Die Auswanderinnen (German Edition)
ja nicht, dass du Johanna in der Mine brauchst. Doch nicht morgen, wenn du die volle Arbeitskraft dieser beiden Prachtkerle hier ausnutzen kannst! Wage nicht, Johanna von uns fernzuhalten, du Ungeheuer. Sie hat eine kleine Ablenkung verdient, die Ärmste. Schau doch mal, wie mager sie geworden ist.“
Weil Isabella gelacht hatte und alle anderen dachten, dass die Idee, Johanna müsse mit den Männern mitarbeiten, ein Scherz gewesen war, blieb Kurt nichts anderes übrig, als zu sagen: „Logisch, macht ihr Weiber euch nur einen schönen Tag, wie immer, während wir armen Hunde malochen gehen. Werdet schon sehen, wer am Ende mehr davon hat, wenn wir die prächtigen Klunker, die wir morgen finden, einsacken werden.“
„Darauf trink ich“, sagte Uwe, worauf die Männer miteinander anstießen und sich auf die kommenden Tage freuten.
Kapitel 29
Uwe war zutiefst erschrocken, als er das enge Loch sah. „Dort sollen wir rein?“, fragte er fassungslos. Er musterte Kurt. Wie passte der bullige Kerl nur in diese winzige Öffnung? „Das ist doch lächerlich. Unmöglich! Da gehe ich nicht runter!“
Kurt wischte sich mit dem Handrücken die tropfende Nase. „Memme, du hast ja Schiss! Ist dir wohl zu gefährlich!“
Uwe trat etwas näher und beugte sich vorsichtig über die dunkle Öffnung in der Erde, aus der das Ende einer wackeligen Leiter ragte. Vorsichtig rüttelte er an ihr, ließ die Streben erzittern und vernahm den metallenen Hall, der daraufhin schwach aus der Tiefe nach oben drang und das Loch für ihn endgültig zu einem alles verschlingenden Schlund machte.
„Keine Chance“, sagte er bestimmt, „da gehe ich nicht runter.“
Dieter stand hinter ihm. Auch er war blass geworden, wollte sich vor Kurt aber nicht blamieren und schlug sich daher auf dessen Seite. Er räusperte sich kurz und lachte dann: „Sei nicht albern, Uwe. Du benimmst dich wie ein kleines Kind. Kurt und Johanna steigen da jeden Tag runter, was soll also schon dabei sein.“
Kurt schob Uwe zur Seite. Er hatte sich einen Helm mit einer Grubenlampe aufgesetzt und hielt einen Eimer mit Werkzeug und ein zusammengerolltes Seil in seinen Händen.
„Ich gehe als Erster“, erklärte er, während er den Eimer langsam am Seil ins Loch hinabließ. „Wenn ich unten bin, ziehe ich am Strick, dann kommt der Nächste. Es darf immer nur einer auf die Leiter, verstanden? Sie hält mich aus, also hält sie euch auch aus. Nehmt die Lampen mit, sonst seht ihr unten nichts.“ Er hatte zwei weitere Grubenlampen zum Umhängen für sie bereitgestellt und befestigte das eine Ende des Seils an der Leiter, als er spürte, dass der Eimer unten aufgesetzt hatte. Dann stieg er auf die oberste Sprosse, zwängte seinen Körper durch die Öffnung, indem er beide Arme in die Höhe streckte, um die Breite seiner Schultern zu reduzieren. Danach begann er abzusteigen.
Kaum war er verschwunden, flüsterte Uwe. „Hast du das gesehen? Er stößt an den Wänden an! Wenn er stecken bleibt, kann ihm niemand helfen.“
„Quatsch nicht. Er bleibt doch nicht stecken“, antwortete Dieter. Aber auch ihm wurde es mulmig zumute, als er das Seilende nun auffordernd zucken sah. Kurt war unten angekommen.
Uwe schüttelte den Kopf und bedeutete ihm mit einer einladenden Geste, voranzugehen.
„Wehe du kommst nicht“, drohte Dieter. „Dann bist du für mich erledigt!“ Vorsichtig setzte er seinen linken Fuß auf die Leiter, die sich unter dem Druck seines Gewichts sofort etwas vom Erdrand wegdrehte. Prüfend blickte er nach unten, konnte aber überhaupt nichts erkennen, nicht einmal den Schein von Kurts Lampe. Dann holte er noch einmal tief Luft und zog seinen rechten Fuß nach. Nun konnte er nicht mehr nach unten blicken und fühlte sich etwas besser. Seine Hände klammerten sich an der Leiter fest, während er mit den Füßen vorsichtig nach den einzelnen Sprossen tastete. Eine nach der anderen, ganz langsam. Mit der Zeit gewann er an Zuversicht. Dennoch dauerte es ewig, bis er endlich unten angekommen war.
Kurt erwartete ihn am Ende der Leiter im Hauptschacht, der als Werkzeuglager, Pausenraum und Planungszentrum in einem diente. Dieter war überrascht, wie geräumig diese Höhle war. „Donnerwetter“, stellte er erleichtert fest, „hier kann man ja sogar aufrecht stehen!“
„Aber nur hier“, erklärte ihm Kurt. „Das ist der Hauptschacht. Weiter hinten, in den Nebenschächten, werden wir kriechen müssen.“ Sie hatten die weitere Vorgehensweise bereits
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