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Die Auswahl. Cassia und Ky

Titel: Die Auswahl. Cassia und Ky Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ally Condie
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Nebel, und ohne die Bänder, die den Weg hinunter markieren, würde ich nicht wieder herausfinden. Unterwegs zerre ich heftig an ihnen, reiße sie von den Zweigen.
    »Cassia!«, ruft Ky mir nach. »Cassia! Was spielt es denn für eine Rolle?«
    Ich schüttele nur den Kopf.
    »Cassia!«, ruft er noch einmal. »Du verheimlichst mir doch auch etwas!«
    Die Trillerpfeife ertönt schrill und klar unterhalb von uns. Wir sind so weit gekommen, haben es aber nie bis zum Gipfel geschafft.

    »Ich dachte, du würdest im Arboretum zu Mittag essen?«, fragt Xander, als wir beide zusammen in der Mensa der Höheren Schule sitzen.
    »Ich habe es mir anders überlegt«, antworte ich. »Heute möchte ich hier essen.« Das Nahrungspersonal hat ein bisschen mürrisch geguckt, als ich um eine der Reservemahlzeiten gebeten habe, die sie vorrätig haben, doch nachdem sie meine Daten überprüft haben, haben sie sie mir kommentarlos ausgehändigt. Sie müssen gesehen haben, dass so etwas bei mir nur sehr selten vorkommt, oder es gibt irgendeinen anderen Vermerk in meinen Daten, aber darüber will ich jetzt nicht nachdenken. Nicht nach Kys Enthüllung.
    Als ich sehe, wie voll der Essensbehälter ist – nämlich die Durchschnittsportion anstatt der speziell für mich bemessenen –, weiß ich, dass meine Portionen tatsächlich verkleinert worden sind.
Welchen Zweck soll das haben? Bin ich zu dick?
Ich sehe meine Arme und Beine an, die vom vielen Wandern muskulös geworden sind. Nein, ich bin nicht zu dick. Wieder fällt mir auf, wie abgelenkt meine Eltern derzeit sein müssen. Unter normalen Umständen hätten sie meine kleineren Portionen bemerkt und dem Nahrungsmittelpersonal etwas Passendes dazu gesagt.
    Um mich herum scheint alles Mögliche schiefzulaufen.
    Ich schiebe meinen Stuhl zurück. »Wollen wir ein Stück gehen?«
    Xander wirft einen Blick auf seine Armbanduhr. »Wohin denn? Der Unterricht beginnt gleich.«
    »Ich weiß«, sage ich. »Wir gehen auch nicht weit. Bitte!«
    »Ja, schon gut«, sagt Xander leicht irritiert.
    Ich gehe den Flur entlang zum Klassenzimmertrakt und öffne eine Tür am Ende. Dort, in einer Art kleinem Innenhof, befindet sich der Botanikteich. Xander und ich sind allein.
    Ich muss es ihm sagen. Es geht hier um ihn. Er hat es verdient, von Ky zu erfahren, und er hat es verdient, es aus meinem Mund zu hören und nicht von irgendeiner Funktionärin im Park, heute oder irgendwann später.
    Ich hole tief Luft und blicke auf den Teich. Er ist nicht blau wie das Becken, in dem wir schwimmen. Das Wasser ist bräunlich-grün unter der spiegelnden Oberfläche, und es wimmelt darin vor Leben.
    »Xander«, beginne ich so ruhig, als wären wir zwischen den Bäumen auf dem Hügel verborgen. »Ich muss dir etwas sagen.«
    »Ja?«, fragt er abwartend und sieht mich an. Immer gelassen. Immer Xander.
    Besser, ich spreche es schnell aus, bevor mir die Stimme versagt. »Ich glaube, ich bin dabei, mich in einen anderen zu verlieben.« Ich rede so leise, dass ich mich selbst kaum verstehen kann.
    Aber Xander versteht mich. Noch bevor ich ausgeredet habe, schüttelt er den Kopf, ruft:
»Nein!«
, und hebt die Hand, um mich aufzuhalten, bevor ich noch mehr sagen kann. Aber weder seine Geste noch sein »Nein« bringen mich zum Schweigen, sondern der Schmerz in seinen Augen. Sie sagen nicht
Stopp
, sondern fragen:
Warum?
    »Nein«, wiederholt Xander und wendet sich von mir ab.
    Das kann ich nicht ertragen, also gehe ich um ihn herum und stelle mich vor ihn. Für einen langen Moment weigert er sich, mich anzusehen. Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Ich wage es nicht, ihn zu berühren. Ich kann nur einfach dort stehen und hoffen, dass er mich irgendwann wieder ansieht.
    Als er es tut, ist der Schmerz noch immer da.
    Und noch etwas anderes. Etwas, das nicht nach Überraschung aussieht. Sondern nach Wissen. Hat er tief im Inneren gewusst, was im Gange war? Hat er deswegen Ky zum Spielen herausgefordert?
    »Es tut mir leid«, stammele ich. »Du bist mein Freund. Und ich liebe dich auch.« Es ist das erste Mal, dass ich das zu ihm sage, und es klingt ganz verkehrt. In diese Eile und Anspannung hören sich die Worte so viel weniger bedeutsam an, als sie sind.
    »Du liebst mich
auch
?«, fragt Xander mit kalter Stimme. »Was ist das für ein Spiel, das du da spielst?«
    »Das ist kein Spiel«, flüstere ich. »Ich liebe dich wirklich. Aber auf eine andere Art.«
    Xander sagt nichts. Ein hysterisches Kichern steigt in mir auf – es

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