Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Australierin - Von Hamburg nach Sydney

Die Australierin - Von Hamburg nach Sydney

Titel: Die Australierin - Von Hamburg nach Sydney Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Renk
Vom Netzwerk:
ihr überlassen.
    »Wenn ich einmal heirate, hat meine Frau sicherlich eine Aussteuer. Und wenn nicht, darf sie sich neues Porzellan kaufen«, sagte er lächelnd.
    Dass sie ihren Bruder verlassen musste, trübte ihre Aufbruchsstimmung ein wenig. Er war ihr sehr ans Herz gewachsen. Sie tröstete sich damit, dass sie einander schreiben würden.
    »Es schmerzt mich«, sagte Inken, »dass du wieder abreist und wir uns vermutlich nie wiedersehen werden.« Sie hatte Tränen in den Augen. »Aber eine Frau gehört zu ihrem Mann und die Kinder zu ihrem Vater.«
    Inken war der Fels in der Brandung, der sichere Hafen ihrer Kinder- und Jugendzeit gewesen. Auch Emilia fiel der Abschied nicht leicht, aber nun war sie eine erwachsene Frau, stand mit beiden Beinen im Leben. Sie freute sich auf ihre Zukunft in Australien.
    »Doch wie willst du das schaffen?«, fragte Inken zweifelnd. »Mit zwei Kindern allein auf dieser langen Reise? Auch Minnie wird bald laufen. Wie willst du die beiden auf dem Schiff beaufsichtigen?«
    »Na, dat hab ich ooch grüüvelt«, sagte Rieke. »Un ik weeß nen Utweg. Haf ik usklamünsternt.« Sie grinste breit. »Ik komm mit!«
    »Was?« Emilia sah sie erstaunt an.
    »Warom denn nich? Ik been Vuljörig, ne Wittfru – ik brooch keene Erlaubnis, ik kann gehen, wohin ik will. Un wenn es Australien is.«
    »Stimmt das?«, fragte Emilia.
    Inken nickte. »Als Witwe, und sie ist ja verwitwet, darf sie das. Sie braucht keine Erlaubnis, kann frei entscheiden. Sie kann ausreisen, wenn sie will.«
    »Un ik will. Ik komm mit. Dann kann ik Euch helpen mit de Blagen aufm Schipp.« Rieke nickte.
    »Aber Rieke, was willst du denn dann in Australien machen?«, fragte Emilia hilflos. »Ich glaube nicht, dass Carl dich als Magd einstellen kann. Ich weiß auch gar nicht, ob wir nicht erst mal noch einige Zeit bei ihm auf der ›Lessing‹ leben werden. Und da können wir keine unverheiratete Frau mit an Bord nehmen, auch wenn du Witwe bist.«
    »Dat hab ik mich schon dacht. Ik plaan da wat. Ik such mir en Arbeit. Die werden ooch en Deern brauchen da.«
    »Du willst auf gut Glück losfahren und dort Arbeit suchen?«
    »Warum nich?« Wieder grinste Rieke, dann senkte sie die Stimme. »Ik hab Penunsen bekommen, als min Oller starb. Als wieder good maken, hamse sagt.«
    »Du hast Geld bekommen?«, fragte Inken verblüfft. »Für den Tod deines Mannes?«
    Rieke nickte. »Un die Faahrt back nach Hus frei.«
    »Wirklich? Viel Geld?«, wollte Inken wissen.
    »Nu, es wird langen fürn Anfaang.«
    Emilia sah sie erstaunt an. »Du würdest wirklich mitkommen? Du würdest in ein ganz fremdes Land reisen, ohne zu wissen, was dich erwartet?«
    »Hab drüber gesinnt noch un nöcher. Ever schon, sit Ihr saacht habt, dat Ihr dort hinfahrt. Warum soll ik nich min Dusel dort probieren? Besser den hier kanns immer werden. Un wenn nich, denn kum ik schlicht back.«
    Emilia lachte lauthals. »Du bist herrlich. Aber nein, Rieke, das kannstdu nicht machen. Noch nicht mal ich weiß, was für ein Leben mich dort erwartet, aber mein Mann ist dort.«
    »Na, Mannslüd wird’s dort ja ooch geven. Villicht is da ooch ener für mich.« Sie zwinkerte Emilia zu. »Bin too jong um für immer ne Wittfru zu sin.«
    »Ich dachte, du bist zu alt für Abenteuer?«
    »Habs mir anders entschieden.« Rieke schaute sie trotzig an.
    »Ich denke darüber nach. Aber du sollst nicht wegen mir in dein Unglück laufen.«
    »Na, dat kann ik ooch ganz alleine.« Rieke schüttelte den Kopf. »Hab ik schon eenmol macht. Gez been ik schlauer.«
    Später sprach Emilia mit Inken unter vier Augen über Rieke.
    »Ich kann sie nicht mitnehmen, die Verantwortung ist einfach zu groß«, sagte Emilia.
    »Rieke ist nicht so dumm, wie sie manchmal tut. Sie hat sich das gut überlegt. Und tatsächlich hätte sie dort vielleicht mehr Chancen auf eine Zukunft als hier, Emma. Sie ist eine einfache Magd. Hier wird sie auch nur eine einfache Magd bleiben. Viele Männer sind nach Australien ausgewandert und suchen dort ihr Glück. So manch einer wird sich dort eine Zukunft aufbauen. Aber wen soll er heiraten? Frauen gibt es dort nicht im Überfluss. Und sie ist fleißig, sie wird immer eine Stelle finden. Ich kann ihr gute Referenzen schreiben und du auch. Falls es tatsächlich schiefgeht, kommt sie eben wieder zurück, so wie aus Amerika.«
    »Aber ich habe das Gefühl, sie macht es nur, um mir zu helfen.«
    »Nein, das stimmt nicht. Sie sieht es als ihre Chance, noch einmal etwas

Weitere Kostenlose Bücher