Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Auswanderinnen (German Edition)

Die Auswanderinnen (German Edition)

Titel: Die Auswanderinnen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: helga zeiner
Vom Netzwerk:
zusammen erlebt, und doch war ihr Leben grundverschieden verlaufen. Eine gewisse Melancholie breitete sich unter ihnen aus, aber Eva wollte die gedrückte Stimmung, die im Raum herrschte, nicht die Oberhand gewinnen lassen.
    „Habt ihr nicht auch Hunger?“, fragte sie.
    Worauf Jo Ann ihnen vorschlug, in den Pub zu gehen, dort würde es recht gute Steaks geben, und sie könnten auf dem Weg dorthin auch gleich noch in ihrem Motel einchecken.

Kapitel 27
     
     
    Gemeinsam fuhren sie zum Motel. Eva und Isabella bezogen ihr Doppelzimmer, packten aus und duschten, während Johanna zum Pub vorausfuhr. Sie wollte einen der ruhigeren Tische besetzen, ehe die Meute der durstigen Minenbesitzer eintraf und nach einem einsamen Tag in den Schächten lautstarke Geselligkeit suchen würde.
    John begrüßte sie weniger überschwänglich als sonst, und sie kam seinem unweigerlich zu erwartenden Kommentar zuvor. „Ich weiß selbst, es ist nicht Mittwoch, lass es also gut sein.“
    „Was war denn heute Morgen mit dir los?“, fragte er stattdessen. Seine blauen Augen wirkten im schummrigen Licht der Kneipe fast schwarz und sein Drei-Tage-Bart warf dunkle Schatten auf seine Wangen. Er konnte sehen, dass sie geweint hatte, und es tat ihm weh, dass er den Grund für ihre Traurigkeit nicht kannte. Ihr seltsames Benehmen vom Morgen hatte ihn so sehr verwirrt, dass ihm die Frage, wie er denn nur Zugang zu ihr finden könnte, den ganzen Tag über im Kopf herumgegangen war. „Du siehst ziemlich elend aus, hast du Kummer?“
    „Nicht wirklich“, wiegelte sie ab und drehte ihr Gesicht von ihm weg. „Ich hatte einfach viel um die Ohren“.
    „Willst du darüber reden?“, versuchte er es noch einmal.
    Jo Ann schüttelte den Kopf. „Nein. Tut mir leid, aber ich habe jetzt wirklich keine Zeit. Zwei Freundinnen von mir sind zu Besuch gekommen und werden gleich hier auftauchen.“
    Der besorgte Ausdruck in Johns Miene verschwand nicht, doch er drängte sie nicht weiter. „Wer sind die Mädels? Kenne ich sie?“
    Jo Ann verneinte. „Freundinnen von früher.“
    „Und was ist mit ihren Männern? Sind die nicht dabei?“
    „Nein. Eine ist geschieden und zum zweiten Mal verheiratet, aber ihr Mann konnte wegen seiner Arbeit nicht mitkommen. Die andere ist schon lange geschieden und seitdem ledig. Du kannst dein Glück bei ihr versuchen, sie ist sehr attraktiv.“
    „Ich warte lieber auf dich“, erwiderte John daraufhin so ernst, dass Jo Ann auf dem Weg zu ihrem Tisch überlegte, ob er es tatsächlich so gemeint hatte. Gedankenverloren nippte sie an ihrem Whisky und nahm sich vor, an diesem Abend keinen weiteren Alkohol zu trinken.
    „Das ist ja die reinste Augenweide!“, ertönte Isabellas Stimme auf einmal hinter ihr. Sie und Eva hatten sich ein Bier am Tresen bestellt und kamen nun an den Tisch.
    „Was?“
    „Die Frage heißt wohl eher: wer!“
    „Wer?“
    „Na, der Typ hinter dem Tresen natürlich. Sag bloß, der ist dir noch nie aufgefallen? Der sieht ja mehr als gut aus! Ich hätte nicht gedacht, dass sich Lightning Ridge in puncto Männer so deutlich verbessert hat.“
    „Es hat sich wirklich viel verändert“, bestätigte Eva unbedarft. „Die ganze Stadt eigentlich.“
    Jo Ann war Eva für diese Bemerkung mehr als dankbar, denn sie hatte keine Lust sich über Johns Reize zu unterhalten. „Setzt euch her“, befahl sie. „Wir haben viel zu besprechen. Wir müssen endlich einen Plan für die nächsten Tage machen. Wie lange könnt ihr bleiben?“
    Eva erklärte, dass sie eigentlich auch noch die nächste Woche freibekommen hätte, allerdings mit der Auflage, sich am kommenden Montag nochmals bei ihrem Chef zu melden. Damit hätten sie aber auf jeden Fall drei Tage Zeit, um sich eine Strategie zurechtzulegen, mit der sie eventuellen Anschuldigungen begegnen könnten. Wichtig wäre allein, meinte Isabella, keine unterschiedlichen Aussagen zu machen. Natürlich war sie weiterhin davon überzeugt, dass die ganze Geschichte nicht mehr als ein Sturm im Wasserglas war. Aber sie könnten sicherheitshalber ja trotzdem eine einheitliche Version untereinander absprechen! „Du wirst sehen“, sagte sie, „niemand wird das Skelett hier ausstellen, es wird in einem Archiv in Sydney verschwinden, ohne jemals die Rückreise nach Lightning Ridge anzutreten.“
    „Womit wir wieder beim Thema wären“, seufzte Jo Ann. Der doppelte Whisky hatte sie ruhiger gemacht. Überrascht blickte sie in ihr leeres Glas. „Warum muss das Zeug immer so

Weitere Kostenlose Bücher