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Die Außenseiter

Die Außenseiter

Titel: Die Außenseiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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vier greiffähige Glieder, alle gleich lang. Cheelo konnte nicht umhin, sie als Finger zu bezeichnen - denn mit dem einen Glied hielt das Wesen ein Gerät und mit dem anderen einen Stock.
    Während Cheelo auf das blaugrüne, von hartem Panzer bedeckte Gespenst hinabsah, blieb es unvermittelt stehen. Es schaute auf das Gerät in seiner ›Hand‹, blickte sich dann um, schaute wieder auf das Gerät und schob es schließlich in eine Tasche des Tragesacks, den es sich um den Körper geschnallt hatte. Der Sack bestand aus einem synthetischen Material, das Cheelo nicht kannte. Da das Wesen die Tasche nicht mit den kürzeren Gliedmaßen erreichen konnte, hatte es sein zweites Armpaar zu Hilfe genommen, um das Gerät zu verstauen.
    Das Geschöpf erhob sich auf die vier Hintergliedmaßen, sah sich um und näherte sich dann weiter dem Baum. Falls es nicht von seinem gegenwärtigen Kurs abwiche, würde es direkt unter dem Ast hindurchgehen, den Cheelo sich als Nachtlager auserkoren hatte. Cheelo legte sich flach hin und tastete in seinem Rucksack nach der Pistole. Das Rieseninsekt schien keine Waffe bei sich zu tragen, weder am Körper noch an seiner Ausrüstung.
    Plötzlich fiel Cheelo ein, dass er ein solches Wesen schon einmal gesehen hatte: in einem Medienbericht mit höchst unscharfem Bild. Wie er sich nun erinnerte, war damals nicht etwa die Bildübertragung unscharf gewesen, sondern sein Verstand vom Alkohol benebelt. Er war wirklich sehr, sehr betrunken gewesen. Er betrachtete jenen Moment als einen der Tiefpunkte in seinem Leben, von denen er schon viele durchlitten hatte. Wenn er sich richtig entsann, gehörte dieses Wesen dort einer der intelligenten, raumfahrenden Spezies an, denen die Menschheit nach der Erfindung des Posigravantriebs, auch KK-Antrieb genannt, begegnet war - ein Antrieb, der Lichtgeschwindigkeitsreisen überflüssig machte. Er versuchte sich an den Namen der Spezies zu erinnern: Schranks oder Banks oder - Thranx. Ja, so hießen sie! Da Cheelo sich noch nie sonderlich für die planetaren, geschweige denn für die extrasolaren Nachrichten interessiert hatte, verbannte er derartige Informationen für gewöhnlich in jene Ecke seines Gehirns, in der nur Wissen gespeichert war, das höchstwahrscheinlich keine unmittelbaren Auswirkungen auf seinen gesellschaftlichen und finanziellen Status haben würde.
    Forscher mochten einem Dutzend oder gar hundert neuer Spezies begegnen: Ihm bedeutete das nichts, solange er nicht irgendwie davon profitieren konnte. Mit dieser Einstellung stand er nicht allein da. Die meisten Menschen waren davon überzeugt, dass sich alle Materie, alles Sein und das gesamte Universum nur um sie drehte, und achteten daher nicht auf Dinge, die ihr Leben nicht unmittelbar beeinflussten. Die weitblickendere Sichtweise, die die Menschheit als Gesamtheit vertrat, drohte in den Milliarden von selbstsüchtigen Individuen unterzugehen, sobald die Weltanschauung mit den unbedeutenden Sorgen von Einzelpersonen kollidierte.
    Nun, im Moment war Cheelo jedenfalls sehr besorgt. Angespannt und wachsam beobachtete er, wie der Außerirdische näher kam. Er staunte darüber, wie flüssig das Wesen die vier hinteren Gliedmaßen bewegte, auf denen es lief. Was zum Teufel machte eines dieser insektenähnlichen Thranx-Dinger hier draußen, in den unbesiedelten Weiten des größten Regenwaldreservats der Welt? Eigentlich müsste es doch in einer Orbitalstation unter Quarantäne stehen! Oder sich zumindest auf etabliertem Diplomatengelände aufhalten, das es nicht verlassen durfte, wie etwa Genf oder Lombok!
    Besorgt suchte er die Bäume hinter dem Wesen ab, doch dort rührte sich nichts. Zwar war es noch zu früh, um Vermutungen anzustellen, doch allem Anschein nach war der Außerirdische allein. Während Cheelo den Thranx anstarrte, blieb dieser wieder stehen und nahm seine Umgebung in Augenschein. Der herzförmige Kopf des Wesens war etwa so groß wie Cheelos eigener, und nun drehte es ihn um hundertachtzig Grad und schaute in die Richtung zurück, aus der es gekommen war. Im krassen Gegensatz zu dem blaugrünen Ektoskelett schimmerten die übergroßen Komplexaugen mattgold und waren von roten Querstreifen durchsetzt. Wie ein zusätzliches Fingerpaar neigten sich die beiden Antennen mal in die eine, mal in die andere und manchmal auch in entgegengesetzte Richtungen, während sie ihre unmittelbare Umgebung untersuchten.
    Eine Person mit einem höheren intellektuellen Niveau wäre dem Eindringling gewiss

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