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Die außergewoehnlichen Geheimnisse von April, May & June

Die außergewoehnlichen Geheimnisse von April, May & June

Titel: Die außergewoehnlichen Geheimnisse von April, May & June Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Benway
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die Gesichter von drei Frauen. »Hatte sie eigentlich Schwestern?«, fragte ich. »Oder Brüder?«, fügte ich hinzu, damit es nicht allzu auffällig war.
    Â»Oh ja, hatte sie. Zwei Schwestern, genau wie du.«
    Â»Und wie waren die so?« Allmählich kribbelte es mir unter der Haut. Ich fragte mich, ob May auch immer so ein Gefühl hatte, wenn sie verschwand, so als ob sich die Trennlinie zwischen zwei Welten gerade auflöste.
    Â»Ich … ich weiß gar nicht. Die eine habe ich nie kennen gelernt. Deine Oma hat sie immer als Einsiedlerin bezeichnet, aber das hat sie wohl nicht so ernst gemeint. Jedenfalls wohnte diese Schwester in Maine – irgendwo an der Küste. Und die andere Schwester war ein bisschen herrschsüchtig. Sie wusste immer alles besser. Oma mochte sie nicht besonders, aber sie kam trotzdem ständig zu Besuch.«
    Das Kribbelgefühl wurde stärker.»Und Oma war …?«
    Â»Dir eigentlich ziemlich ähnlich. Die Jüngste. Lustig. Hatte immer Ideen. Sie liebte es, wenn was los war.« Mom ließ ihre Hand auf meinem Kopf ruhen, und ich spürte, dass sie noch nachdachte. »Sie war ein sehr intuitiver Mensch«, fuhr sie fort. »Dadurch war sie eine wundervolle Mutter. Ich hatte immer den Eindruck, dass sie schon ahnte, was in mir vorging oder was sie für mich tun konnte. Sie hatte jederzeit die richtigen Worte parat, um andere aufzumuntern oder ihnen irgendwie zu helfen.«
    Ich musste daran denken, wie ich Jessica und Daphne in die Pfanne gehauen hatte, und kriegte plötzlich Bauchweh. »Aha«, sagte ich und fügte trotz meiner Bauchschmerzen hinzu: »Woran ist sie denn gestorben?«
    Mom fiel offenbar nicht auf, wie piepsig meine Stimme plötzlich war. »An einem Herzschlag. Sie war noch viel zu jung dafür, aber so ist es gewesen.«
    Ich dachte einen Moment nach. »Vielleicht war ihr Herz einfach zu groß, weißt du? Bei ihrer ganzen Intuition war es vielleicht zu viel für sie, immer alles mitzufühlen, was in den anderen so vorging.«
    Ups, jetzt hab ich sie erschreckt, dachte Mom, und ich drehte mich schnell rum, um sie anzustrahlen, obwohl ich innerlich zitterte. »War sie auch hübsch, so wie ich?«, fragte ich grinsend.
    Â»Nicht ganz so hinreißend wie du«, lachte meine Mom. »Aber ja, sie war eine schöne Frau.«
    Â»Mom?«
    Â»Hmm?«
    Â»Warum habt ihr uns eigentlich April, May und June genannt?«
    Â»Das weißt du doch. Das sind die drei Monate, in denen ihr geboren seid.«
    Â»Ja, aber die anderen machen ständig Witze über uns. Hättet ihr nicht ein bisschen kreativer sein können?«
    Â»Krieg du mal drei Jahre lang alle 13 Monate ein Baby, dann möcht ich sehen, wie kreativ du noch bist«, erwiderte sie, unterbrach sich aber gleich. »Nein, das nehme ich zurück. Du wirst bitte keine drei Babys innerhalb von drei Jahren bekommen, zumindest nicht, bevor du mindestens 35 bist.«
    Â»Ihr hättet mich doch nach Oma nennen können«, schlug ich vor.
    Mom dachte kurz nach. »Möchtest du wirklich Gladys heißen?«
    Ich rümpfte die Nase. »Hmpf, nein. Mom?«
    Â»Ja?«
    Â»Hab dich lieb.«
    Â»Hab dich auch lieb, mein Junie-Bienchen.« Mom gab mir einen Kuss auf die Stirn. »Jetzt geh aber schlafen.«
    Und das tat ich auch.
    â€¢ • •
    Am nächsten Morgen war ich darüber hinweg. Ich schenkte es mir, auf meine Schwestern zu warten oder April zu betteln, mich im Auto mit in die Schule zu nehmen. Ich ging ganz einfach zu Fuß – und genoss es, endlich mal alleine und nur von zufälligen Gedanken umgeben zu sein. (Ihr glaubt ja gar nicht, wie viele Leute, die morgens auf dem Weg zur Arbeit sind, ihren Job nicht ausstehen können.)
    Meine Schwestern traf ich erst in der Frühstückspause, und sogar das war eher Zufall. Eigentlich war ich auf der Suche nach Mariah, sah dabei aber April und May zusammen vor Mays Spind stehen, wo sie die Köpfe zusammensteckten und tuschelten. May wirkte unruhig und besorgt, und April so nervös wie immer. Und in dem Moment, als ich sie sah, blickten sie urplötzlich auf und starrten mich an.
    Offenbar hatte April mich kommen sehen. Doch jetzt, wo sie mich so anstarrten, waren ihre Gedanken ein einziger Salat – es ging um Hausaufgaben und um Stanford und um Mittagessen auf einer Wiese und alles ergab überhaupt keinen Sinn. »Ihr könnt mich

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