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Die Außenseiter

Die Außenseiter

Titel: Die Außenseiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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hatte. Das obere Schachtende war nun näher als die Wartungsluke, durch die er in den Schacht geklettert war. Da er für den Abstieg beinahe ebenso viel Kraft würde aufwenden müssen wie für den Aufstieg, presste er die Mundwerkzeuge fest zusammen und kletterte weiter. Sein Thorax hob und senkte sich, während er nach Atem rang.
    Je höher er stieg, desto stärker wurde der fremdartige Gestank von draußen. Als er schon glaubte, dass seine Beine ihn nicht länger tragen könnten, stieß er mit dem Kopf gegen etwas Unnachgiebiges. Ein gewaltiger Schmerz durchzuckte seine ungeschützten Antennen. Nur der Schock bewahrte ihn davor, den Halt zu verlieren und in die Tiefe zu stürzen. Falls er in dieser Höhe abrutschte, bräuchte er sich keine Sorgen mehr um seine Rettung zu machen.
    Die fremdartig riechende Luft, die von draußen durch vergitterte, augengroße Öffnungen in den Schacht gesogen wurde, wehte ihm ins Gesicht und auf die ungeschützten Augen. Den Staub und Sand ignorierend, griff er mit beiden Echthänden nach oben und tastete den inneren Rand des Schachtdeckels ab. Irgendwo musste ein Riegel sein. In der fast vollständigen Dunkelheit sah er nur wenig und musste ständig den Blick senken, um seine Augen vor eingesogenen Schmutzpartikeln zu schützen, die seine Nickhäute zu verletzen drohten.
    Wenn er den Öffnungsmechanismus nicht fand oder die Luke sich nicht öffnen ließ, hätte er keine andere Wahl, als den ganzen Weg bis zur Wartungsluke zurückzuklettern. So wie seine Beine jetzt schon zitterten, bezweifelte er ernsthaft, dass er das schaffen würde.
    Er hatte sich die Baupläne der Luftschächte genau angesehen. Doch einen Bauplan in einer gemütlichen Kabine zu studieren war nicht damit zu vergleichen, zitternd und erschöpft nach einem winzigen Öffnungsmechanismus zu suchen und, nur mit den Beinen am oberen Ende einer tödlich hohen Röhre abgestützt, gegen die einströmende Luft anzukämpfen, die ihm offenbar mit aller Gewalt den Halt rauben und ihn in die Tiefe reißen wollte. Mit den zierlichen Fingern der linken Echthand suchte er den Bereich zwischen Röhrenrand und Luke ab. Er stieß gegen ein unbewegliches Hindernis. Des hob den Kopf und bemühte sich, im schwachen Licht etwas zu erkennen. Er hatte den Riegel gefunden! Es musste einfach der Riegel sein. Auf dem Bauplan hatte Des gesehen, wie man die Luke öffnen musste, und nun drückte er entsprechend mit allen vier Fingern gegen dem Riegel.
    Er ließ sich nicht bewegen.
    Des bemühte sich, so kontrolliert wie möglich zu atmen, und versuchte es noch einmal. Der Riegel hätte ebenso gut festgeschweißt sein können. Des weigerte sich aufzugeben, und da er ohnehin nichts anderes tun konnte, wappnete er sich für einen dritten Versuch. Aber er brauchte mehr Hebelkraft.
    Er sandte seine letzte Energie und Entschlossenheit in seinen Unterkörper und nahm die oberen Glieder von der Schachtwand. Nun hielt er sich nur noch mit den vier Echtbeinen in der Röhre, während er mit allen sechzehn Fingern seiner Fuß- und Echthände den Riegel packte und daran zog und rüttelte. Unter Protest gab der Riegel kreischend nach, bewegte sich.
    Hinterher wusste er nicht mehr genau, ob seine Beine erst den Halt verloren, nachdem er sich halb aus dem Schacht gezogen hatte oder schon vorher. Er wusste nur, dass er sich scheinbar eine Ewigkeit nur mit den oberen Gliedmaßen festgehalten hatte, ehe es ihm schließlich gelungen war, sich tretend, ziehend und zerrend ganz aus dem Schacht zu ziehen. Nun lag er schwer atmend und mit trübem Blick neben dem Schachtende, das wie der Stumpf eines abgestorbenen Regenbaums aussah. Ehe Desvendapur zu Boden gesunken war, hatte er noch die Schachtluke schließen können. Sie war zugeschnappt und hatte sich automatisch verriegelt.
    Jetzt gab es kein Zurück mehr. Er konnte die Luke nicht wieder öffnen und von außen in den Stock zurückklettern. Er war gefangen auf der Oberfläche einer fremden Welt, der Welt der Zweifüßer. Genau da, wo er sein wollte.
    Die exakten Standorte der festinstallierten Überwachungsanlagen hatte er ebenso leicht herausfinden können wie die Patrouillenzeiten und -routen der mobilen Suchsonden. Die Sicherheitssysteme der Kolonie waren beschränkt, damit die ansässigen Behörden nicht auf sie aufmerksam werden konnten. Daher überließ man einen Großteil der Sicherheitsvorkehrungen jenen eingeweihten Menschen, die beim Bau der Kolonie mitgeholfen hatten. Die wenigen von ihnen, die sich in

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