tod jedes intelligenten Wesens ist ein Verlust.«
Sein Menschengefährte stieß einige besonders heftig betonte Worte aus, deren Bedeutung Des nicht kannte. »Ich weiß nicht, wie's im Großen und Ganzen mit meiner Spezies ausschaut, aber sicherlich sind manche von uns nicht so wertvoll wie andere.« Mit der Mündung stieß er grob die Leiche zu seinen Füßen an. Maruco der Wilderer regte sich nicht und würde auch nie wieder wildern.
Cheelo ging zum Werkzeugregal, steckte das Gewehr in eine leere Ladestation, drehte sich um und betrachtete nachdenklich den Transporter. »Ich kann versuchen, diesen Bastard in Gang zu bekommen, aber falls diese Burschen da keine komplette Idioten waren oder keine Angst davor hatten, dass ihnen hier oben der Transporter geklaut wird, haben sie einen Aktivierungscode einprogrammiert. Und für den gibt's vermutlich rund zwei Millionen Möglichkeiten.« Er sah zu einem der Spiegelfenster hinauf. »Du hast die Gegend da draußen auf dem Hinflug gesehen. Dieses Haus hier liegt völlig isoliert. Hier gibt's nichts in der Nähe außer einigen automatisierten Farmen. Wir können versuchen, eine davon zu erreichen.«
»Das würde ich nicht tun«, riet Desvendapur ihm.
»Wieso nicht?« Inzwischen war Cheelo wieder zu Atem gekommen. Er starrte den Thranx an.
»Während du mit unseren Peinigern gekämpft hast, habe ich Stimmen aus ihrem Kommunikator gehört. Jemand mit einer besonders autoritären Stimme wollte den Menschen namens Maruco sprechen. Als er keine Antwort erhielt, unterbrach er die Verbindung mit den Worten ›Bis bald, du kleiner Scheißkerl‹. Wenn ich diese Bemerkung richtig interpretiere, wollte der Sprecher damit zwar nicht ausdrücken, dass er in Kürze hier sein wird, wohl aber in absehbarer Zeit.«
»Du hast Recht. Verdammt!« Cheelo dachte wütend nach. »Ich habe ihre Kunden ganz vergessen. Wir sollten von hier verschwinden, ehe sie aufkreuzen.« Mit einem angewiderten Gesichtsausdruck sah er stumm auf den menschlichen Abfall am Boden hinab. »Hilf mir mit den beiden!« Er ging zur Wand mit dem Rolltor und suchte nach dem manuellen Öffnungsmechanismus, der hier irgendwo sein musste.
»Was werden wir jetzt tun? Halten wir ein formelles Bestattungsritual ab?« Obwohl Desvendapur das Blutbad noch immer nicht fassen konnte, wollte er sich nicht davon abhalten lassen, das vermutlich höchst faszinierende Menschenritual mit seinem Sch'reiber festzuhalten.
»Eher ein formloses.« Cheelo entdeckte eine Kontrolltafel, strich über Berührungsfelder, schaltete Lampen an, aktivierte verschiedene Servosysteme und eine automatische Waschanlage, ehe er schließlich den Knopf fand, der das Garagentor öffnete. Kalte, äußerst trockene Luft wehte von draußen herein, als das Tor sich ratternd aufrollte.
Gemeinsam schleppten sie die Leichen der beiden Wilderer zur nächstbesten Schlucht des Felsplateaus und stießen sie hinab. Sie sahen zu, wie die beiden schlaffen Körper sich überschlagend in die von Wolken umwallte Vergessenheit purzelten. Desvendapur war enttäuscht, dass die Bestattung so unzeremoniell verlaufen war; er hatte mit einer Reihe fremdartiger Gesänge und Tänze gerechnet. Stattdessen hatte der Zweifüßer, der zu seinem Gefährten geworden war, nur einige Worte gemurmelt, die - so kam es dem Dichter vor - die Toten weder ehrten noch ihnen Respekt zollten.
Nachdem diese lästige Pflicht erfüllt war, kehrten sie in die Garage zurück, wo Desvendapur dem Menschen bestmöglich dabei half, das Blut vom Boden aufzuwischen. Als Cheelo zufrieden war, trat er zurück, wischte sich den Schweiß von der Stirn
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