Die Australierin - Von Hamburg nach Sydney
Mitteilung reagiert, dass sie Mutter geworden war? Würden sie auch ihre Enkelkinder verstoßen? Sollte Emilia ihnen von dem nächsten Kind schreiben, das sie unter dem Herzen trug? Sie wusste es nicht.
Der Steward kam und räumte alle Sachen in der Kajüte weg oder zurrte sie fest. Emilia sah besorgt nach draußen, das Oberlicht war schon abgedeckt worden, die Matrosen holten die Segel ein. Es war nicht so finster wie bei dem letzten Sturm, aber die Wellen schlugen schon hoch und über das Deck.
»Wird es wieder so schlimm werden?«, fragte sie besorgt und überlegte, wie sie diesmal Lily sichern sollte. In das Körbchen passte das Kind schon lange nicht mehr. Bisher schlief sie in einem Bettchen neben der Koje, das der Zimmermann am Boden verschraubt hatte.Es hatte hohe Seitenwände und war gut gepolstert, doch Lily konnte sich weder festhalten noch gegen die Wände stemmen.
In diesem Moment kam Carl nach unten und nahm seinen Macintosh vom Haken. Er umarmte Emilia.
»Wir fahren nach draußen aufs Meer.«
»Warum? Willst du nicht lieber versuchen, einen Hafen zu erreichen?«
»Das hat keinen Sinn, Liebes. Wir versuchen, vor dem Sturm herzufahren. Diesmal kommt er uns nicht entgegen und wir haben gute Chancen, ihm zu entkommen. Es wird trotzdem hohe See geben.«
»Was mache ich nur mit Lily?«, fragte Emilia verzweifelt.
»Pack sie in ihr Bett und binde sie fest. Palmer soll dir wieder ein Netz darüberspannen.« Er küsste sie, nahm einen Schluck aus dem Flachmann und eilte wieder an Deck.
Lily weinte, sie bemerkte die Anspannung an Bord. Emilia nahm das Kind in den Arm, drückte es an sich. »Es wird alles gut werden, dein Papa ist ein erfahrener Seemann«, flüsterte sie.
Das Meer brodelte, die Wellen schlugen hoch. Zwei Tage liefen sie nordostwärts vor dem Sturm entlang, es blies hart und das Schiff rollte. Sie hatten die meisten Segel festgemacht in Erwartung des Unwetters, aber dann erholte sich das Barometer und die See legte sich.
»Wir waren auf der äußersten Seite des Zyklons. So etwas habe ich hier noch nie beobachtet«, sagte Carl besorgt. »Jetzt haben wir die Segel gesetzt und werden uns westwärts halten.«
Lily hatte die Zeit gut überstanden. Zuerst zeigte sie Angst, aber Emilia konnte sie immer schnell beruhigen. Doch ihr selbst ging es schlecht. Durch das Rollen des Schiffes war ihr nicht nur morgens übel, sondern fast den ganzen Tag über. Sie war froh, dass Ferdinand Lily betreuen konnte, denn sie selbst lag nur in der Koje, den Eimer neben sich. Der Steward kochte ihr Tee und der Smutje Brühe. Das war das Einzige, was sie bei sich behalten konnte.
Eine Woche dauerte dieser Zustand an, obwohl das Schiff kaum noch rollte, sondern zügig an Fahrt gewann. Immer wieder schaute Carl besorgt nach ihr, brummelte in seinen Bart. Der Smutje brachteihr Ingwer zum Kauen, doch der scharfe Geschmack ließ sie erst recht würgen. Piet kochte ihr schließlich einen Aufguss aus der Wurzel und süßte ihn stark, das half.
Es war herrlich, als sie endlich wieder an Deck gehen konnte. Der Himmel war fast wolkenlos, die Wellen trugen lustige Schaumkronen.
»Wale!«, kam der Ruf vom Ausguck. Emilia, Carl und die Steuerleute liefen zur Verschanzung.
Eine Gruppe Schwertwale schwamm backbord vorbei. Sie schienen miteinander zu spielen, sprangen aus dem Wasser, drehten sich, schwammen untereinander her. Es war ein prächtiger Anblick, der sich Emilia tief einprägte. Sie hatten guten Wind, aber keine hohe See, auf Deck war es angenehm. Der Regen hatte die Süßwasservorräte wieder aufgefüllt, nur Gemüse und Obst wurden knapp.
Endlich kam Land in Sicht, die Inseln. Diesmal wollten sie nicht am Kai anlegen, sondern nur im Hafen ankern. Kaum war der Anker ausgeworfen, kamen schon die kleinen Boote auf sie zu, die ihre Waren anpriesen.
»Was ist mit den Hunden?«, fragte Carl. »Soll ich sie jetzt mit an Land nehmen oder willst du sie noch bis Hamburg durchfüttern?«
»Oh, Carl.« Emilia hatte gewusst, dass sie sich irgendwann von ihnen trennen musste, aber der Gedanke schmerzte sie. »Können wir sie nicht noch behalten?«
Der Steward, der gerade den Tee brachte, hatte ihre Unterhaltung mit angehört. Er räusperte sich verlegen. »Den Rüden, den Cookie, den würde ich mitnehmen zum Hof meiner Eltern. Er hat ein entzückendes Wesen, so ausgeglichen und ruhig. Ich wette, er wird dort geliebt und verwöhnt werden. Außerdem habe ich ihn ins Herz geschlossen.«
»Du?«, fragte Emilia
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