Die Außenseiter
dafür bekämen, dass sie den einzigen gefangenen Repräsentanten einer erst kürzlich entdeckten außerirdischen Spezies in die unfreiwillige Gefangenschaft verkauften. Während Salz, Pfeffer und scharfe Soße bei ihren Essgewohnheiten eine Rolle spielten, war ihre Konversation weder von Ethik noch von Moral geprägt.
Als Desvendapur satt war, trat er von den exotischen, aber nahrhaften Speisen zurück, die die Wilderer vor ihm auf dem Boden verteilt hatten. Er zog sich in eine Ecke am Ende des Raums zurück und schnappte sich dabei beiläufig mit Echt- und Fußhand eines ihrer Gewehre.
Es dauerte einen Moment, bis Hapec bemerkte, dass der Außerirdische die Mündung der Waffe auf ihn richtete. »He! Äh, he, Maruco!«
Desvendapur sah, dass der Mensch den Unterkiefer herabklappte und den Mund ohne ersichtlichen Grund offen ließ.
»Scheiße!« Maruco blickte rasch zwischen seinen beiden Gefangenen hin und her und rückte vorsichtig mit dem Stuhl vom Tisch ab. »Cheelo! Mann, sag dem Käfer, er soll das Gewehr weglegen! Es ist auf maximale Feuerkraft geschaltet und nicht gesichert. Sag ihm, dass er sich damit selbst verletzen kann! Was macht er überhaupt damit? Wir sind seine Freunde und wollen ihm helfen, mehr von unserer Welt zu sehen, damit er sie studieren kann! Mach schon, Mann: Erinnere ihn daran!«
»Ich kann nicht mit ihm reden. Meine Hände, schon vergessen?«
Diesmal zögerte Maruco nicht. Langsam erhob er sich vom Stuhl und trat nervös zu seinem gefesselten Gefangenen, wobei er den rätselhaften Thranx keine Sekunde aus den Augen ließ. Mit dem Messer schnitt er Cheelos Fesseln durch.
Erleichtert rieb Cheelo sich die tauben Handgelenke. »He! Was ist mit meinen Beinen?«
»Was soll damit sein?«, grollte der Wilderer. »Du machst keine Gesten mit den Beinen.«
»Befrei seine Beine!« Desvendapur gestikulierte mit dem Gewehr. Die Waffe war zwar für die dickeren Finger und größeren Hände eines Menschen ausgelegt, war aber leicht und lag ihm bequem in den Händen. Sie zu benutzen würde ihm nicht schwer fallen.
»Klar, aber pass bloß mit dem ...« Maruco, der soeben dabei war, Cheelos Fußfesseln durchzuschneiden, hielt mitten in der Bewegung inne und sah den Außerirdischen mit großen Augen an. »Du gottverdammter Scheißkerl von einem Hurensohn!«
»Du kannst sprechen!« Beide Wilderer starrten den plötzlich zungenfertigen Thranx offenen Mundes an.
»Nicht besonders gut, aber je mehr ich übe, desto flüssiger wird mein Terranglo. Seine Beine!« Wieder gestikulierte er mit dem Gewehr.
Langsam ging Maruco in die Knie schnitt Cheelos Kunststofffesseln durch. Mit einem erleichterten Seufzer bewegte Cheelo die Beine, um wieder Gefühl hineinzubekommen.
Für einen Thranx war der Begriff ›Augenwinkel‹ fremd, da er dank der vielen Cornealinsen seines Facettenauges einen weit größeren Blickwinkel hatte als das menschliche Auge. Er richtete die Waffe demonstrativ auf Hapec, der aufgestanden und einen Schritt auf das andere Gewehr zugemacht hatte.
»Obwohl ich nicht genau weiß, welche Wirkung diese Waffe hier hat, bin ich fest davon überzeugt, sie bedienen zu können. Außerdem bin fest davon überzeugt, dass du besser in die andere Richtung gehen solltest. Stell dich neben deinen Freund!«
»Er blufft nur.« Maruco entfernte sich von Cheelo, der vom Stuhl aufgestanden war und ein paar Schritte durch den Raum lief, um die Blutzirkulation in den Beinen noch weiter anzuregen. »Der weiß bestimmt nich, wie man damit schießt.«
»Ja?« Hapec hielt die Hände gut sichtbar vor sich und trat langsam um den Tisch neben seinen Kumpan. »Dann hol du doch die Knarre!«
Maruco musterte den bewaffneten Thranx und breitete unschuldig die Arme aus, ohne zu wissen, dass sein Gegenüber die Geste nicht verstand.
»Also schön, du kannst sprechen. Kein Grund, gewalttätig zu werden. Wir wollen dir nichts Böses.« Buhlerisch lächelnd deutete er mit dem Kopf auf Cheelo. »Dass wir ihn gefesselt haben, gehört zu einem speziellen Begrüßungsritual.«
»Nein, das stimmt nicht«, entgegnete Desvendapur; sein gehauchtes Terranglo war immer besser zu verstehen. »Ich habe zwar die ganze Zeit kein Wort gesagt, aber du vergisst, dass ich jedes Wort hören konnte - hören und verstehen, jedes Wort, das ihr seit unserer Begegnung im Regenwald gesagt habt. Ich weiß, dass ihr uns töten wolltet, bis Cheelo euch davon überzeugt hat, uns stattdessen zu verkaufen.« Desvendapur brauchte sich gar nicht mit
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