Die Australierin - Von Hamburg nach Sydney
Weile?«
»Es fing an, als ich in der Wanne lag.«
Der Smutje brummte. »Ich hatte gehofft, dass es noch ein Weilchen dauern würde. Zumindest, bis wir an Land sind. Aber nun gut.«
»Es tut so weh«, jammerte sie.
»Wenn Ihr den Tee getrunken habt, wird es Euch bald besser gehen.« Er merkte, dass sie sich wieder anspannte, zeigte ihr, wie sie atmen sollte.
»Das hilft«, stellte Emilia erstaunt fest. »Es schmerzt immer noch, aber ich habe nicht mehr das Gefühl, sterben zu müssen.«
Piet lachte leise auf. »Ihr werdet nicht sterben.« Dann zog er die Stirn kraus. »Liegt es richtig herum? Mit dem Kopf nach unten?«
Emilia zuckte mit den Schultern. »Das weiß ich nicht«, gestand sie.
»Darf ich einmal fühlen?«
Sie sah ihn erschrocken an. »Muss ich …?« Sie senkte beschämt den Kopf.
»Euer Nachthemd stört nicht. Ich will nur einmal den Bauch abtasten. Oft kann man spüren, wie sie liegen.«
Sie nickte, vermied aber, ihn anzusehen.
Vorsichtig tastete er ihren Bauch ab. Als die nächste Wehe kam, hob er ihren Kopf und sah sie an. »Atmen, ganz ruhig und tief!«
»Das Kind liegt richtig. Soll ich Euren Mann holen?«
»Nein!«, wehrte Emilia ab. »Bitte, bleibt bei mir.«
Er lächelte. »Natürlich, das habe ich doch versprochen.«
Sie kämpften sich durch die Stunden. Mit Piets Hilfe konnte Emilia besser mit dem Schmerzen umgehen, und auch das Opiat tat seine Wirkung.
Dann veränderten sich die Wehen, wurden stärker. Sie legte sich auf das Bett und hielt sich an dem Lederband fest.
Zwischendurch war der Steward zur Tür gekommen und hatte nach dem Essen für die Mannschaft gefragt.
»Es ist Eintopf da. Den wirst du doch wohl aufwärmen können«, herrschte der Smutje ihn an. »Und dass du bloß nichts dem Kapitän sagst. Wir wollen doch sicher in den Hafen gelangen.«
»Aye, aye, Smutje.«
Emilia hörte die Glasenglocke schlagen, wusste aber nicht, wie viel Zeit vergangen war. Auch der Blick aus dem kleinen Fensterchen brachte ihr nichts, denn den ganzen Tag schon war es nebelig und verhangen gewesen. Das Schiff hatte sich beruhigt, glitt durch die Wellen und schien endlich ordentlich Fahrt aufgenommen zu haben.
Die Wehen kamen in immer kürzeren Abständen und plötzlich knackte etwas in Emilias Bauch, als ob jemand auf ein dünnes Glas getreten sei. Es wurde warm und nass zwischen ihren Beinen. Zum Glück hatte sie, auf Augustes Empfehlung hin, schon vor Stunden alte Laken in die Koje gelegt. Sie kniff die Augen zusammen und hoffte, dass der Smutje es nicht mitbekommen hatte. Du bist eine dumme Gans, schimpfte sie stumm mit sich. Da ist Blut, du bist schweißgebadet, natürlich hat er das bemerkt. Es war ihr peinlich, aber gleichzeitig war sie froh, ihn an ihrer Seite zu haben.
»Die Fruchtblase ist geplatzt«, sagte Piet und grinste zufrieden. »Ma’m, ich werde jetzt einmal nachschauen, ob alles so ist, wie es sein soll. Ich verspreche Euch, dass ich sofort alles wieder vergesse.«
Emilia nickte. Vorsichtig hob er das Nachthemd an.
»Das Kind kommt bald, ich kann den Kopf schon sehen«, sagte er. »Bei der nächsten Wehe holt Ihr tief Luft, ganz tief, dann müsst Ihr den Atem anhalten, den Kopf auf die Brust legen und pressen, so fest Ihr könnt. Meine Frau hat immer gesagt, dass das guttat, wie auch immer sie das gemeint hat.«
Emilia folgte seinen Anweisungen, holte tief Luft und schrie. Es war das erste Mal, dass sie laut schrie, vorher hatte sie nur gestöhnt und gejammert, aber nun konnte sie es nicht mehr zurückhalten. Irgendetwas schien ihr mit einem Messer zwischen die Beine zu stechen.
Es polterte auf der Treppe und Carl riss die Tür auf. »Oh Gott, Emma, geht es los?«
Piet lachte. »Das Kind ist gleich da, Kapitän. Eure Frau hält sich ganz tapfer.«
»Was soll ich tun?«, fragte Carl hektisch. »Oh, Emma!«
Keuchend holte Emilia Luft, die nächste Wehe kam schon. Sie sah Piet an.
»Pressen! Los!«
Diesmal senkte sie den Kopf und drückte nach unten, so fest sie konnte.
»Soll ich etwas tun?« Carl klang sehr aufgeregt.
»Lasst Wasser kochen«, sagte Piet. »Es muss richtig sprudelnd kochen. Am besten beaufsichtigt Ihr das persönlich.«
»Ist gut.« Carl wandte sich um.
»Und dann steht in der Kombüse, in meinem Spind, ein Korb, der in ein Leinentuch gepackt ist. Den soll Julius bringen.«
»Gut. Oh, Liebes, halte durch. Ich bin gleich wieder da.«
»Ich will nicht, dass er das sieht«, flüsterte Emilia und holte wieder Luft.
»Keine Sorge, das
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