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Die Außenseiter

Die Außenseiter

Titel: Die Außenseiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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daran hegte er keinen Zweifel. Und dann würde er nur zu gern offenbaren, wer er wirklich war, und im Zuge dessen seine wahre Identität wieder annehmen. Falls man ihn daraufhin mit dem Tod der Transporterfahrerin Melnibicon in Verbindung brächte, würde er die sich daraus ergebenden Konsequenzen tragen. Was danach geschähe, spielte keine Rolle. Sein Ruhm wäre gesichert. Und dieser Ruhm würde auch auf seine stark reduzierte Familie, auf seinen Clan und seinen Geburtsstock übergehen und auf ewig weiterglühen, ganz gleich, wie die Obrigkeit mit ihm verführe. Er hätte sogar gute Aussichten, einer Bestrafung zu entgehen. Überragende Kunstwerke entschuldigten seit je viele Vergehen, und das wäre in seinem Fall nicht anders. Er verschwendete nicht viele Gedanken darauf, ob seine Einstellung moralisch war oder nicht.
    Allerdings müssten seine Kompositionen in der Tat außergewöhnlich gut sein.
    Mit wachsender Zuversicht bereitete er sich auf sein Unterfangen vor. Allein die Aufregung darüber, heimlich etwas derart Außergewöhnliches vorzubreiten, inspirierte ihn zu einem halben Dutzend großartiger Gedichte voller Leidenschaft. Als er sie überarbeitete, kam er zu der Überzeugung, dass sie seine bislang besten Werke waren. Und sie handelten nur davon, was er draußen zu erleben hoffte, von den Erfahrungen, die zu machen er beabsichtigte. Deshalb wusste er jetzt schon, dass es ihm sicher nicht an Inspiration mangeln würde, sondern dass er eher Schwierigkeiten haben würde, seine übermäßige Erleuchtung zu kanalisieren und schriftlich festzuhalten.
     
    Schließlich war der Tag seines Aufbruchs da - so plötzlich wie ein unvermittelt einstürzender Tunnel, und ebenso schwer lastete die Aufregung auf Desvendapur. Er verabschiedete sich von Jhywinhuran und seinen Freunden und Mitarbeitern in der Nahrungszubereitungsabteilung und versicherte ihnen, dass er nur vorübergehend abkommandiert worden sei und innerhalb eines einzigen Mondzyklus wieder zu ihnen zurückkehren würde. Er ging in seine Unterkunft und sorgte dafür, dass alles in Ordnung war und so aussah, als werde die Kabine nach wie vor bewohnt - schließlich konnte man nie wissen, ob ein unangemeldeter Besucher vorbeikommen würde. Dabei ging er äußerst gründlich vor - sogar seine bevorzugte Entspannungsmusik und Lieblingshologramme würden zu den entsprechenden Tageszeiten automatisch abgespielt werden.
    Mehr konnte er nicht tun. Falls jemand eine Wache vor seiner Kabine aufstellte, würde er schnell herausfinden, dass Desvendapur nicht mehr hier wohnte. Doch warum sollte jemand das tun? Die gemeinsam mit den Menschen ersonnenen Sicherheitsvorkehrungen der Kolonie zielten nur auf eines ab: nach umherstreunenden Fremden auf der Oberfläche Ausschau zu halten. Man wollte Außenseiter fern halten, nicht Koloniebewohner einschließen.
    Er hatte seine geduldig und fleißig gesammelten Vorräte in einen wasserdichten Warensack gepackt, den er sich aus seiner Abteilung besorgt hatte. Falls jemand ihn unterwegs beobachtete, würde derjenige glauben, dass Des einen Liefergang mache. Die Tatsache, dass Des dabei nicht die üblichen Transportrouten für Lebensmittel benutzte, fiele sicherlich kaum auf. Es war ja schließlich nicht so, als würde er eine Bombe transportieren.
    Er schnallte sich den Sack an einer Stelle auf den Rücken, wo er nicht durch seinen Abdomen, der beim Gehen leicht hin und her schwang, aus dem Gleichgewicht gebracht werden würde. Wie gut, dass er sich noch nicht gepaart und daher noch immer seine rudimentären Flügeldecken hatte; denn die zusätzliche harte Chitinschicht verteilte das Gewicht des Sacks besser. Als er sich auch noch eine Tragetasche um den Thorax hängte, war er zwar schwer beladen, sich aber sicher, die Last gut tragen zu können. Desvendapur sah sich noch einmal in der behaglichen Kabine um, die seit seiner Ankunft auf der Welt der Zweifüßer sein Zuhause gewesen war, dann trat er durch die Tür, schloss sie und sicherte sie mit seinem persönlichen Code.
    Er brach absichtlich früh am Morgen auf, weil zu dieser Zeit viele Thranx unterwegs waren. Während sich die eine Hälfte der Koloniearbeiter zur Ruhe begab und die andere sich auf den Weg zur Arbeit machte, herrschte rege Betriebsamkeit in den Gängen. Jeder, der konnte, ging zu Fuß. Je weniger Fahrzeuge in der Kolonie unterwegs waren, desto geringer die Chance, dass unwissende Reisende an der Oberfläche seltsame unterirdische Vibrationen bemerkten. In

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