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Die Auswanderinnen (German Edition)

Die Auswanderinnen (German Edition)

Titel: Die Auswanderinnen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: helga zeiner
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überhaupt noch eine Chance gäbe.
    „Sicher, aber nur, wenn alle Beteiligten sie auch wirklich wollen und sie nicht mehr, wie bisher, verheimlichen“, erklärte Steve, und sie spürten, dass dies seine feste Überzeugung war.
    Isabella hatte sich wieder beruhigt. „Gut, geben wir also der Wahrheit eine Chance“, sagte sie entschlossen. „Ich bin noch eine Woche hier. Wenn nötig, verlängere ich meinen Urlaub oder komme zurück, sollten die Behörden es wünschen. Ich werde jedenfalls zur Verfügung stehen.“
    „Ich auch“, erklärte Eva, wenn auch nicht mit ganz so fester Stimme wie Isabella. „Wir werden das gemeinsam durchstehen.“
    „Prima“, meinte Steve bewusst trocken. „Dann können wir ja endlich bestellen. Seht nur, die Lichter auf der Brücke gehen an.“
    Sekunden später folgten ihnen auch die Lichterketten, die die geschwungenen Konturen des Opera Houses bestrahlten. Mit jeder Minute, die verging, wurde ihr Leuchten stärker. Steve bestellte eine Fischplatte für drei Personen, und während sie auf ihr Essen warteten, beobachteten sie, wie die beleuchteten Symbole der Stadt, Harbour Bridge und Opera House, vor dem Hintergrund des zunächst dunkelblauen, dann langsam schwarz werdenden Himmels immer größer und mächtiger wurden, bis sie zuletzt ihr gesamtes Umfeld dominierten. Es war, als würden die Menschen kleiner werden, während sie zu Füßen der überwältigenden Bauwerke saßen und die Perfektion ihrer Architektur bestaunten. Für eine Weile traten sogar all ihre Probleme und Sorgen, ihre Erfolge, Sehnsüchte und Wünsche, die sie sonst bewegten, in den Hintergrund. Der Rest des Abends verlief in entspannter Harmonie, und als Steve und die Frauen ihr Abendessen beendet hatten, verließen sie das Restaurant und schlenderten in aller Ruhe zur Manly Fähre.

Kapitel 51
     
     
    Als sie am Circular Quay ankamen, konnten sie gerade noch sehen, wie ihre Fähre ablegte und das Leuchtdisplay der Anzeigetafel auf dreiundzwanzig Uhr umschaltete. Steve und die Frauen hatten die Zehnuhrfähre verpasst.
    „Mist, was machen wir jetzt?“, fragte Isabella.
    „Wir können in die Bar im Bennelong Restaurant, gleich neben dem Anlegeplatz gehen“, schlug Steve vor.
    Sie beschleunigten ihre Schritte und erreichten einige Minuten später die Bar. Alle Tische waren belegt, aber zwei Barhocker am Ende des Tresens waren noch frei.
    „Ich lade euch ein“, sagte Isabella spontan.
    „Nein, das kommt nicht infrage!“, lehnte Steve entschieden ab. „Du hast uns schon zum Essen eingeladen, jetzt sind wir dran. Was möchten die Damen trinken? Darf es ein Glas Champagner sein?“ Steve versuchte die Aufmerksamkeit des Barkeepers auf sich zu ziehen und bestellte eine Flasche Champagner, die nur wenig mehr kostete als drei einzelne Gläser. Sie hatten vierzig Minuten Zeit bis zur nächsten Fähre, oder, wie er vorschlug, eine Stunde und vierzig Minuten bis zur letzten Fähre des Tages, die um Mitternacht ablegte.
    „Gute Idee“, meinte Eva dazu. „Ich möchte dieses edle Getränk nämlich gebührend genießen. Wir waren schon ewig nicht mehr in so einer schicken Bar. Schade, dass ich mir kein eleganteres Kleid angezogen habe.“
    „Du siehst auch so toll aus“, sagte Steve. „Du natürlich auch, Isabella. Was bin ich doch für ein Glückspilz, mit zwei so attraktiven Frauen unterwegs zu sein.“
    „Ich liebe Lügner!“ Isabella hauchte ihm einen Kuss auf die Wange und drehte sich dann mit dem Rücken zur Bar, damit sie die Aussicht bewundern konnte. Eva hatte sowieso freie Sicht auf den Hafen, und Steve stand zwischen ihnen und hatte den Arm um Evas Taille gelegt. Schweigend genossen sie das phänomenale Lichtgemälde vor ihren Augen und nippten an ihren Gläsern. Nach der Hektik des Tages empfanden sie es als besonders wohltuend, ein friedliches Eckchen ohne Lärm und Gedränge gefunden zu haben, in dem sie den Abend ruhig ausklingen lassen konnten. Die Backgroundmusik plätscherte vor sich hin und das leise Gelächter und Gemurmel in der Bar vermischte sich mit zarten Violinklängen. Alles war angenehm, wohlig, weich und ungeheuer beruhigend.
    Die Zeit ging gemütlich dahin, sie hatten bereits der Elfuhrfähre hinterher gewunken, und Steve hatte ihnen Champagner nachgeschenkt.
    Isabella rutschte vom Hocker. Champagner, Weißwein und Wasser forderten ihren Zoll. Die Damentoilette befand sich zwei Stockwerke höher, aber wenn sie den internen Lift anstatt der breiten Treppe, die sich am anderen Ende

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