Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die außergewoehnlichen Geheimnisse von April, May & June

Die außergewoehnlichen Geheimnisse von April, May & June

Titel: Die außergewoehnlichen Geheimnisse von April, May & June Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Benway
Vom Netzwerk:
werden und am nächsten Tag ein Erdbeben? Ich konnte Mays Stimme förmlich hören. »Dumm gelaufen für sie.«
    Â»Hey«, sagte Julian zu mir, aber als ich mich zu ihm umdrehte, war er weg. Dafür kriegte ich jetzt zur Abwechslung was anderes geboten. Und das war noch hundertmal schlimmer als die Erdbeben-Vorahnung.
    Ich konnte nämlich sehen, wie ich Julian küsste. Er hielt mein Gesicht in seinen Händen, und seine Augen waren sehr braun, wie tief liegende Murmeln, und aus der Nähe sah seine Haut viel weicher aus als von Weitem. Außerdem roch er sehr gut, wie nach frisch gewaschener Wäsche, obwohl sein Hemd eher aussah, als ob es schon seit mehreren Tagen unterwegs war. Und seine Lippen waren …
    Mannomann, jetzt mal ganz ruhig.
    Ich kniff die Augen ganz fest zusammen und öffnete sie wieder, aber das änderte nichts. Wir knutschten rum – und ich sah mir dabei in HD -Qualität zu und konnte nichts dagegen tun.
    Was?
    WAS ?
    DU LIEBE GÜTE, WIE WAR DAS ÜBERHAUPT MÖGLICH?
    Â»Hey«, sagte Julian noch mal, und diesmal schaffte ich es, ihn anzusehen. »Hey, was …« Doch dann drückte ich mich an ihm vorbei und ging mit den anderen nach draußen, in der Hoffnung, irgendwie eine Möglichkeit zu finden, mein Gehirn abzuschalten. Bilder stürmten auf mich ein, Momentaufnahmen und Schnipsel aus dem Leben anderer. Ich hatte keine Ahnung, ob das, was ich sah, die Vergangenheit, die Zukunft oder was-weiß-ich-was war, doch plötzlich erinnerte ich mich daran, wie ich sechs Jahre alt gewesen war und zusammen mit meinen Schwestern auf heißem Beton stand.
    Ich erinnerte mich, wie ich May verschwinden sah.
    Meine Schwestern.
    Â»Oh, mein Gott«, flüsterte ich.
    Es war, als könnte ich alles sehen, was hinter mir und was vor mir lag, und trotzdem hatte ich keinen Schimmer, wo ich war. Ich wusste nur, dass uns etwas Schlimmes bevorstand … und dass ich die Einzige war, die es kommen sehen konnte.

Kapitel 5
    Â» Du hast ja keinen Schimmer, wie schnell Dinge sich ändern können. «
    May
    Am Nachmittag nach dem Erdbeben wurde ich zum stellvertretenden Schulleiter zitiert. Nicht, weil ich es ausgelöst hätte oder so, versteht sich (obwohl das mal echt eine Irrsinnskraft wäre, muss ich zugeben), sondern um mir Nachhilfeunterricht anzudrehen.
    Ehrlich gesagt würde ich da ein Erdbeben vorziehen.
    Glücklicherweise war ich gerade im Freien, als es passierte, um mich eben unter einen Baum zu setzen, um alleine Mittag zu essen, wie ich das als Loserin eben so machte. Als der erste Stoß kam, bin ich ohne viel drüber nachzudenken verschwunden, und als es vorbei war, hab ich mir nicht die Mühe gemacht, wieder aufzutauchen.
    Ich meine, wozu auch? Ich saß da ganz alleine. Unter einem Baum. Wen interessierte es, ob ich da war oder nicht?
    Und ich muss sagen, unbemerkt zu verschwinden ist schon ziemlich fantastisch.
    Aber wisst ihr, was überhaupt nicht fantastisch ist?
    Nachhilfe in europäischer Geschichte.
    Dabei wäre es wirklich hilfreich gewesen, wenn meine übersinnliche Schwester diese Entwicklung mal kurz erwähnt hätte, aber sie hat nie einen Piep gesagt, und ich wurde einfach mitten im Geometrieunterricht zum stellvertretenden Schulleiter beordert, um das »weitere Vorgehen« in meinem Fall zu diskutieren.
    Ich war zwar nicht direkt böse wegen der verpassten Geometriestunde, aber in diesem Büro rumzusitzen entsprach auch nicht unbedingt meiner Vorstellung von Spaß.
    Â»Maaaaaaaay«, sagte Mr Corday in seinem typischen »Ich bin hier zwar die Respektsperson, aber wir können ja trotzdem Freunde sein«-Ton. »Wir müssen reden. Mir ist zu Ohren gekommen, dass Sie in einem Ihrer Kurse etwas zusätzliche Hilfe gebrauchen könnten.«
    Â»Stammt diese Information denn auch aus einer zuverlässigen Quelle?«, fragte ich ihn. »Eidesstattliche Erklärungen? Augenzeugenberichte?«
    Â»Ihre ersten Test-Noten.« Er hob seine buschigen Augenbrauen. Irgendwie abartig, dass bei alten Männern die Augenbrauen so grau und lang werden müssen.
    Â»Ach«, sagte ich, »diese Test-Noten meinen Sie. Da wurde ich möglicherweise übel reingelegt.«
    Â»Konzentrieren wir uns doch bitte auf die vorliegenden Fakten«, erwiderte Mr Corday, rückte seine Brille zurecht und zog die Notenübersicht aus meiner alten Schule hervor. »Ihre Geschichtsnoten in der

Weitere Kostenlose Bücher