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Die Außenseiter

Die Außenseiter

Titel: Die Außenseiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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die Parkverwaltung eingeschleust hatten, waren am nützlichsten, doch selbst sie mussten vorsichtig sein und durften sich nicht in der Nähe der Kolonie aufhalten. Ansonsten würden sie vielleicht in einen Erklärungsnotstand geraten, wenn man sie fragte, warum sie so viel Zeit in einem Teil des Regenwaldes verbrachten, der sich (auf der Oberfläche) nicht von den tausenden von Quadratkilometern ringsum unterschied. Aus diesem Grund hielt Des es für unwahrscheinlich, dass man ihn sofort entdecken würde. Trotzdem schloss er diese Möglichkeit nicht aus und blieb wachsam.
    Seine Aufregung darüber, es so weit geschafft zu haben, wurde von seiner Erschöpfung gedämpft. Jedes Gelenk in seinem Ektoskelett tat ihm weh. Er lag mit untergeschlagenen Beinen auf den hinteren beiden Abdomensegmenten. Langsam kam er wieder zu Kräften. Und mit der Kraft kehrte auch seine Fähigkeit zurück, sich über die fremdartige Umgebung zu wundern.
    Die Bäume hatten die falsche Farbe: Grau oder Graugrün, wo sie doch eigentlich dunkelbraun sein müssten! Die Blätter waren größtenteils breit und spatelförmig, was nicht ungewöhnlich war, doch traten ihre Blattadern viel zu deutlich hervor. Wie erleichtert er war, entfernte Vorfahren seiner Spezies durch den Wald fliegen oder krabbeln zu sehen. Von überall her drang das Kreischen primitiver Säugetiere - die Vorfahren der den Planeten beherrschenden Spezies. Wäre die Luft auch nur ein wenig trockener gewesen, hätte Desvendapur sich wirklich unwohl gefühlt. Doch da die Luftfeuchte beinahe so hoch war wie auf seiner Heimatwelt, konnte er die niedrige Temperatur tatsächlich ganz gut aushalten. Ab und an würde ihn sicher ein wenig frösteln, vor allem nachts, aber ansonsten würde er wohl keine Schwierigkeiten damit haben, hier draußen zu überleben.
    Da er seine Freizeit unter anderem dem Studium der Flora gewidmet hatte, die in unmittelbarer Umgebung der Kolonie wuchs, war er imstande, nicht nur eine, sondern gleich mehrere essbare Pflanzen zu finden. Keine davon war als Nahrung für Menschen geeignet, deren Fähigkeit, Pflanzen zu verdauen, weit weniger entwickelt war als bei den Thranx. Des erhob sich, nahm den Vorratssack auf und ging Richtung Osten. Er ignorierte die essbare Vegetation. Im Moment war er nicht hungrig, und während seiner Reise würde er genügend Nahrung finden. Außerdem wollte er so nahe am Lüftungsschacht keine Spuren hinterlassen.
    Er achtete darauf, nur in tiefe Pfützen oder auf sehr trockene Stellen zu treten, um keine Fußspuren zu hinterlassen; zudem vermied er es, Blätter abzureißen, Äste abzubrechen oder die obere Laubschicht des Waldes aufzuwühlen, auch wenn solche Spuren leicht anderen großen Tieren des Regenwaldes zugeschrieben werden konnten. Selbst ein Mensch, der sich mit der Fährtensuche auskannte, würde nur schwer bestimmen können, ob ein Thranx oder ein Tapir einen Ast abgebrochen hatte.
    Während er sich immer weiter von der unterirdischen Kolonie entfernte und tiefer in den unberührten Regenwald vordrang, wuchs seine freudige Erregung. Wegen alledem war er hergekommen, genau darauf hatte er so lange hingearbeitet: sich etwas völlig Neuem und anderem hinzugeben. Schon jetzt schossen ihm lange, zusammenhängende Verse durch den Kopf, die so umfangreich waren, dass er von Zeit zu Zeit innehalten musste, um sie in seinen Sch'reiber zu diktieren. Jeder Baum, jede Blume und jedes Insekt, ob piepsende Amphibie oder rau krächzender Vogel - alles inspirierte ihn zu neuen Versen. Er konnte sich ebenso wenig vom Dichten abhalten, wie er aufhören konnte zu atmen. Das verlangsamte sein Vorankommen zwar, hob jedoch seine Stimmung.
    Ein fruchttragender Baum erstrahlte in scheußlichen Farben - nicht seine Blüten leuchteten so grell, sondern der Schwarm roter Aras, die sich emsig in den oberen Zweigen an den Früchten labten. Desvendapur verharrte unter dem Baum und dichtete ein ganzes Sonett, inklusive der für den späteren Vortrag bestimmten Stridulationen. Nach so vielen Zyklen kreativer Ödnis in seinem Inneren machte ihn die regelrechte Explosion künstlerischen Schaffens ganz schwindelig. Und das am ersten Morgen des ersten Tages! Welche inspirativen Wunder mochten ihn erst in den kommenden Zyklen erwarten? Er beschloss, so lange wie möglich in seiner neu gewonnenen Freiheit zu verbringen, oder zumindest so lange, bis ihm die sorgfältig bemessenen Vorräte ausgingen.
    Es wurde in der Tat recht kühl, als die Sonne unterging, doch

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