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Die Außenseiter

Die Außenseiter

Titel: Die Außenseiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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der Thranx so sanft und freundlich, damit Cheelo sich beruhigte? Wollte das Insekt ihn in Sicherheit wiegen, bevor es angriff und ihm die Eingeweide aussaugte? Man sah dem Wesen nicht an, ob es auf einen Baum klettern konnte. Wollte es ihn auf den Boden locken und sich dann mit allen acht Gliedmaßen auf ihn setzen? Es war noch kleiner als Cheelo und schien auch weniger zu wiegen, doch da Cheelo nichts über die Thranx wusste, konnte er nicht einschätzen, wie stark sie waren. Krabben waren auch kleiner als Menschen, hatten aber chitinöse Scheren, mit denen sie einem Mann mühelos einen Finger abtrennen konnten.
    »Können Sie sprechen?«, fragte das Wesen in einem Tonfall, den man nur als neugierigfreundlich beschreiben konnte. »Ich habe sehr viel Zeit darauf verwendet, Ihre Sprache zu lernen, so lange, bis ich den Eindruck hatte, mich flüssig unterhalten zu können. Natürlich ist reines Nachsprechen nicht dasselbe wie echte Sprachkompetenz.«
    »Ja«, antwortete Cheelo wie von selbst. »Ja. Ich kann sprechen.« Was die Terranglo-Kenntnisse des Thranx anging, waren sie eindeutig besser als Cheelos, was nicht verwunderte: Er war in einer Kleinstadt aufgewachsen, ein Kind der Straße, das in seinem Leben nicht viele niveauvolle Aufzeichnungen gesehen oder Bildungsprogramme benutzt hatte - und das äußerte sich deutlich in seiner Ausdrucksweise. »Du bist ein Thranx, stimmt's?«
    »Ich bin ein Thranx.« Das Wesen gestikulierte ausholend mit den beiden Vordergliedmaßen und den zugehörigen acht Fingern. »In der Menschensprache lautet mein Name Desvenbapur.«
    Cheelo nickte abwesend. War es gefährlich für ihn, wenn er dem Wesen seinen Namen verriet? Konnte er dadurch irgendetwas verlieren oder davon profitieren? Falls das Insekt nicht in Eile war und ihre Unterhaltung noch länger dauerte, musste es ihn irgendwie anreden können. Er zuckte innerlich mit den Schultern. Was auch immer dieser Thranx repräsentierte, Cheelo bezweifelte, dass er für die hiesige Polizei arbeitete.
    »Cheelo Montoya.«
    Cheelo musste lächeln, als der Thranx mehrmals hintereinander versuchte, seinen Namen auszusprechen. Vielleicht beherrschte er Terranglo doch nicht so gut, wie Cheelo anfangs geglaubt hatte. Doch war der Thranx derart neugierig, dass Cheelos Anspannung gleich wieder zurückkehrte.
    »Was machen Sie in einer so menschenleeren Gegend?«, fragte Desvendapur unschuldig. Er trat einen Schritt vom Baum zurück. »Sind Sie ein Ranger auf Patrouille?«
    Als der Thranx das Wort Ranger aussprach, hob Cheelo sofort wieder die Pistole - und entspannte sich gleich, als er verblüfft erkannte, dass der Außerirdische plötzlich nervöser wirkte als er selbst. Der Thranx schaute sich mit schnellen, zuckenden Kopfbewegungen um und legte die Vordergliedmaßen an den - nun, was immer bei dem Wesen der Brustkorb sein mochte. Da Cheelo rein gar nichts über die Gestik und Absichten des Außerirdischen wusste, konnte er dessen Körperhaltung nur mit Hilfe seines Vorwissens interpretieren, und er hatte ganz den Eindruck, als mache sich das Wesen zum Sprung bereit.
    »Nein«, erwiderte er vorsichtig. »Ich bin kein Ranger. Ich arbeite überhaupt nicht für die Regierung. Ich bin ... ein Tourist. Ein Hobbybiologe. Ich studiere den Regenwald.«
    Das Wesen ließ die Vordergliedmaßen wieder in die gleiche entspannte Haltung sinken wie zuvor und hörte auf, sich ruckartig umzusehen. Es drehte den Kopf wieder dem Mann auf dem Baum zu. »Sie müssen aber sehr furchtlos sein. Diese Gegend hier gilt als außerordentlich abgelegen und unbewohnt.«
    »Das stimmt.« Cheelo nickte zustimmend, dann runzelte er die Stirn. Er hatte die Pistole zwar wieder von dem Thranx abgewandt, aber noch nicht aus der Hand gelegt.
    »Woher weißt du das? Und was machst du hier eigentlich?«
    Desvendapur zögerte. Da er weder die Gestik der Menschen noch die außerordentlich komplexe Mimik ihrer beweglichen Gesichter interpretieren konnte, wusste er nicht, was der Mensch wirklich vorhatte. Daher musste er sich ganz auf seine Kenntnisse der Menschensprache verlassen. Für einen Thranx, der es gewohnt war, sich ebenso mit Körpergesten wie durch Sprache zu verständigen, war es äußerst problematisch, die Gesten seines Gegenübers nicht einordnen zu können - etwa so, als verstehe man bei einem Gespräch nur jedes zweite Wort. Des würde die kommunikativen Lücken wohl durch logisches Folgern schließen müssen, so gut es eben ging.
    Soweit er aufgrund seiner Beobachtung

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