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Die Australierin - Von Hamburg nach Sydney

Die Australierin - Von Hamburg nach Sydney

Titel: Die Australierin - Von Hamburg nach Sydney Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Renk
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einsammeln. Das müssen wir dann einkochen. Und morgen machen wir große Wäsche. Ich habe dich schon bei Jörgensens angekündigt.« Sie grinste und stellte Emilia Rührei und Speck hin. »Und jetzt isst du, du bist ja ganz blass geworden und so dünn.«
    Karamell freute sich auch, endlich wieder auf dem Land zu sein.Vergnügt tobte sie mit dem alten Hofhund über die Wiesen und den Deich.
    »Ne, das ist aber alles öde hier«, maulte Tine, als sie zusammen mit Emilia zum Haus der Jörgensens ging.
    »Bist du in der Stadt aufgewachsen?« Emilia wurde plötzlich klar, dass sie fast gar nichts von dem Mädchen wusste. Tines schroffe Art machte es nicht leicht, mit ihr ins Gespräch zu kommen.
    »Ja, hab immer in Hamburg gewohnt.« Misstrauisch sah das Mädchen sich um. »Wohin gehen wir?«
    »Da vorn ist es schon. Ich bin hier groß geworden, in unserem Haus, und Jörgensens waren die nächsten Nachbarn. Mit deren Kindern habe ich oft gespielt.«
    »Und was wollt Ihr da?« Misstrauisch sah sie sich um.
    »Mette besuchen«, sagte Emilia vergnügter, als sie sich fühlte.
    »Emma!«
    Sie hatte Mette einige Monate nicht gesehen und nahm die Freundin nun herzlich in die Arme.
    »Du … oh je, schon wieder?«, fragte Emilia und schaute ihre Freundin an.
    »Das Vierte. Es wird im Frühjahr kommen.«
    Der kleine Sohn war ihnen schon auf dem Weg entgegengekommen, das Mädchen saß am Küchentisch und spielte mit Holzpferden.
    »Das Letzte ist direkt nach der Geburt gestorben, aber dies«, sie legte die Hand auf den Bauch, »strampelt kräftig. Ich hoffe, es wird ein Junge.«
    »Und wie geht es dir?«, fragte Emilia.
    »Ach, wie soll’s schon sein? Mal gut, mal schlecht. Der Hannes geht jetzt auf Fischfang. Mein einer Bruder bewirtschaftet das Land und der andere wird Lotse, so wie unser Vater.«
    Sie erzählten von früher und tauschten Neuigkeiten über die Nachbarn aus. Emilia half Mette, Kartoffeln zu schälen.
    »So etwas kannst du? Musst du das in der Stadt etwa auch machen?«, fragte Mette verblüfft.
    »Nein, das muss ich nicht. Aber ich weiß, wie es geht. Inken hat mir das gezeigt. Sie hat mir viel beigebracht. Wer weiß, ob ich es nicht noch brauche.«
    Die beiden jungen Frauen, die aus so unterschiedlichen Familien stammten, sahen sich plötzlich an und verstanden einander. Tine schaute sich gelangweilt um und war froh, als sie endlich wieder aufbrachen, um nach Hause zu gehen. Auf halbem Weg blieb Emilia plötzlich stehen.
    »Ich habe meine Handschuhe vergessen«, sagte sie. »Kannst du sie eben holen?«
    »Wieder zurück?« Tine verdrehte die Augen.
    »Dann mach ich es. Sag Inken, dass ich gleich komme, und versuch Kara einzufangen. Nicht, dass sie sich hier mit einem der Hofhunde einlässt.«
    »Ist gut.« Tine stapfte den Deich hinauf.
    Schnell wandte Emilia sich um und lief wieder zurück. Mette hatte sie schon erwartet.
    »Inken hat uns Nachricht gegeben«, flüsterte Mette und gab ihr die Handschuhe, die Emilia ihr zugeschoben hatte. »Katja kommt ab heute und hilft, dieses dusselige Mädchen abzulenken. Du darfst dich gerne mit deinem Freier hier treffen.« Ihre Wangen waren gerötet und sie lächelte. »Das ist irgendwie aufregend. Sag, liebst du ihn?«
    »Du musst nicht flüstern«, lachte Emilia. »Tine ist auf dem Weg zum Gut. Sie wollte nicht umkehren. Und ja, ich liebe ihn.«
    »Was ist er denn für einer?«
    »Er hat ein Segelschiff, hat das Kapitänspatent und segelt unter eigenem Namen. Meine Tante und mein Onkel wollen die Verbindung nicht. Es wäre unter meinem Stand.« Emilia verdrehte die Augen.
    Mette sah sie nachdenklich an. »Es ist dein Leben«, sagte sie schließlich.
    »Ich hoffe, der Bursche bring Nachrichten von Carl. Ich soll ihn weder sehen noch ihm schreiben, hat mein Onkel befohlen. Aber daran halten werde ich mich nicht.«
    »Und deine Eltern? Wie denken die darüber?«
    Emilia zuckte mit den Schultern. »Ich muss los. Sonst wird Tine noch misstrauisch.«
    Der Tag verging, der Bursche kam zurück, hatte Lessing jedoch nicht angetroffen. Die Unsicherheit machte Emilia fast verrückt. Was, wenn Lessing bei ihrem Onkel vorsprach und der ihn des Hauses verwies? Oder, noch schlimmer, wieder eine Lüge über sie auftischte? Sie wäre verreist oder gar verlobt.
    Emilia traute ihren Verwandten alles zu. Aber, dachte sie trotzig, ich bin keine Kuh, mit der man handeln kann, um bessere Geschäftsbeziehungen zu bekommen. Mit Mathilda können sie so verfahren, wenn ihnen das Glück ihres

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