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Die Australierin - Von Hamburg nach Sydney

Die Australierin - Von Hamburg nach Sydney

Titel: Die Australierin - Von Hamburg nach Sydney Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Renk
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wieder auf. Langsam schien sich ihr Körper an die Bewegung zu gewöhnen. Es war die erste Nacht, in der sie tief und fest schlief. Überrascht stellte sie am nächsten Morgen fest, dass Carl die Koje längst verlassen hatte. Der Steward brachte warmes Wasser. Sie wusch sich und zog sich an. Immer besser gelang es ihr, die Knöpfe zu schließen, die Röcke ohne Hilfe anzulegen.
    In der Kajüte saß Wölsch und trank seinen Kaffee. »Moin«, grüßte er sie knapp.
    Die Sonne schien durch das Oberlicht. Sie öffnete die Tür, atmete die frische, kalte Seeluft ein, stieg die drei Stufen nach oben und schaute zum Oberdeck. Dort standen Carl und der zweite Steuermann.
    »Emma!« Carl strahlte sie an. »Komm her, mein Herz. Wir machen gute Fahrt.«
    Doch im Laufe des Tages zog sich der Himmel zu und der Wind drehte, er kam nun von West und sie mussten vor dem Kanal kreuzen.
    Vier Tage ließ der Wind sie nicht in den Kanal. Am Abend des vierten Tages zog ein Unwetter auf. Carl verzog sorgenvoll das Gesicht. »Ich habe es befürchtet, wir segeln zur unseligen Zeit.« Er seufzte. Die Wache wurde verstärkt, denn sie kreuzten über Fischergründen, und wie Glühwürmchen leuchteten die Lampen der Fischerboote des Nachts um sie herum auf.
    Der Wind nahm zu, die Wellen wurden steiler und höher.
    »Schweres Wetter«, warnte Gleesberg Emilia. »Bleiben sie bloß unter Deck.«
    »Sind wir endlich im Kanal?«, wollte Emilia wissen.
    »Nein, der Sturm ist zu heftig, wir gehen wieder die Nordsee hoch.«
    Auf der Bank in der Kajüte konnte Emilia sich kaum halten, sie rutschte von einer Seite zur anderen. Stemmte sich fest, aber verlor bei jeder weiteren Welle doch wieder den Halt. Über den Tisch flog alles, was nicht festgemacht war, knallte gegen die hochgestellten Seitenwände. Manches rollte wie wild über den Boden. Karamell wusste gar nicht, wo sie sich lassen sollte.
    Emilia beschloss, ins Bett zu gehen. Der kurze Weg war wie ein Kampf, sie wurde hin und her geschleudert. Im Bett klammerte sie sich gegen die Pfosten, Karamell rollte sich in der hintersten Ecke ein, winselte leise.
    Einmal öffnete sich die Tür, Carl schaute kurz hinein. Von seinem Macintosh lief das Regenwasser. »Das ist ein Ritt«, brummte er.
    »Werden wir untergehen?«, fragte Emilia furchtsam.
    Er lachte laut auf. »Nein, keine Sorge.«
    Erst gegen Morgen ließ der Sturm nach. Von Norden kam eiskalte Luft, die auf der Haut brannte. Zum Glück hatte Inken dicke Wollstrümpfe und wollene Wäsche eingepackt.
    Alles ist besser als ein solcher Sturm, dachte Emilia.
    An Deck zogen die Matrosen die Segel mit lauten Rufen auf.
    »Ho, hey, hey, hey ho!«
    Als das Groß-Marssegel aufgezogen wurde, sang der Segelmacher vor. Rhythmisch zwar, aber schrecklich falsch. Emilia biss sich auf die Lippen, um das Lachen zurückzuhalten.
    Endlich ging es durch den Kanal. Sie sahen etliche Segel um sich herum, die »Lessing« war nicht die Einzige gewesen, die auf eine Chance gewartet hatte.
    Das große Feuer von Calais war einige Stunden zu sehen und dann die Felsenküste Englands. Sie hatten den Atlantik erreicht, nun galt es, in den Kanal von Bristol einzufahren. Doch der Wind hatte sich gelegt, das Meer glich einem glattgezogenen Tischtuch.
    Emilia räumte ihre Sachen in der Lotsenkammer neu ein. Das meiste war von den Borden gefallen. Der Segelmacher versprach ihr, vor den Borden größere Bretter anzubringen. Alles wurde wieder ein- und zurechtgeräumt, die Männer machten kein großes Aufhebens darum.
    »Es war nur ein wenig windig«, sagte Carl und lachte. »Ein richtiger Sturm ist schlimmer.«
    »Noch schlimmer?« Wenigstens hatte sie sich nicht übergeben müssen. Es fiel ihr auch immer leichter, sich auf dem schwankenden Schiff zu bewegen.
    Am Abend war immer noch kein Wind aufgekommen. Alle halbe Stunde schaute Carl zum Flögel hoch, doch der Windsack hing matt am Top.
    Emilia saß in der Kajüte und las, als Carl sie nach oben rief.
    »Walfisch!« Der Ruf lief über das Deck.
    Eben noch konnte sie den massigen Rücken sehen, groß und schwarz, und schon verschwand er wieder im aufwirbelnden Wasser. Emilia wollte schon in die Kajüte zurückkehren, doch Carl hielt sie fest.
    »Warte noch«, sagte er. Und richtig, schließlich tauchte das riesige Tier in einiger Entfernung wieder auf, blies und schwamm davon.
    Nachts konnten sie dann das Schnaufen der Wale und das Platschen der Fluken hören, auch wenn man keine Hand vor Augen sah.
    Am nächsten Tag frischte der

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