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Die außergewoehnlichen Geheimnisse von April, May & June

Die außergewoehnlichen Geheimnisse von April, May & June

Titel: Die außergewoehnlichen Geheimnisse von April, May & June Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Benway
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eben.« Manchmal ist sie einfach affig.
    Henry der Hilfreiche hatte seinen Kopf in ein Buch versenkt, das weder interessant noch unterhaltsam aussah. Aber das Faszinierendste an Henry war, dass mit Ausnahme seiner Jeans auf so gut wie allen seinen Klamotten »Stanford University« stand. Hemd, Sweatshirt, Anstecker am Rucksack, Rucksack – und ich hätte echtes Geld gewettet, dass er einer von diesen Deppen war, die um ihr Nummernschild am Auto so einen bescheuerten Rahmen mit » FUTURE STANFORD ALUMNI « hatten, um damit zu prahlen, dass sie ein zukünftiger Absolvent dieser Eliteschmiede sein würden.
    Kurz gesagt, Henry war ein wandelnder Werbekatalog.
    Phänometastisch. Solche Typen waren mir schon immer die liebsten.
    Â»Na, alles frisch am Strebertisch?«, begrüßte ich ihn, als ich nahe genug war. »Offenbar bist du der Glückliche, dem die Rettung meiner Gelehrtheit in europäischer Geschichte obliegt. Na dann, viel Spaß dabei.«
    Verwundert sah er auf. Er hatte große blaue Augen und ein Dauerrunzeln auf der Stirn, als würde er permanent auf eine Enttäuschung warten. »Du bist also May?«, fragte er.
    Â»Erwartest du noch jemand anders? Oder hängst du nur so aus Spaß in Bibliotheken rum?«
    Ich will nicht behaupten, dass er mich wütend anstarrte, aber begeistert sah er auch nicht gerade aus.
    Â»Okay«, sagte er langsam. »Dann fangen wir am besten gleich an.«
    Ich schob mich auf den Stuhl neben ihm. »Und du findest das also nicht albern?«, erkundigte ich mich.
    Â»Was soll ich nicht albern finden?« Er kramte einen Kugelschreiber und einen Bleistift hervor, auf denen jeweils – jetzt kommt’s – groß und breit »Stanford« stand.
    Â»Dass du mir Nachhilfe in europäischer Geschichte gibst und ausgerechnet Henry heißt«, sagte ich. »Als ob in diesem Fach nicht schon genug Henrys rumspringen.«
    Henry seufzte. »Von der Sorte bist du also.«
    Mir sträubte sich das Gefieder. »Nun, wenn du mit ›der Sorte‹ diese hammermäßig tollen Schülerinnen meinst, die ihren Mitschülern Lichtjahre voraus sind und nur unglücklicherweise und aufgrund höherer Gewalt noch in der Highschool vor sich hin stagnieren müssen, dann ja, dann bin ich eine von ›der Sorte‹. Und du?«
    Er fing an, in seinem Geschichtsbuch zu blättern, und als ich es ihm nicht nachtat, schaute er mich an. »Hast du dein Lehrbuch dabei?«
    Â»Ausgezeichnete Frage.« Ich öffnete meinen Rucksack und schüttelte ein Geometriebuch, ein paar Kaugummipapierchen, vier Bonbons mit Melonengeschmack, ein paar zerknautschte Blätter, sechs Kugelschreiber sowie einen abgebrochenen Bleistift auf den Tisch und begutachtete das Ergebnis. »Was denkst du? Ist es mit dabei?«
    Henry seufzte wieder. »Ja, das hatte ich mir schon gedacht. Hier, nimm meins.«
    Â»Supi«, sagte ich.
    Â»Und wie steht’s mit Hausaufgaben? Hast du wenigstens die mitgebracht?«
    Ich dachte einen Moment nach. »Hm, das ist natürlich durchaus möglich.«
    Zweieinhalb Minuten später hatte ich dann ein zerknittertes Arbeitsblatt aus den Tiefen meines Rucksacks ans Licht befördert. »Die sollten mal ein Papierbügeleisen erfinden«, murmelte ich, als ich das Blatt über die Tischkante zog, um es notdürftig zu glätten.
    Â»Gibt’s schon«, entgegnete Henry. »Nennt man Hefter.«
    Â»Ahhh, davon hab ich auch schon gehört«, konterte ich. »Aber ich hab einfach kein Vertrauen in diesen ganzen neumodischen Schnickschnack.« Notiz an mich: Hefter bestellen, im Online-Shop der University of California, Berkeley.
    Â»Okay«, seufzte Henry. »Preußen also.«
    Dann redete er eine Weile, aber um ehrlich zu sein: Ich kriegte nicht ein Wort mit von dem, was er sagte. Es war mir offenbar unmöglich, mich auf irgendwas aus der Vergangenheit zu konzentrieren, wenn schon in der Gegenwart so viel los war. Ich kenne diese ganzen dummen Sprüche, dass die, die aus der Geschichte nichts lernen, dazu verdammt sind, sie zu wiederholen, aber ich war mir ausgesprochen sicher, dass die aktuellen Erlebnisse von meinen Schwestern und mir nichts mit sich wiederholender Geschichte zu tun hatten. Und falls doch, dann fehlten in diesen ganzen Geschichtsbüchern definitiv ein paar entscheidende Kapitel.
    Henry allerdings ging völlig auf in seinen Geschichten von

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