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Die Auswanderinnen (German Edition)

Die Auswanderinnen (German Edition)

Titel: Die Auswanderinnen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: helga zeiner
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noch einmal durchgingen. „Bill hat nie von einem Hammer gesprochen. Du glaubst, wenn es kein Hammer war ... dann kann es auch nicht Isabella gewesen sein ...“
    „Genau“, bestätigte Jo Ann kurz.
    „... du glaubst, oh mein Gott, ich weiß was du denkst. Wenn es nicht Isabella war, dann musst du es gewesen sein. Das kannst du doch nicht allen Ernstes glauben?“
    „Isabella hat immer nur von einem Hammer gesprochen. Es war ein Hammer, den sie benutzt hat, um sich zu wehren, das dürfte wohl unbestritten sein. Sie war so konfus, so verzweifelt, so völlig außer sich, dass sie uns in all ihrer Panik diesbezüglich niemals belogen hätte. Nein, wenn sie eine Spitzhacke benutzt hätte, dann hätte sie nicht Hammer gesagt!“
    „Wie kommst du auf eine Spitzhacke?“
    Jo Ann schwieg.
    „Warum solltest du ...“
    „Ich kann mit so einem Werkzeug sehr gut umgehen, genau wie du. Wie oft haben wir eine Spitzhacke benutzt? Tausend Mal? Zigtausend Mal! Mira, vielleicht bin ich ausgerastet, als ich zur Mine ging, um Kurt zur Rede zu stellen. Vielleicht war er noch gar nicht tot, wie ich es mir seither vorgemacht habe, sondern noch sehr lebendig. Vielleicht bin ja tatsächlich ich diejenige gewesen, die im Affekt gehandelt und es danach verdrängt hat!“
    „Um Himmels willen, Jo Ann!“
    „Ich muss mir dessen sicher sein, verstehst du. Isabella hat mir auf der Fahrt hierher gesagt, dass sie davon überzeugt ist, dass ich es war. Erst dachte ich, sie will mir das einreden, um sich selbst dadurch zu entlasten. Dann dachte ich, dass sie sich das vielleicht vormacht, um sich nicht an ihre grauenvolle Tat erinnern zu müssen. Jetzt aber beginne ich zu fürchten, dass sie Recht hat. Verstehst du, Mira? Ich muss wissen, welcher Gegenstand gemeint ist. Ob es auch eine Spitzhacke gewesen sein kann.“
    „Aber ... kannst du es nicht einfach auf sich beruhen lassen. Es besteht immer noch die Möglichkeit, dass sie die Zusammenhänge nicht ...“
    Jo Ann unterbrach sie ungeduldig. „Sie kommen sowieso darauf, wenn sie die alten Akten durchforschen, das weißt du doch ...“
    „Kannst du nicht einfach aus Australien verschwinden?“, bettelte Mira.
    „Nein, das will ich nicht!“
    „Lieber würdest du ins Gefängnis gehen?“
    Jo Ann schluckte. Was sie nun sagte, war ihr bis zu diesem Moment selbst nicht klar gewesen. „Ich muss es für mich selbst wissen. So kann ich nicht weiterleben. Dreißig Jahre lang habe ich im Schatten meiner Erinnerungen dahinvegetiert und mir nicht erlaubt, über die Vergangenheit nachzudenken. Vielleicht, weil ich tief in meinem Innern immer gewusst habe, dass ich schuldig bin. So kann es nicht weitergehen, ich muss endlich wissen, was geschehen ist, egal welche Konsequenzen es hat!“
    Jo Ann konnte nicht sehen, wie Mira in diesem Moment mit einer Geste ihrer Hand den sichtlich erregten John bat, ihr Gespräch auf keinen Fall zu unterbrechen. Sie hatte den Hörer zuvor ein Stück von ihrem Ohr weggehalten, sodass er mitgehört hatte, was Jo Ann gesagt hatte.
    „Also gut“, willigte Mira ein. „Ich werde sehen, was ich tun kann. Bill hat mich gestern ziemlich angebaggert und wollte mich unbedingt wieder treffen. Ich werde ihn anrufen, zu ihm nach Dubbo fahren und ihn überreden, mir den Bericht zu zeigen.“
    „Danke, du bist ein Schatz. Versuch auch gleich, eine Kopie davon zu machen!“, sagte Jo Ann.
    „Ich weiß nicht, ob das geht. Ich kann nur versuchen, ihm zu schmeicheln oder ihn damit aufziehen, dass ich ihm kein Wort glaube.“
    „Wie auch immer, versuch dein Bestes. Du wirst es schaffen. Ich muss den Bericht sehen, ich muss wissen ...“
    „Ja, ja, ich habe schon verstanden. Du willst wissen, ob der spitze Gegenstand wirklich spitz war oder ob es auch ein Hammer gewesen sein könnte. Gibt es nicht auch spitze Hammer?“
    Jo Ann lachte. Sie lachte tatsächlich. „Dumme Frage! Ein Hammer ist immer ein stumpfer Gegenstand, selbst wenn man seine andere Seite nimmt.“
    „Aber nicht immer nennt man die Dinge beim richtigen Namen!“
    „Forensische Experten sind akkurate Menschen, die es gelernt haben, ihre Berichte korrekt abzufassen. Also, bemüh dich bitte!“
    Danach verabschiedete sie sich auch noch von John, der versprach, sich auf jeden Fall noch einmal zu melden. Jo Ann legte auf und stellte fest, dass ihre Hände nicht mehr zitterten und sich ihre innere Anspannung wieder gelegt hatte. So musste sich ein Detektiv fühlen, wenn er auf einen Zusammenhang stieß, der einem

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