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Die Australierin - Von Hamburg nach Sydney

Die Australierin - Von Hamburg nach Sydney

Titel: Die Australierin - Von Hamburg nach Sydney Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Renk
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auszuprobieren. Nimm sie mit. Ich hätte auch ein besseres Gefühl, wenn sie dabei wäre.«
    Ich auch, dachte Emilia, als sie zu Bett ging. Mit Rieke an meiner Seite wird die Fahrt nicht gar so schwierig sein.
    Ende Februar erst kam Carl Robert Lessing nach Hamburg. Er war viel ernster und verschlossener als bei seinem letzten kurzen Besuch.
    »Im April läuft die ›Sophie‹ unter Kapitän Decker aus. Sie ist einPassagierschiff und hat nur noch ein wenig Stückware an Bord. Ich habe für Euch, meine liebe Emma, und die beiden Kinder zwei Kabinen gebucht. Auch für Eure Magd habe ich die Überfahrt bezahlt, sie wird mit bei Euch in der Kabine wohnen und nicht im Zwischendeck.«
    »Lieber Robert, ich weiß gar nicht, wie ich Euch danken soll«, sagte Emilia freudig.
    Inken hatte eines der ersten Salzlämmer schlachten lassen und servierte einen zarten Braten. Robert griff ordentlich zu.
    »Ich habe auch Proviant für Euch geordert. Das Essen ist zwar im Preis enthalten, aber man hört ja so manches. Ich möchte nicht, dass meine Nichten Hunger leiden.«
    »Essen ist eigentlich selten ein Problem auf einem Schiff, es gibt immer noch Fische, die man fangen kann. Ich habe selten so etwas Köstliches gegessen wie frischen Delphin. Man nennt ihn auch Schweinswal. Oder einen weißen Thuna, einen Bonito, nicht zu vergleichen mit Salzheringen.«
    Robert sah sie voller Erstaunen an. »Ihr verblüfft mich immer wieder, Emma. Ihr seht so zart aus, aber in Euch steckt eine starke Frau mit Erfahrungen, die ich nie machen werde. Sei es drum, ich habe Euch einen halben Ochsen reserviert, zusätzlich zu dem normalen Proviant. Außerdem einige Dosen mit gezuckerter Milch und ein paar andere Konserven. Besteht darauf, es ist bezahlt. Und lasst Euch nicht abspeisen.«
    »Ich danke Euch, Robert.«
    »Ich bin Euch zu Dank verpflichtet, Ihr macht meinen Bruder glücklich. Er hat nie seinen Platz in der Familie finden können. Es war nicht recht von unserem Vater, ihn so jung einfach abzuschieben, nur weil er keine außergewöhnliche Begabung zeigte. Mich und die anderen Brüder hat das sehr verschreckt und wir haben uns umso mehr in der Schule angestrengt.«
    »Carl Gotthold ist kein dummer Mensch«, sagte Emma und bemühte sich die Beherrschung zu behalten.
    »Um Himmels willen, nein, nein. Missversteht mich nicht. Er istkeinesfalls dumm. Er hatte auch gute Noten in der Schule. Aber er zeigte keine besonderen Interessen, weder für die Literatur noch für die Rechtswissenschaften – so wie ich – noch für Medizin oder Ähnliches. Mein Vater wollte einen Offizier aus ihm machen, einen Offizier zur See, denn die Naturwissenschaften und die Sterne hatten es Carl Gotthold angetan. Vater meinte es sicher nicht böse, er war nur gedankenlos, wusste nicht, was es bedeutet, als Schiffsjunge anzufangen.«
    Emilia senkte den Kopf. »Carl Gotthold trägt ihm das immer noch nach. Er fühlt sich minderwertig Euch Brüdern gegenüber. Deshalb will er unbedingt sein Glück auf See machen und erfolgreich werden«, sagte sie leise.
    »Wie wichtig ist Euch das denn?«
    Emilia schüttelte den Kopf. »Ich brauche kein großes Haus, keinen Prunk und keine Pracht. Die Monate auf See mit ihm waren die schönsten in meinem Leben. Wir waren zusammen, Tag und Nacht. Wir haben gemeinsam Stürme überstanden und Flauten, haben wunderschöne Dinge gesehen und manchmal war um uns herum nichts – nur Wasser und Himmel, kein Luftzug. Aber langweilig war es nie. Im Gegenteil, es war bereichernder als jeder öde Ball, jede prunkvolle und hoffärtige Gesellschaft, wo nur Plattitüden ausgetauscht werden. Was wissen diese Leute schon vom wahren Leben? Carl Gotthold weiß eine Menge darüber. Ich achte und schätze ihn sehr.«
    Robert holte tief Luft und lehnte sich zurück. »Ich bin beeindruckt von Euch«, sagte er leise. »Und von Eurer Liebe zu meinem Bruder. Carl Gotthold kann sich glücklich schätzen, Euch gefunden zu haben.« Er räusperte sich. »Mein Bruder hat mir Geld angewiesen, damit ich Eure Reise bezahlen kann. Ich möchte Euch dieses Geld jedoch zurückgeben.«
    »Das kann ich nicht annehmen und Carl würde es auch nicht wollen.«
    »Das ist mir wohl bewusst. Nehmt es als Sparstrumpf für Eure beiden entzückenden Töchter, als Mitgift meinetwegen. Oder als Notgroschen.Nehmt es einfach und tut es beiseite, falls irgendwann einmal die Zeiten schlecht sind. Man weiß nie, was kommt. Nehmt es als Grundstock für Eure Zukunft. Sagt Carl Gotthold nichts

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