Die außergewoehnlichen Geheimnisse von April, May & June
mal«, säuselte ich, als ich an ihnen vorüberschwebte. »Ihr mit euren Problemen.«
»Du schwänzt heute nicht schon wieder, oder?«, fragte April.
»Das müsstest du doch wissen«, konterte ich.
»Dann lass es mich anders ausdrücken«, unterbrach May. »Du schwänzt heute nicht schon wieder!«
Ich schenkte meiner älteren Schwester nur einen abschätzigen Blick. »Von deiner moralischen Ãberlegenheit bin ich ja nur so mittel-beeindruckt.«
»Im Augenblick reden wir aber von dir, nicht von mir«, sagte May und zupfte ihr schwarzes T-Shirt zurecht. »Und ich schwänze übrigens nicht.«
In dem Moment war ich sehr froh, dass ich diejenige war, die Gedanken lesen konnte, und nicht meine Schwestern. Denn, mal ganz ehrlich: Schuleschwänzen ist nun wirklich nicht so irrsinnig toll. Also, wir waren zu dritt â Mariah, ich und ihr Lover Blake, der nicht direkt so cool und unangepasst ist, wie Lover das sonst im Film immer sind. Er war irgendwie so ⦠ich weià auch nicht. Anders eben. Eigentlich hat er kaum was gesagt, sich im Auto nicht angeschnallt und ist Mariah manchmal ziemlich blöd gekommen. Und viel haben wir auch gar nicht gemacht. Wir waren bei Del Taco und danach bei Mariah zu Hause, wo wir Scary Movie geguckt haben, während Blake und Mariah die ganze Zeit auf dem Sofa rumknutschen mussten. Zuerst hat Mariah gekichert und versucht, ihn wegzuschubsen. Aber Blake war ziemlich »zielorientiert«, wie April das nennen würde. »Jetzt komm schon«, drängelte er ständig, wobei er zuerst lachte und dann immer ungeduldiger klang. SchlieÃlich gab Mariah kichernd nach: »Na gut, okay.« Dann sind sie nach oben in ihr Zimmer verschwunden, und ich hab auf dem Sofa gesessen und mir den Film noch mal von vorn angeguckt, damit ich nicht über ihre Gedanken nachdenken musste, die von oben runtergeschwebt kamen.
Denn ⦠Na ja.
Aber immerhin besser, als zum Sportunterricht zu gehen.
»June«, sagte April wieder und riss mich aus meinen Gedanken. »Lass das mit dem Schwänzen.«
Ich zuckte die Schultern. »Wenn ich schwänze, schwänze ich. Du jedenfalls wirst mich nicht dran hindern.«
April kochte vor Wut, sagte aber nur: »Versprich mir, dass du Nein sagst.«
»Wie bitte?«, wollte ich mich gerade aufregen, doch in dem Moment entdeckte ich Mariah ganz hinten auf dem Schulgelände. Sie stand da, wo wir uns das letzte Mal zum Schwänzen getroffen hatten â weit genug entfernt, um ungesehen zu entwischen, und nahe genug, um keinen Verdacht zu wecken. »Adios«, rief ich meinen Schwestern noch zu und rannte schnell rüber zu Mariah.
»Hi«, sagte ich. »Schwänzt du heute wieder?«
Mariah lachte auf. »Vielleicht. Bist du dabei?«
»Was denkst du denn?«, antwortete ich und schwang meine Haare über die Schulter. »Wenn du gehst, geh ich auch.«
Gott, ich brauch erst mal âne Zigarette, war Mariahs Gedanke, aber sie sagte: »Also, nächsten Freitag steigt bei mir âne Party.«
Ich gab mir Mühe, gleichgültig zu tun, aber innerlich? War ich am Vergehen. Das also war die Party, über die sie neulich nachgedacht hatte. »Cool«, sagte ich. »Wer kommt denn so?«
»Alle.« Sie zuckte die Schultern. »Meine Mutter fährt mit meinem Stiefvater weg, keine Ahnung. Irgend soân romantisches Ausflugsdings. Wir haben also komplett sturmfrei.« Das romantische Ausflugsdings allerdings geisterte unablässig in ihrem Kopf herum, ungefähr so wie bei April das rote Licht und bei May die Farbe Rot und Stanfâ¦
Moment. Die Gedanken meiner Schwestern waren mir jetzt piepegal. Ich war zu einer Party eingeladen. Für mich gab es Wichtigeres und Besseres zu tun, als mich fortwährend um die Spatzenhirne meiner Schwestern zu kümmern.
»Und was für âne Party ist das so?«, fragte ich.
Mariah zog eine Augenbraue hoch. »Na, so âne Party, wo die Leute sich die Kante geben.« Ist die noch nie bei âner Party gewesen?
Erschrocken ruderte ich zurück. »Klasse«, sagte ich. »Die Partys dort, wo wir vorher gewohnt haben, waren nämlich immer voll langweilig. Die haben da echt Brettspiele gespielt.« Dass ich diejenige war, die die neueste Version von »Stadt, Land, Fluss« mitgebracht hatte, erwähnte ich natürlich nicht.
»Brettspiele?«, feixte sie. »Da kannst
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