Die Babysammlerin (Contoli-Heinzgen-Krimi)
in den Händen wankten an seinem Fenster vorbei. Der Himmel zeigte sich heute an Weiberfastnacht gnädig und verzichtete darauf, die Jecken zu durchnässen.
Wolf dachte an gestern. Anke hatte ihm die Pistole auf die Brust gesetzt. „Entweder Karneval oder Ehepaar Hauff“, hatte sie spitz erklärt und dabei in ihren schwarzen Dessous auf dem Bett gesessen. Er hatte nicht widerstehen können. Zuerst war er ihren Dessous erlegen und hatte sich anschließend für das Ehepaar Hauff entschieden. Er grinste und schüttelte den Kopf, als könne er heute sein Handeln nicht mehr nachvollziehen. Anke hatte ihn ganz schön im Griff. Und er genoss es. Er musste zugeben, ihre noch bestehende Ehe hatte sich, seit sie nach der Trennung wieder zueinandergefunden hatten, stetig verbessert. Im Gegensatz zu vorher war sie gegenwärtig prickelnd und spannend und weit entfernt von einem herkömmlich alltäglichen Ehebund. Wenn ihn auch einerseits Ankes Weigerung ärgerte, wieder formell bei ihm einzuziehen, war er andererseits froh darüber. Denn im tiefen Inneren hatte er Angst, ein offizielles Zusammenziehen könnte alles erneut zerstören. Wolf atmete tief durch und setzte sich wieder vor seinen PC. „Ach“, sagte er laut zum Bildschirm und strich sich durch seine borstigen Haare. „Ich muss mal mit meinen Supervisor über das Problem Anke und Ehe reden.“ Wolf schaute auf die Uhr, jetzt wurde es Zeit. Nach einigen vergeblichen Versuchen, sich doch noch zu konzentrieren, brach er ab, stieg die Treppe hoch in seine Wohnung, band sich die lederne Schürze um und suchte seine Kochutensilien zusammen. Den Tisch hatte Anke schon heute Morgen, passend zum Karneval dekoriert. Im gesamten Zimmer hingen Luftschlangen und Ballons in verschieden Farben. Ja, sie war schon eine Verrückte. Nun doch froh gestimmt durch das Gefühl, ihre Liebe zu besitzen, begann er, seine Hauptaufgabe für diesen Abend zu erfüllen. Er war eifrig mit seinem Drei-Gänge-Menü beschäftig und sah nur kurz auf, als Anke plötzlich in der Küchentür stand. Dort blieb sie stumm eine Weile stehen.
„ Nun leg doch deinen Mantel ab“, sagte Wolf schließlich, „oder stimmt was darunter nicht?“
„ Heute haben doch die Frauen das Sagen.“ Sie schlug schwungvoll ihren Mantel vor ihm auf „Ich war so frei ...“
„ Ach, du lieber Gott“, entfuhr es Wolf bei ihrem Anblick. Anke streckte sogleich eines ihrer netzbestrümpften Beine aus, ließ den Mantel auf den Boden fallen und drehte sich vor ihm, dass ihr kurzes Tüllröckchen nur so wirbelte.
„ Gut, dass du wenigstens oben herum was an hast“, gab sich Wolf geschlagen.
Es klingelte.
„Nein“, jammerte er. „Nun sind sie auch noch viel zu früh.“
„ Jetzt reiß dich zusammen. Sie sind nett, du wirst sehen. Ich öffne und du kümmerst dich um den Wein, vielleicht noch einen Aperitif vorweg.“
Wolf empfing sie oben mit vier Gläschen Portwein. Er bemerkte sofort die merkwürdige Stimmung der beiden Gäste. Flugs blickte er zu Anke, die hinter ihnen stand und ihm kurz mit der entsprechenden Mimik andeutete, dass er sich in seiner Wahrnehmung nicht täuschte. Ein ungutes Gefühl beschlich ihn. Etwas lag in der Luft. Anke legte ihren Arm um die Kollegin und schob sie vor.
„ Das ist Birgit, mein Beistand, Rückhalt und Trost in der rauen Wirklichkeit der Redaktion. Wolf reichte ihr ein Gläschen.
„ Aha, Birgit – die Erhabene.“
Birgit sah Anke verdutzt an.
„Kleines Hobby von ihm, die Bedeutung der Vornamen.“
Alle lachten bis auf Dietrich Hauff, in dessen sympathischem Gesicht sich nur leicht der Mund verzog. Wolf ließ sich nicht irritieren. Wer weiß, was den Mann als geplagten Bullen bedrückte. Wolf reichte ihm seine Hand.
„Und Sie sind ...
„ Dietrich Hauff, Kriminaloberkommissar.“
„ So, so, Dietrich, Herrscher des Volkes“, ließ Wolf wissen und reichte ihm ebenfalls ein Gläschen. Das entlockte sogar Dietrich Hauff ein Lächeln. Sein leichter Bauchansatz zuckte einige Male. Er war gut einen halben Kopf kleiner als Wolf. Seine Frau Birgit nippte an ihrem Aperitif. Sie überragte ihren Mann um wenige Zentimeter. Wolf schmunzelte. Ein seltsames Paar, dachte er. Hauff wirkte gegenüber seiner Frau Birgit recht bieder, die gertenschlank, modisch gekleidet mit schwarzen wilden Locken neben ihm stand. Im Gegensatz zu ihrem Mann gab sich Birgit aufgekratzt, lobte Ankes fantasievolle Dekoration und bedauerte, nicht auch ihren knallroten Charlestonfummel angezogen zu
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