Die Auswanderinnen (German Edition)
nicht mit voller Lautstärke aus ihrer Kehle kam. Sie glaubte immer noch, er würde zur Vernunft kommen, obwohl sein verzerrtes Gesicht, das sie im Schein seiner Helmlampe nur undeutlich erkennen konnte, und seine hasserfüllten Worte, eher auf das Gegenteil schließen ließen. „Du willst es doch so, du Schlampe! Bei den anderen bist du auch nicht so zickig. Ich weiß, dass du es mit jedem treibst ... nun hab dich nicht so!“
Er löste eine Hand von der Wand, schob sie zwischen ihre Beine und hob sie hoch. Sie zappelte mit beiden Beinen in der Luft und schrie noch mehr. Mit schnellem Griff öffnete er seine Hose.
Später lag sie auf dem Boden, in einer Pfütze schmutzigen Grundwassers mit spitzen Steinchen, die sich in ihren Rücken bohrten und bei jeder Bewegung an ihrer Haut schabten. Sie trug noch immer ihr Sommerkleid, aber er hatte ihr das Oberteil heruntergerissen und den Rock bis zur Taille gerafft. Sein Helm war ihm vom Kopf gerutscht und lag nun so, dass das Licht der Grubenlampe auf die Schachtwand fiel und sich in den feuchten Lehmrissen verlor. Sie konnte Kurt kaum sehen und hatte es fast schon aufgegeben sich zu wehren. Ihre Abwehr machte ihn nur noch wilder, grober und gemeiner. Sie war gezwungen sich mit ihm zu bewegen, um die fürchterlichen Stöße abzufangen, und ihr Keuchen mischte sich unweigerlich mit dem seinen, in einer Art ungewolltem Liebesspiel, das sie noch abstoßender fand, als seine alles erdrückende Gewalt. Je mehr sie sich sperrte und gegen ihn rang, umso hemmungsloser versuchte er sie zur Hingabe zu bewegen. Er begann, sie zu schlagen. Aber sie schrie nicht. Sie unterdrückte jeden Laut, hörte schließlich ganz auf sich zu wehren, schloss die Augen und versuchte sich woanders hinzudenken. Sie bekam kaum noch Luft, doch das machte ihr nichts aus. Seltsam, dass ihre Lungen nicht brannten und ihr Herz nicht zuckte. Alles wurde ruhig. Sie hörte, wie er aufstand. „Ach zum Teufel mit dir, du kaltes Miststück!“
Seine Schritte entfernten sich, dann hörte sie, wie er stehen blieb. Nicht bewegen, ganz ruhig liegen bleiben, befahl sie sich, vielleicht hat er genug. Die Vergewaltigung hatte sie in einen fast katatonischen Zustand versetzt. Sie brachte es nicht fertig ihre Augen zu öffnen und dachte noch, so muss es sein, wenn man versteinert ist. Aber nicht einmal das konnte sie fühlen. Sie wusste nur, dass sie zu einem Gegenstand, einem Teil des Schachts, geworden war.
„Ich werde es dir schon noch beibringen!“, sagte er plötzlich und dabei hörte sie ihn mit etwas rasseln. Blitzartig wurde ihr klar, dass es eine Kette war. Jähes Entsetzen fuhr ihr wie ein heißes Messer durch den Körper und beendete den gnädig lähmenden Zustand, der sie bislang vor jedem Schmerz und jeder Kränkung behütet hatte. Panisch riss sie ihre Augen weit auf, stützte den Oberkörper auf ihre zerschundenen Ellbogen und begann zu schreien. Nein, um Himmels willen, nein! Aber es war zu spät, sie hatte die einzige Möglichkeit, zur Leiter zu spurten, während er tiefer in den Schacht hineingegangen war, verpasst.
Er kettete sie mit beiden Armen an eine Halterung in der Wand an, schleuderte den Schlüssel achtlos hinter sie gegen die Felswand, und begann sie von neuem zu bearbeiten. Langsamer als vorher und mit gezielter Grausamkeit, bis sie endlich das Bewusstsein verlor. Er schüttete kaltes Wasser über sie, um sie wieder zu sich zu bringen, und nach einer Ewigkeit, als sie bereits jede Hoffnung verloren hatte und sich nur noch wie ein rohes Stück Fleisch vorkam. Er verschwand für einen Augenblick und kam mit einer kleinen, braunen Schlange zurück. Eine Zeit lang spielte er mit ihr und der Schlange, ließ das zuckende Tier über ihre Haut gleiten, hielt es am Schwanz fest und ließ den winzigen Kopf mit den gebogenen weißen Zähnen, die aus dem wütend aufgerissenen Maul ragten, knapp über ihrem Gesicht baumeln, streifte damit alle ihre Körperteile und lachte dabei wie verrückt. Bei der ersten Berührung mit der trockenen kühlen Schuppenhaut des Tieres bäumte sie sich ein letztes Mal auf, raste wie eine Wahnsinnige, um dann völlig kraftlos und erschöpft in sich zusammenzusacken.
Seine Ausdauer, gespeist von seinem abartigen Vergnügen, sie zu quälen, schien endlos. Vielleicht hätte er auch tatsächlich erst ein Ende gefunden, wenn sie tot zu seinen Füßen gelegen hätte, doch plötzlich hallte eine Stimme den Einstiegsschacht hinunter. Eine Stimme! Isabella hörte ihren Klang,
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