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Die Auswanderinnen (German Edition)

Die Auswanderinnen (German Edition)

Titel: Die Auswanderinnen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: helga zeiner
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Ridge mitfahren, danach nie wieder und dafür musste er zu ihrer nächsten Betriebsfeier mitkommen und sich manierlich benehmen. Die Firma, bei der sie nun angestellt war, war konservativ und erwartete, dass sie sich bei offiziellen Anlässen mit ihrem angetrauten Partner zeigte. Seit der unglückseligen Party, bei der sie sich so kolossal danebenbenommen hatte, war Dieter nicht mehr mit ihr ausgegangen. Isabella hatte kein Problem damit, denn die Entfremdung in ihrer Ehe war schon zu weit fortgeschritten, und ohne Dieter amüsierte sie sich ohnehin viel besser, aber ihr gegenwärtiger Job war ihr wichtig. Nachdem Hal sie gefeuert hatte und in der Agenturszene das Gerücht umging, dass sie eine männermordende Bestie wäre, waren ihr reihenweise die Türen vor der Nase zugeschlagen worden. Sie war nicht einmal mehr zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen worden. Der einzige Vorteil, von dieser inzestuösen Branche ins Abseits gestellt worden zu sein, war der, dass Dieter, der seltsamerweise von der kollektiven Ablehnung ausgenommen war, nie erfuhr, warum sie ihren Job verloren hatte. Ganz im Gegenteil bekam er seitdem deutlich mehr Aufträge, oft sogar sehr gute. Ein Akt des Mitleids mit dem armen unwissenden Ehemann, vermutete Isabella. Mit ihm sprachen sie alle, aber über ihre Person schwiegen sie sich aus. Schon nach kurzer Zeit hatte sie daher erkannt, dass sie die Branche wechseln musste, wenn sie jemals wieder Arbeit finden wollte, und hatte sich auf ihr früheres Berufsleben besonnen. Was hatte sie in München gelernt? Bürokauffrau. Mittlerweile gab es keine Sprachbarriere mehr für sie, und so bewarb sie sich bei jeder Firma, die eine Anzeige aufgegeben hatte. Die erste Zusage kam von einer Importfirma, die mit Waren aus Europa handelte und Isabellas Deutschkenntnisse schätzte. Und Isabella ergriff die Gelegenheit sofort beim Schopf. Nach der lockeren Atmosphäre in der Agentur war die Arbeit zwar ungewohnt für sie, doch dafür erwartete hier niemand sexuelle Sonderleistungen von ihr.
    „Ich werde mich beherrschen und die Schnauze halten, mein Schatz“, erwiderte sie ihrem Mann nun mit zynischem Unterton in der Stimme, als sie das Motelrestaurant betraten. Es war eine muffelige, heruntergekommene Bude mit erstaunlich großem Schankraum, die sicherlich nur deshalb als Gaststätte bezeichnet wurde, weil damit die bestehenden, strikteren Kneipenregelungen umgangen werden konnten. Uwe bestellte einen großen Krug Bier und sechs Gläser. „Der erste geht auf mich!“, erklärte er und prostete den anderen zu.
    Sie mussten nicht lange auf Kurt und Johanna warten. Johanna trug ein Paar Hosen, die ihr viel zu weit waren und sich unter ihrem Gürtel bauschten. Auch ihr blassblaues T-Shirt hatte schon bessere Tage gesehen. Reihum bestellte jeder der Männer einen neuen Krug und so wurde es wider Erwarten doch noch ein netter Abend. Sogar Johanna lächelte ab und zu und unterhielt sich leise und eindringlich mit Eva, die neben ihr saß. Wie es ihr in Sydney denn so gehe, ob sie Nachrichten aus Deutschland hätte, und ob sie noch immer in der Spofforth Street wohnten.
    Kurt berichtete währenddessen von der Mine, und was er erzählte, klang spannend und aufregend. Uwe fragte, wann sie denn zum Schürfen mitkommen könnten. Morgen schon, sagte Kurt gönnerhaft und fragte, wie lange sie bleiben wollten.
    „Kommt darauf an“, meinte Dieter. „Wie viel hast du denn schon gefunden?“
    „Nicht wenig“, log Kurt. „Ich habe Glück mit der Mine, sie wirft gute Erträge ab. Habe erst gestern alles zum Schleifer gebracht, sonst könnte ich euch etwas zeigen. Aber, wenn ihr wollt, machen wir dort weiter, wo ich die letzten Nobbys gefunden habe, dort haben wir die besten Chancen.“
    „Wunderbar. Wir haben drei Tage Zeit, es ist doch ein langes Wochenende, und wir müssen erst am Dienstag wieder zurück sein“. Dieter konnte seine Ungeduld kaum zügeln. „Um wie viel Uhr soll es denn losgehen?“
    „Normalerweise fangen Johanna und ich um fünf Uhr morgens an, aber ich werde gnädig sein und euch harte Kerle erst um sieben aus dem Bett werfen.“
    „Dann können wir Frauen ausschlafen und uns später zum Frühstück treffen“, schlug Eva vor. „Kommst du zu uns, oder gehen wir zu dir, Johanna?“
    Kurt sagte nichts, er verließ sich darauf, dass Johanna Evas Vorschlag von sich aus ablehnen würde. Tatsächlich setzte sie auch schon dazu an, als Isabella laut loslachte und Kurt auf die Schulter klopfte. „Sag

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