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Die Auswanderinnen (German Edition)

Die Auswanderinnen (German Edition)

Titel: Die Auswanderinnen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: helga zeiner
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Abfindungssumme bekommen habe, und die Hälfte davon hätte mir gehört, wenn ich nicht das verfluchte Papier unterschrieben hätte. Aber was soll’s, es ist vorbei und mir geht es gut. Ich bin glücklich mit Steve, und Nadja hat sich prima entwickelt. Wisst ihr, was sie studiert hat?“
    Die Frauen verneinten.
    „Design und Innenarchitektur! Ha! Sie wäre prädestiniert gewesen, Uwes Firma zu übernehmen! Sie arbeitet jetzt als Möbeldesignerin. Ihr habt ja keine Ahnung, wie begabt sie ist. Das habe ich gemeint, als ich vorher sagte: wenn Uwe gewusst hätte. Er ist nämlich schon wieder geschieden, seine Neue hat es nicht so lange mit ihm ausgehalten wie ich. Außerdem hat sie tüchtig bei ihm abkassiert und ist danach mit dem Jungen nach New Zealand. Lebt dort mit ihm in irgend so einer Sekte. Das geschieht Uwe recht!“ Eva lachte schadenfroh.
    „Na, darauf trink ich“, sagte Jo Ann. Sie hob ihr Glas und prostete Eva zu. „Auf dass er einsam und verlassen sterben möge.“
    „Alt und verbittert, hässlich und verarmt“, fügte Eva grinsend hinzu und stieß mit Jo Ann an.
    „Eure guten Wünsche seien mit Erfolg gesegnet“, meinte Isabella trocken. „Ich werde mich bemühen, euch niemals in die Quere zu kommen - und sollte ich jemals euren Unwillen erregen, warnt mich bitte rechtzeitig.“
    Jo Ann stellte ihr Glas ab und warf Eva einen schnellen Seitenblick zu.
    „Was ist los?“, fragte Isabella, die den Blick bemerkt hatte. „Was habt ihr denn? Habe ich etwas Falsches gesagt?“
    „Nein, überhaupt nicht“, erwiderte Jo Ann. Sie kippte den Rest ihres Whiskys hinunter und rollte genüsslich mit der Zunge. „Hm, gut, läuft runter wie Honig. Sollen wir uns sinnlos betrinken?“
    Isabella nickte. „Ich habe nichts dagegen. Aber nur, wenn du als Nächste erzählst, was so alles in deinem Leben passiert ist.“
    „Da gibt es nichts Aufregendes zu erzählen. Nach Kurts Tod bin ich hiergeblieben und habe weitergemacht wie zuvor. Die Mine läuft nicht schlecht, sie wirft immer genug ab, um davon leben zu können. Ich habe hart gearbeitet, stets auf den großen Fund gehofft, und so sind die Jahre vergangen.“
    „Ich hatte immer darauf gewartet, dass du nach Sydney zurückkommst“, warf Eva ein. „Vor allem nach meiner Scheidung.“
    „Aber du hast mich nie gefragt, ob ich kommen will!“
    Eva war erstaunt. „Natürlich hätte ich gewollt, dass du kommst.“
    „Ist ja nun egal“, winkte Jo Ann ab. „Wir hatten damals so selten Kontakt und du warst so distanziert, dass ich mir dachte, du kommst gut zurecht, sonst hätte ich dich besucht. Aber ich wollte mich nicht in dein Leben drängen.“
    Isabella schüttelte traurig den Kopf. „Was sind wir doch für Heldinnen! Was haben wir nicht alles gemeinsam durchgestanden, und dann ist plötzlich alles vorbei. Ich verstehe das nicht.“ Wieder bemerkte sie diesen seltsamen, schnellen Blickwechsel zwischen Eva und Jo Ann, den sie nicht einordnen konnte. Als wäre zwischen den beiden etwas im Gange, das sie betraf. Als würden sie etwas wissen, das Isabella aus ihrem Kreis ausschloss.
    Nachdenklich starrte Jo Ann auf die Tischplatte, zog mit dem Finger einen feuchten Ring nach und sagte dann, ohne aufzublicken: „Ich verstehe ja, dass du alles Mögliche verdrängst, Isabella, aber ich bitte dich! Hast du wirklich allen Ernstes geglaubt, dass es nach jener Nacht so weitergehen könnte, wie zuvor? So naiv kannst du doch nicht sein!“
    Isabella wirkte verblüfft, aber keineswegs beleidigt. „Warum hätte ich nicht davon ausgehen sollen?“
    Eva überlegte, wie sie Jo Anns harschen Kommentar entschärfen konnte, aber ihr fiel, wie immer in brenzligen Situationen, einfach nichts ein.
    Doch Jo Ann lenkte auch ohne ihr Zutun ein: „Entschuldige Isabella, es war nicht so hart gemeint, wie es vielleicht geklungen hat. Es ist nur ... du bist nach Deutschland zurückgegangen, und seitdem habe ich nie mehr etwas von dir gehört. Eva war mit ihrem Kind beschäftigt und musste ihr Leben neu organisieren. Briefe oder Anrufe von ihr wurden immer seltener. Und ich hatte endlich wieder ein eigenes Leben, das mich ausfüllte. Ich habe niemanden gebraucht in dieser Zeit, sonst hätte ich mich vielleicht bei einer von euch beiden gemeldet. Ihr müsst nicht denken, dass ich unglücklich war.“
    Jo Ann dachte an die ersten Jahre nach Kurts Tod zurück. Als sich die Unfallversion in den Köpfen der Leute festgesetzt hatte und man sie in Ruhe gelassen hatte, auch wenn man sie

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