Die Außenseiter
mit Neugier und Interesse begegnet. Der nervöse, gereizte Cheelo hingegen wollte nur, dass das steifbeinige Monster endlich verschwinden sollte. Er hatte zu viel Zeit in Gesellschaft von Küchenschaben verbracht, war zu oft von Skorpionen gestochen und zu oft von Spinnen, Ameisen und aggressiven Tropenkäfern gebissen worden, als dass er nun diesen gigantischen (wenn auch entfernten) Verwandten dieser Insekten in seiner Nähe dulden wollte. Dass das Wesen intelligent und kein Insekt im herkömmlichen Sinne war, änderte daran nichts. Falls es Cheelo auch nur die geringsten Schwierigkeiten machen würde, falls es sich in irgendeiner Weise so verhielt, dass man es als feindselig auslegen könnte ... er hielt die kleine Pistole fest gepackt, den Finger unerbittlich am Abzug.
Wenn er den Eindringling tötete, würde dies vermutlich ein interstellares diplomatisches Nachspiel haben, doch darüber dachte Cheelo keine Sekunde nach. Interstellare Diplomatie und die Beziehungen zwischen verschiedenen Spezies hatten keinen unmittelbaren Einfluss auf die Lebensweise eines Cheelo Montoya und interessierten ihn deshalb auch nicht. Falls es zu diplomatischen Problemen käme, wäre es Aufgabe der Regierung, diese zu lösen. Alles, was Cheelo Montoya interessierte, war seine Bewegungsfreiheit, seine Gesundheit und sein aktueller Kontostand. Er konnte sich nicht vorstellen, wie all das nachteilig beeinflusst werden sollte, wenn er ein übergroßes außerirdisches Insekt niederschoss.
Hoffentlich müsste er sich nicht mit komplizierten Konsequenzen herumärgern. Am besten wäre es, wenn das seltsame Wesen einfach weiterliefe - durch den Wald, unter seinem Ast hindurch und dann immer weiter nach Westen, wo es sicher irgendwelche Dinge zu erledigen hatte, die dem gleichgültigen Cheelo für immer ein glückseliges Geheimnis bleiben würden. Als das Geschöpf sich seinem Baum noch weiter näherte, erkannte er, wie groß der zweite Tragesack war, den es sich um den Rücken geschnallt hatte. Was der Sack wohl enthielt - abgesehen von kleinen fremden Geräten? Das Wesen würde nun jeden Moment unter Cheelos Ast hindurchgehen, und Cheelo rückte ein wenig dichter an den Stamm, wobei er mit den Beinen, dem Bauch und dem Brustkorb über die raue Rinde scheuerte.
Dabei stieß er eine der Früchte an, die er aufgelesen hatte. Die Frucht kullerte vom Ast und fiel direkt vor dem außerirdischen Besucher auf den von Blättern übersäten Boden. Das Wesen blieb augenblicklich stehen und starrte auf die grüne Kugel hinab. Cheelo hielt den Atem an. Das Wesen hatte keinen Grund, nach oben zu sehen. Im fruchtbaren Regenwald fielen ständig Früchte aus dem Blätterdach zu Boden.
Aber das Wesen sah nach oben - und blickte ihn direkt an. Obwohl es keine Pupillen hatte, auf die Cheelo den Blick hätte konzentrieren können, konnte er sich des Gefühls nicht erwehren, dass es ihn unverwandt anstarrte. Ein zermürbendes, beunruhigendes Gefühl, als hätte jemand alle Insekten, die Cheelo je zertreten, mit Gift besprüht oder zerquetscht hatte, zu einem durchdringenden, anklagenden, alles umfassenden Insektenstarren aufgetürmt. Obwohl ihm bewusst war, dass ihn soeben seine eigenen Erinnerungen, sein eigenes Schuldgefühl heimsuchten, linderte diese Erkenntnis weder sein Unbehagen, noch beruhigte sie sein pochendes Herz. Er hob die Hand und zielte mit der Pistole auf die stumme Erscheinung unter seinem Ast. Cheelo wusste zwar nichts über die Physiologie oder Verletzbarkeit des Außerirdischen, war sich aber recht sicher, dass es einen Treffer am Schädel auf so kurze Distanz nicht überleben würde. Er senkte die Mündung ein wenig, zielte direkt zwischen die beiden vorstehenden, glänzenden Augen. Er drückte den Finger ein wenig fester gegen den Abzug.
Als das Wesen das Wort ergriff, klang sein Akzent so weich, dass man seine Worte kaum verstand, doch es bestand kein Zweifel: Es sprach Universal-Terranglo!
»Hallo«, sagte das Rieseninsekt. »Ich hoffe, Sie werden mich nicht verraten.«
Mich nicht verraten? Falls Cheelo überhaupt damit gerechnet hatte, dass der Thranx etwas sagte, dann bestimmt nicht diesen Satz. Vielleicht ein »Sei gegrüßt, Mensch« oder »Weißt du, wie ich die nächste Behörde kontaktieren kann?«, aber nicht »Ich hoffe, Sie werden mich nicht verraten.« Außerdem hatte das Wesen nicht im Geringsten auf die tödliche Waffe reagiert, die der nervöse Mensch direkt auf seinen Kopf gerichtet hielt. Cheelo zögerte.
Sprach
Weitere Kostenlose Bücher